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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sickler - Si diis placet.

rad von S. ward von Kaiser Maximilian H. in den Reichsfreiherrenstand und dessen Nachkommen 1773 von Kaiser Joseph II. in den Reichsgrafenstand erhoben und 1791 in das schwäbische Grafenkollegium eingeführt. Das Geschlecht teilte sich in mehrere Linien, von denen aber nur die zu S. unmittelbare Güter in der Herrschaft Landstuhl besaß, die 1803 aufgegeben werden mußten. Gegenwärtig blüht das Geschlecht nur noch in einer in Österreich und Schlesien begüterten katholischen Linie, an deren Spitze Graf Joseph von S., geb. 9. Jan. 1833, steht. Vgl. Hüll, F. v. Sickingens Nachkommen (Ludwigsh. 1887).

Sickler, Johann Volkmar, Pomolog, geb. 1742 zu Günthersleben, starb 31. März 1820 als Pfarrer in Kleinfahnern bei Gotha. Sein "Deutscher Obstgärtner" (Weim. 1794-1804, 22 Bde.) brachte in die Pomologie zuerst ein geordneteres System.

Sic transit gloria mundi (lat.), "so vergeht der Ruhm (die Herrlichkeit) der Welt", Anfang eines lateinischen Kirchenliedes.

Sic volo, sic jubeo (lat.), s. Hoc volo etc.

Sic vos non vobis (lat.), "so (schafft, arbeitet) ihr (aber) nicht für euch", ein vom jüngern Donatus (in der "Vita Vergilii", 17) überliefertes Wort des Dichters Vergil.

Sida L. (Samtpappel), Gattung aus der Familie der Malvaceen, Kräuter, Halbsträucher und Sträucher in den tropischen und subtropischen Ländern. Mehrere Arten liefern Gespinstfasern, welche zu Seilerwaren und Geweben benutzt werden. In China wird S. tiliaefolia kultiviert und die Faser dem Hanf vorgezogen. Besonders die Fasern der in ganz Indien und im nördlichen Australien häufigen S. retusa L. werden vielfach benutzt. Einige Arten sind Zierpflanzen. S. Abutilon, s. Abutilon.

Sidama, Landschaft, s. Kaffa.

Siddim, nach hebr. Tradition fruchtbare Ebene in Palästina, mit den Städten Sodom und Gomorrha, an deren Stelle dann das Tote Meer trat.

Siddons (spr. ssiddens), Sarah, eine der größten tragischen Schauspielerinnen der Engländer, geb. 4. Juli 1755 zu Brecon in Wales, Schwester der beiden berühmten Schauspieler Charles und John Phil. Kemble, betrat noch sehr jung die Bühne, verheiratete sich 1773 mit dem Schauspieler S. und fand, nachdem sie schon 1775 am Coventgardentheater in London gespielt hatte, 1782 an dieser Bühne ein bis zu ihrem Rücktritt (9. Juni 1818) vom Theater währendes Engagement. Von vorteilhaftem Äußern, mit vollem und wohlklingendem Organ begabt, war sie die vorzüglichste Schauspielerin, die vielleicht England je besaß. Ihr Geist war klassisch gebildet, ihr moralischer Charakter tadellos. Lady Macbeth und Katharina in Shakespeares "Heinrich VIII." waren ihre Hauptrollen. In ihren Mußestunden widmete sie sich der Bildhauerei und lieferte mehrere treffliche Werke, z. B. die Büste des nordamerikanischen Präsidenten Adams. S. starb 8. Juni 1831 in London. Ihr Leben beschrieben Campbell (2. Aufl., Lond. 1839) und Mrs. Kennard (das. 1887).

Siddur (neuhebr., "Ordnung"; hier und da auch Tefilla, "Gebet", genannt), das Gebetbuch der Israeliten für die Wochen- und Sabbattage.

Sidelhorn (Groß- und Klein-S.), zwei Berge im schweizer. Kanton Wallis, zu den Berner Alpen gehörig, 2881 und 2766 m hoch, mit großartiger Aussicht auf die Schneewüsten der Finsteraarhornmasse, die Gotthard- und die Walliser Alpen.

Sideral (lat.), auf die Gestirne bezüglich.

Siderallicht, s. Knallgas.

Sideralmagnetismus, der im Mittelalter allgemein geglaubte Einfluß, den die Gestirne und namentlich der Mond auf den Zustand des tierischen Organismus ausüben sollen.

Sideration (neulat.), Erkrankung durch Witterungseinfluß, besonders durch starke Hitze.

Sideringelb, s. Chromsäuresalze, S. 107.

Siderisch (lat.), s. v. w. sideral; auch dem Siderismus (s. d.) gemäß. Siderische Revolution, die Zeitdauer, welche ein Planet braucht, um wieder bis zum nämlichen Fixstern zurückzukehren, also die wahre Umlaufszeit; siderisches Jahr, s. Jahr.

Siderisches Pendel, s. Wünschelrute.

Siderismus (v. griech. sideros, Eisen), der Einfluß, den Metalle, überhaupt unorganische Körper auf den Menschen äußern sollen, so daß dieser fähig werden soll, Metalle und Wasser unter der Erde zu empfinden; dann Mesmers Methode magnetischer Behandlung der Kranken mit Eisenstäben, die in einer magnetisierten Wanne (siderisches Baquet) befestigt waren; auch s. v. w. Einfluß der Gestirne (lat. sidera) auf den menschlichen Körper.

Siderit, s. v. w. Spateisenstein; s. auch Quarz.

Siderochalcit, s. Strahlerz.

Siderographie (griech.), Ätzen in Stahl (s. Ätzen); auch s. v. w. Stahlstecherkunst.

Siderolithwaren (Terralith-, Hydrolithwaren), Thonwaren aus weißem oder farbigem Thon, die geformt oder in Gips gegossen, scharf gebrannt, bemalt, mit farbigem Bernsteinfirnis lackiert, auch wohl bronziert und dann wieder scharf ausgetrocknet werden. Die S., besonders Körbchen, Blumentöpfe, Ampeln, Vasen, Figuren etc., werden in Böhmen, im Thüringer Wald, in Dresden, Wallerfangen bei Mainz, Septfontaines und Mettlach verfertigt.

Sideroplesit, s. Spateisenstein.

Siderostat, nach Art eines Heliostaten eingerichtetes Instrument, welches die von einem Stern oder von der Sonne kommenden Strahlen immer in derselben Richtung reflektiert, so daß das Beobachtungsfernrohr unveränderlich feststehen kann, während der Stern sich bewegt; namentlich in Frankreich zu astrophysikalischen Beobachtungen und zu photographischen Aufnahmen der Himmelskörper im Gebrauch.

Sideroxylon L. (Eisenholz), Gattung aus der Familie der Sapotaceen, exotische Bäume und Sträucher in Asien, Afrika und Amerika, mit wechselständigen, ganzrandigen Blättern, weißen Blütenbüscheln und beerenförmigen Früchten, besitzen ein sehr hartes und schweres Holz, welches von mehreren Arten, wie S. triflorum Vahl in Westindien, S. inerme L. in Südafrika und S. nitidum Bl. auf Java, als Eisenholz in den Handel kommt. S. attenuatum Bl., in Ostindien u. auf den Philippinen, liefert Guttapercha.

Siders (Sierre), Flecken und Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Wallis, am Rhône und an der Eisenbahn Bouveret-Brieg, baut guten Wein (Muskat) und hat (1880) 1671 Einw. (919 Deutsche); hier kreuzt die Sprachscheide das Thal.

Sidi Hedschâm, Staat des, ein 1810 von Marokko unabhängig gewordener Berberstaat, erstreckt sich unter 29° 30' nördl. Br. auf 30 km an der Küste und etwa 70 km ins Innere. Der eigentliche Name des Landes ist Taserult. Die Bewohner sind fleißige Ackerbauer, bauen auch die Erzgänge ihrer Berge ab, treiben aber vornehmlich Handel mit Kamelen. Der Scheich gewährt allen Fremden sicheres Geleit, und so hat sich hier ein lebhafter Verkehr entwickelt. Hauptort ist Ilegh; derselbe wurde 1880 von Lenz besucht.

Si diis placet (lat.), wenn die Götter wollen.