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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Stehende Wellen; Stehknecht; Stehlager; Stehlsucht; Steier; Steierdorf; Steiermark

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Stehende Wellen - Steiermark

Stehende Wellen, durch Interferenz von fortschreitenden Wellen entstehende Wellen, bei denen die Knoten in Ruhe bleiben und alle Punkte gleichzeitig dieselbe Phase durchmachen. (S. Wellen.)

Stehknecht, s. Hobelbank.

Stehlager, s. Lager (im Maschinenbau).

Stehlsucht, Stehltrieb, s. Kleptomanie.

Steier, Stadt, s. Steyr.

Steierdorf, auch Steyerdorf, ungar. Stájerlak, Groß-Gemeinde im Komitat Krassó-Szörény in Ungarn, an der Linie Jaszenova-Anina der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) mit dem Eisenwerk Anina 12144 meist kath. deutsche E., die hauptsächlich in den Bergwerken und Hütten arbeiten. Die Bergwerke liefern vorzügliche Steinkohlen und Eisenerze, feuerfesten Thon und Ölschiefer. Sie gehören meist der Österr.-Ungar. Staatseisenbahngesellschaft, die hier auch Bessemerstahl- und Schienenwalzwerke, Lokomotiv- und Maschinenfabriken mit 8000 Arbeitern besitzt.

Steiermark oder Steyermark, Herzogtum und Kronland der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, zu deren cisleithanischem Teil gehörig, grenzt im N. an Ober- und Niederösterreich, im O. an Ungarn und Kroatien, im S. an Krain, im W. an Kärnten und Salzburg und hat einen Flächenraum von 22427,77 qkm, d. i. 7,48 Proz. der Fläche der österr. Reichshälfte. (S. Karte: Kärnten, Krain u. s. w., Bd. 10, S. 180.)

Oberflächengestaltung. S. gehört zum Bereich der Ostalpen (s. d.), ist ein ziemlich hohes Gebirgsland und zeichnet sich durch einen großen Reichtum von malerischen Landschaften, Mineralschätzen und Üppigkeit der Vegetation aus. Geographisch wird das Land in Ober- oder Nord- und Unter- oder Südsteiermark eingeteilt. Das nördliche S. durchschneidet als Scheidewand zwischen der Mur und Enns die Central- oder Hauptkette der Alpen. In dieser Niedere Tauern benannten Kette, die mit den Radstädter Tauern aus Salzburg herübertritt und in nordöstl. Richtung läuft, liegen der Hochgolling (2863 m), die hohe Wildstelle (2746 m) und der Hohenwart (2361 m). An diese schließen sich östlich die Rottenmanner Tauern mit dem Bösenstein (2449 m) und die Seckauer Alpen mit dem Zinken (2398 m) an. Durch den tiefen Einschnitt des der Enns zugewendeten Paltenthals und des zur Mur abfallenden Liesingthals, welche durch den von der Eisenbahnlinie Selzthal-St. Michael übersetzten Schoberpaß (849 m) verbunden sind, werden die centralen Alpen von den nördl. Kalkalpen getrennt. Ein zweiter südlicherer Zug der centralen Alpen zieht südlich der Mur und bildet die Grenze gegen Kärnten. Die wichtigsten Kulminationspunkte derselben sind die Stangalpe mit dem Königsstuhl (2331 m) und dem Eisenhut (2441 m). Hierauf folgt die Kuhalpe, die Judenburger Alpen mit der Wenzelalpe und dem Zirbitzkogel (2397 m), dann die Mur- oder Brucker Alpen, endlich jenseit der Mur die niedern Steirischen Alpen und zwar die Fischbacher Alpen, und als letztes Glied gegen die Ebene zu der Wechsel (1738 m). Durch das Obere Ennsthal von den Centralalpen (auch in S. schlechthin Steirische Alpen genannt) getrennt, ziehen die nördlichen Kalkalpen. An der Grenze zwischen S., Oberösterreich und Salzburg erhebt sich das großartige begletscherte Massiv des Dachsteins (2996 m), ferner der so charakteristisch aufgetürmte Grimming (2351 m) und im N. desselben, das sog. Steirische Salzkammergut einschließend, das Tote Gebirge (2093 m). Die Fortsetzung bilden die Ennsthaler Alpen, welche zugleich die Grenze gegen Oberösterreich bilden, und über welche der Paß Pyhrn (945 m) die Verbindung herstellt. Es folgen die Gruppen des Hohen Pyrgas (2244 m), des Großen Buchstein (2224 m) und südlich der Enns, die sich hier durch die berühmte Schlucht "Das Gesäuse" ihren Weg gebahnt hat, das Hochthor (2372 m) und der Lugauer (2205 m). An diesen schließt sich der berühmte Erzberg (1543 m) an, dessen Eisenlager, obwohl seit einem Jahrtausend ausgebeutet, noch jetzt alljährlich 300000 t Eisen ergiebt. Über den Prebichelpaß (1253 m) führt eine Bahn und Straße nach Leoben. Die folgenden Glieder der nördl. Kalkalpenkette, hier Nordsteirische Alpen genannt, sind der Hochschwab (2278 m), die Veitscher Alpe (1982 m), die Schneealpe (1904 m) und die Raxalpe mit der Heukuppe (2009 m). Zwischen diesem Berge und dem Wechsel liegt der Semmering (s. d.). Zu den Seitengliedern der Centralkette rechnet man die Koralpe (2144 m) und den Posruck. Auch die südl. Vorlagen der Alpen reichen noch bis in die S. Im Hauptzug erhebt sich hier das Bachergebirge mit dem Schwarzkogel (1548 m). Südlich vom Bachergebirge an der Grenze zwischen S. und Krain erstrecken sich, von den Karawanken ausgehend, die Santhaler oder Steiner Alpen. An der Grenze zwischen S., Kärnten und Krain erhebt sich in diesen der Grintouz (2559 m), ferner die Oistritza (2350 m). Ein großer Teil des Landes, zumal im SO., wird hügelig und flach, und insbesondere sind die Windisch-Büheln zwischen Mur und Drau landschaftlich schön und fruchtbar. Größere Ebenen hat S. nicht; neun Zehntel des Landes sind uneben. Dagegen hat es zahlreiche herrliche Thäler, darunter das lange und wechselvolle Murthal, das schöne Ennsthal, das Mürzthal, das Salzathal, den Weichselboden, das Raabthal, das Sannthal u. a.

Bewässerung. S. wird von vier Hauptflüssen bewässert. Die Mur tritt aus Salzburg bei Predlitz in das Land und geht unterhalb Radkersburg nach Ungarn; sie nimmt die aus dem Mürzthal kommende Mürz auf. Die Drau oder Drave kommt bei Unterdrauburg aus Kärnten, durchschneidet das Land von Westen nach Osten und bildet bei ihrem Austritt die Grenze zwischen Ungarn und Kroatien. Die Save oder Sau entspringt in Krain, scheidet dieses Kronland von S., nimmt hier die Sann und Sotla auf und strömt unterhalb Rann nach Kroatien. Die Enns im nördl. Teile kommt bei dem Mandlingpaß aus Salzburg und verläßt das Land unterhalb Altenmarkt, verstärkt durch die Salza. Die Traun entsteht im NW. aus mehrern Bächen und tritt bald nach Oberösterreich über; die in den Fischbacher Alpen entspringende Raab, mit der Lafnitz und deren Beiflüssen Safen und Feistritz, verläßt gleichfalls das Land bald und geht nach Ungarn. S. hat viele schöne Alpenseen, namentlich den Grundlsee, den Töplitz- und Kammersee bei Aussee, den Alt-Ausseer See, den Leopoldsteiner See bei Eisenerz u. a.

S. zählt über 70 Mineralquellen, die Mehrzahl darunter Sauerbrunnen. Am bekanntesten sind die Säuerlinge in Gleichenberg und Rohitsch, die Thermen von Neuhaus, Römerbad und Tüffer, das Tobelbad bei Graz u. s. w.

Das Klima ist nach Höhe und Stellung der Gebirge sehr verschieden, im N. ziemlich rauh, im S. mild. In Admont beträgt die mittlere Jahrestempe-^[folgende Seite]