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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Stanhope; Stanhopea; Stanimaka; Stanislau; Stanislaus; Stanislaus I. Leszczynski

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Stanhope (Lady Esther Lucy) - Stanislaus I. Leszczynski

seinen Schriften focht er für Parlamentsreform, Abschaffung der Negersklaverei, Preßfreiheit und Unabhängigkeit der Geschworenengerichte. Er machte außerdem manche nützliche technische Erfindung, eine von ihm verbesserte Druckpresse trägt seinen Namen. Seine Tochter war die Lady Esther Stanhope (s. d.). Er starb 13. Sept. 1816. - Sein Sohn Philipp Henry, vierter Graf von S., geb. 7. Dez. 1781, lebte in seiner Jugend mehrere Jahre in Deutschland und stand politisch auf Seite seines Oheims Pitt. Er nahm sich eifrig des Findlings Kaspar Hauser (s. d.) an und wollte ihn sogar adoptieren, später aber suchte er ihn in seiner Schrift "Materialien zur Geschichte Kaspar Hausers" (Heidelb. 1835) zu verdächtigen. Er starb. 2. März 1855.

Sein Sohn Philipp Henry, fünfter Graf von S., geb. 31. Jan. 1805, als Viscount Mahon bekannter Geschichtschreiber, studierte in Oxford, wurde 1830 Unterhausmitglied, 1834 Unterstaatssekretär des Auswärtigen in Peels erstem Ministerium, im zweiten 1831 Unterstaatssekretär im Indischen Amt. Als Historiker hat er sich besonders durch seine "History of England from the peace of Utrecht to the peace of Versailles" (7 Bde., 1837-52; deutsch, 8 Bde., Braunschw. 1855) einen Namen gemacht. Außerdem schrieb er: "The Court of Spain under Charles II." (1844), "Life of the Great Condé" (1845), "Historical essays" (1848), "Life of Belisarius" (2. Aufl. 1848), "History of the war of the succession in Spain" (1850), "Life of Joan of Arc" (1853), "History of the rise of our Indian Empire" (1858), "History of England comprising the reign of Queen Anne till the peace of Utrecht" (1870; 4. Aufl. 1872). 1857 wurde er zum Vorsitzenden der National Portrait Gallery, 1858 zum Lord-Rektor der Universität Aberdeen erwählt. Er starb 24. Dez. 1875. - Sein Sohn Arthur Philipp, sechster Graf von S., geb. 13. Sept. 1838, ist der jetzige Inhaber des Titels. Er trat zuerst in die Armee, saß 1868-75 im Unterhaus und war unter Disraeli (Beaconsfield) 1874-75 Lord der Schatzkammer. - Dessen jüngerer Bruder Edward S., geb. 1840, in Harrow und Oxford erzogen, wurde 1865 Advokat, 1874 ins Unterhaus gewählt und bekleidete 1875-78 das Unterstaatssekretariat im Handelsministerium, 1878-80 das Unterstaatssekretariat in dem Ministerium für Indien. In dem Ministerium Salisbury war er Juni 1885 bis Jan. 1886 Handelsminister, seit Aug. 1886 Staatssekretär der Kolonien, dann des Krieges. In dieser Stellung brachte er Mai 1888 eine Vorlage zur Vermehrung der brit. Wehrkraft ein, für die eine erregte Agitation getrieben wurde. Mit dem Kabinett Salisbury trat er Aug. 1892 vom Amt zurück. Er starb 21. Dez. 1893 in London.

Stanhope (spr. stännŏp), Lady Esther Lucy, geb. 12. März 1776 zu London als Tochter des Grafen Charles Stanhope (s. d.) und Nichte William Pitts, kam in das Haus ihres Onkels, der ihr die Besorgung seines Briefwechsels, nicht selten auch den Entwurf diplomat. Noten übertrug. Als Pitt 1806 starb, zog sie sich nach Wales zurück, reiste 1810 in die Türkei und faßte nach mehrjährigen Wanderungen den Entschluß, sich in Syrien niederzulassen. Der Emir Beschir wies ihr Mar-Elias, ein ehemaliges griech. Kloster, zum Aufenthalt an. Später baute sie sich zu Dschihun, unweit Saida, auf einem der wildesten Punkte des Libanons, einen Palast. Ihre Einrichtung und ihr Betragen erregte die Meinung, sie gebiete über ungeheure Schätze, die sie durch Verbindung mit der Geisterwelt erhalte. Die Syrer nannten sie die Königin von Tadmor, die Zauberin von Dschihun, die Sibylle des Libanons. Als Ibrahim Pascha 1831 in Syrien einfiel, spornte sie die Drusen zum Widerstände an und wußte sich ihm so furchtbar zu machen, daß er sie bat, neutral zu bleiben. Ein großer Hebel ihrer Macht war ihre unbegrenzte Wohlthätigkeit. Ihr Aufwand brachte sie indessen zuletzt in arge Verlegenheiten. Sie starb 23. Juni 1839 und wurde in der Gruft zu Mar-Elias beigesetzt. Ihr Leibarzt Meryon veröffentlichte "Memoirs of the Lady E. S." (3 Bde., Lond. 1845; deutsch von Birch, 3 Bde., Stuttg. 1846).

Stanhopea, Gattung der Orchideen (s. d.).

Stanimaka (Stenemachos), Stadt in Ostrumelien, im Distrikt Philippopel, südöstlich dieser Stadt, an einem Nebenfluß der Maritza schön gelegen, hat (1893) 13 089 meist griech. E., gute griech. Schulen, Seidenzucht und lebhaften Handel mit den Weinen der Umgegend.

Stanislau. 1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 868,88 qkm und (1890) 105 408 (53 517 männl., 51 891 weibl.) meist ruthen. E. (32 394 Polen, 5887 Deutsche) in 99 Gemeinden mit 232 Ortschaften und 91 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke Halicz und S. - 2) S., poln. Stanisławów, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Kreis- und eines Bezirksgerichts (67 886 E.), eines griech.-kath. Bischofs, einer Vetriebsdirektion der Staatsbahnen und der 13. Kavalleriebrigade, an der Bistritza und den Linien Lemberg-Czernowitz, Stryj-S.-Husiatyn und S.-Körösmezo (117 km) der Österr. Staatsbahnen, ist nach dem großen Brande von 1868 neu aufgebaut und hat (1890) 22 391 meist poln. E., darunter 12 149 Israeliten, in Garnison ein Bataillon des 58. Infanterieregiments "Erzherzog Ludwig Salvator", 2 Bataillone des 95. Infanterieregiments "Ritter von Rodakowski", das 31. und 33. Divisionsartillerieregiment, drei Kirchen, darunter die schöne Marienkirche, Standbild Kaiser Franz' I., Stadttheater, poln. Obergymnasium, Oberrealschule, Lehrerseminar, Handels- und Gewerbeschule, drei Spitäler, ein Landesstrafhaus; eine große Eisenbahnwerkstätte, Dampfmühle, Gerberei, Färbereien, Dampfziegelei, Preßhefefabrik und bedeutenden Produktenhandel.

Stanislaus, der Heilige, geb. 1030 unweit Bochnia in Galizien, studierte in Paris Theologie und wurde 1071 Bischof von Krakau. Als er den poln. König Boleslaw wegen seiner Ausschweifungen mit dem Kirchenbann bedrohte, geriet dieser in solche Wut, daß er 1079 S. in der Michaeliskirche zu Krakau während der Messe überfiel und niederhieb. Nach neuern Forschungen waren es hierarchische Ansprüche des Bischofs, welche den Konflikt herbeiführten. Papst Georg VII. that Boleslaw in den Bann; S.' Gebeine aber wurden in der Kathedrale zu Krakau beigesetzt und er selbst von Papst Innocenz IV. 1253 als Schutzpatron Polens heilig gesprochen. Sein Gedächtnistag ist der 7. Mai. Ihm zu Ehren stiftete König Stanislaus II. August 1765 den Stanislausorden (s. d.).

Stanislaus I. Leszczynski, König von Polen, geb. 20. Okt. 1677 zu Lemberg, wurde zum Wojwoden von Posen erhoben und 1704 von der Konföderation in Warschau an Karl XII. geschickt, als dieser den Kurfürsten August II. (s. d.) von Sachsen des poln. Thrones für verlustig erklärt hatte.