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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Star (Vogel) - Stare

dioptrische Wirkung der Krystalllinse durch eine vor dem Auge zu tragende starke Konvexlinse (Starbrille) zu ersetzen, die, weil gleichzeitig mit der Krystalllinse das Accommodationsvermögen (s. d.) verloren geht, für den verschiedenen Abstand der Objekte verschieden stark sein muß. Die Nachbehandlung der Operation nimmt ungefähr 4 Wochen in Anspruch. Der Gebrauch der Starbrillen ist in der Regel erst 6-8 Wochen nach der Operation zu gestatten. Häufig tritt nach Jahren wieder eine Abnahme des Sehvermögens ein, wenn sich die im Auge gebliebene Linsenkapsel trübt (Nachstar, Kapselstar). Durch eine einfache Spaltung dieser trüben Kapsel kann das frühere Sehvermögen wiederhergestellt werden. Außer dem grauen S. kennt der Volksmund noch den grünen S. (s. Glaukom), so genannt wegen des bei dieser Krankheit häufig bemerkten grünlichen Reflexes aus der Tiefe der Pupille, und den schwarzen S. (Amaurosis), bei der der völligen Erblindung eine Degeneration des innern Auges oder des nervösen Teils des Sehapparats zu Grunde liegt und die Pupille keinerlei Farbenveränderung zeigt, sondern rein schwarz erscheint.

S. kommt auch bei Haustieren vor. Die Operation des grauen S. ist bei Tieren zwar ebenso ausführbar wie beim Menschen, indessen nicht von demselben Erfolge begleitet, weil man den Tieren keine Starbrillen auflegen kann. Die Erkennung von Starpunkten, die im Laufe der Zeit zu vollständiger Erblindung führen können, ist oft schwer. Sie werden am besten durch Anwendung des Augenspiegels oder durch Besichtigung des Auges unter einer Stallthür (den Kopf des Tieres nach außen gekehrt) festgestellt. Bei totalem S. gehen die Pferde sehr vorsichtig (mit erhobenen Beinen), stoßen häufig an Hindernisse an und zeigen ein äußerst lebhaftes Ohrenspiel. Da beim schwarzen S. die Pupille ihre Weite nicht mehr verändert, sondern starr und weit geöffnet ist, so scheinen die Pferde große schöne Augen zu besitzen (Schönblindheit). Erkannt wird diese Krankheit dadurch, daß die Pupille sich nicht zusammenzieht, selbst wenn man grelles Tageslicht oder Lampenlicht auf das Auge direkt einwirken läßt. (S. auch Gewährsfristen.) - Vgl. Peters, Der schwarze S. der Pferde (Berl. 1886).

Star, Vogel, s. Stare.

Stär, männliches Schaf.

Staraja Russa. 1) Kreis im südwestl. Teil des russ. Gouvernements Nowgorod, südlich am Ilmensee, hat 9910,9 qkm, darunter 375 qkm Seen, 178 615 E., Roggen-, Hafer- und Flachsbau, Fischerei und Schiffbau. - 2) Kreisstadt im Kreis S. R. und Badeort am Polist und an der Nowgoroder Eisenbahn (Tschudowo-Nowgorod-S. R.), hat (1893) 15 589 E., 19 russ., 1 evang. Kirche, 1 Nonnenkloster, israel. Betschule, Mädchengymnasium, Theater, 2 Buchhandlungen, 2 Buchdruckereien, Wasserleitung, 2 Banken, Flußhafen mit Dampfschiffahrt, Handel mit Getreide, Flachs, Holz. An der Stadt finden sich Salzquellen, die bis 1865 zur Salzgewinnung benutzt wurden, seitdem aber nur als Heilmittel (zum Trinken und Baden) gegen Skrofeln, veralteten Rheumatismus, Hautkrankheiten dienen. Jährlich 1000 Kurgäste.

Staramsel, soviel wie Rosenstar (s. Hirtenvogel).

Stara-Planina, bulgar. Name des Balkans.

Stara-Zagora, Stadt in Ostrumelien, s. Eski-Zagra.

Star Bicycle, s. Velociped.

Starbrille, s. Star.

Starbuckinsel, Volunteerinsel, eine der Manihiki-Inseln (s. d.), gehobene Lagune mit Guano- und Gipslagern.

Star Chamber (engl.), s. Sternkammer.

Starck, Ingeborg, s. Bronsart von Schellendorf (Hans).

Star-drift, die von Proctor eingeführte engl. Bezeichnung für eine gemeinschaftliche Eigenbewegung einer Anzahl nahe bei einander liegender Fixsterne, wie sie z. B. fünf von den sieben Hauptsternen des Großen Bären zeigen.

Stare (Sturnidae), Name einer aus gegen 30 Gattungen und 130 Arten bestehenden, über die ganze Alte Welt und den größten Teil der austral. Region verbreiteten Familie der Singvögel, bei welcher der Schnabel verlängert-kegelförmig, gerade, an der Spitze scharf, die Mittelzehe so lang als der Lauf ist, die Nasenlöcher an der Schnabelwurzel seitlich, halb geschlossen und die Flügel mittellang sind. Die S. sind Gesellschaftsvögel, die sich besonders nach der Brutzeit zu großen Scharen vereinigen. Als starke Insektenvertilger von großem Nutzen, können sie aber auch den reifenden Früchten, insbesondere den Weintrauben, Schaden thun. Die Stimme ist meist kreischend, selten angenehm. Da die S. aber muntere, meist auch sprachbegabte Vögel sind, so werden sie gern als Sturmvögel oder in Volieren gehalten, wo sie mit Drosselfutter genährt, lange ausdauern und unter günstigen Verhältnissen zur Zucht schreiten. Für die Liebhaber kommen von nachstehender Unterfamilie in Betracht: 1) Atzeln (Eulabes), kräftige Vögel mit nackten Kopfstellen und warzigen oder lappigen Auswüchsen derselben. Am gemeinsten der Hügelatzel (Eulabes religiosus L.) aus Vorderindien, Preis 15 M. Wegen seiner Nachahmungskunst und Sprachbegabung besonders gesucht der Malaienatzel oder große Beo (Eulabes javanensis Osbeck) von den Sunda-Inseln, Preis 25 M. 2) Echte S. (Sturnus), zu denen der gemeine S. oder Sprehe (Sturnus vulgaris L., s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel IV, Fig. 6, Bd. 14, S. 996) gehört, ein in der That gemeiner Vogel, denn er ist in ganz Europa, in Sibirien, Mittelasien, China, im Himalaja, in der Berberei und im südl. Afrika zu Hause, erscheint aber in den kältern Gegenden nur als Zugvogel. Im nördl. Deutschland kommt er im Anfang des März an und zieht im Oktober nach Süden. Er ist gesellig und hält sich außer der Paarungszeit in Schwärmen zusammen, die ihre Nachtruhe gern in dem Schilf der Teiche halten. Sein Charakter ist lebhaft, er zeigt List und Klugheit, oft auch Mutwillen, lernt leicht fremde Melodien nachahmen und sogar Worte nachsprechen, weshalb man ihn gern als Stubenvogel hält. Als Hausgenosse und nützlicher Insektenvertilger wird er überhaupt von den Menschen gern gesehen, die für ihn in mehrern Gegenden hölzerne Häuschen (Starkästen) zum Brüten an die Obstbäume der Gärten befestigen. Seine Nahrung besteht aus Insekten und deren Larven, die er sogar auch vom Rücken der Schafe absucht, ganz besonders aber aus Nacktschnecken und im Spätjahre aus mancherlei Beeren. Das erwachsene Männchen ist stahlgrün und purpurschillernd, mit weißlichen Flecken gezeichnet, und der Schnabel im Sommer gelb. Das Weibchen legt 4-6 blaßgrünliche Eier in hohle Bäume (s. Tafel: Eier mitteleuropäischer Singvögel, Fig. 10, Bd. 17). In Südeuropa, Nordwestafrika und Palästina wird er durch den Einfarbstar (Sturnus