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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Turn-out - Turretin.

und Eckler, Berl., seit 1883); g) Litteraturnachweis: Lentz, Zusammenstellung von Schriften über Leibesübungen (4. Aufl., das. 1881); "Bücherverzeichnis des Archivs der deutschen Turnerschaft" (2. Aufl., Leipz. 1885); Brendicke, Verzeichnis einer Turnvereinsbibliothek (Eisl. 1885).

Turn-out (engl., spr. törn-aut, "Ausrücken, Herausgehen"), in England die Einstellung der Arbeit durch Fabrikarbeiter in Masse.

Turnpike (engl., spr. törnpeik), Drehkreuz, in England an Straßen bei Mauthäusern angebracht zum Zweck der Erhebung des Wegegeldes, daher Turnpike-roads, Straßen mit solchen Drehkreuzen.

Turnu-Magurele, Hauptstadt des rumän. Kreises Teleorman (Walachei), am Einfluß der Aluta in die Donau, gegenüber dem bulgarischen Nikopoli, mit lebhaftem Hafen für Getreideausfuhr und 5780 Einw.; nach einigen römischen Ursprungs. Hier 1598 Schlacht zwischen Michael dem Tapfern und den Türken, 1853 zwischen Türken und Russen.

Turnus (neulat.), die wiederkehrende Reihenfolge irgendwelcher Verrichtungen, zu denen verschiedene Personen berechtigt oder verpflichtet sind.

Turnu-Severin, Hauptstadt des Kreises Mehedintzi in der Walachei, bedeutender Donauhafen und Station der Eisenbahn Chitila- (Bukarest-) Verciorova, ist Sitz des Präfekten und eines Tribunals und hat 9 Kirchen, eine Gewerbeschule, 8000 Einw. (meist Fremde, darunter viele Deutsche), welche einen lebhaften Handelsverkehr (namentlich mit Wolle und Fellen) sowie die Getreideausfuhr nach Österreich und Deutschland vermitteln. Hier hat die Donaudampfschiffahrtsgesellschaft eine Agentur, eine ansehnliche Schiffswerfte, Maschinenbauwerkstätte (300 Arbeiter) und ein Hospital. Dabei die Pfeilerüberreste der von Kaiser Trajan 104-106 n. Chr. erbauten steinernen Donaubrücke sowie die Ruinen einer vom Kaiser Alexander Severus erbauten Burg, von welcher die Stadt ihren Namen hat.

Turócz (spr. tuhrōz), ungar. Komitat am linken Donauufer, von den Komitaten Trentschin, Árva, Liptau, Sohl, Bars und Neutra begrenzt, 1150 qkm (20,9 QM.) groß, bildet eine ringsum von Karpathenzweigen umgebene, wellenförmige, flache und fruchtbare Ebene. Im NO. erhebt sich das bewaldete Fátragebirge. Den nördlichen Teil durchströmt die Waag, in die sich der Fluß T. ergießt. Hauptprodukte sind: Kartoffeln, Hafer, Heidekorn, Flachs, Hanf u. Holz; Getreide wird wenig gewonnen. Die üppigen Wiesen und Triften begünstigen die Viehzucht (besonders Schafzucht). Unter den Mineralquellen verdienen die Thermen in Stuben Erwähnung. Die Einwohner, (1881) 45,933 an der Zahl, sind meist Slawen, teils katholisch, teils evangelisch. Das Komitat wird von der Kaschau-Oderberger Bahn durchschnitten, an welche sich bei Ruttka die Ungarische Staatsbahn anschließt. Sitz des Komitats ist T.-Szent-Márton, Station der Ungarischen Staatsbahn, mit Untergymnasium, Handelsschule, Bezirksgericht und (1881) 2341 Einw.

Turon, s. Kreideformation, S. 183.

Turopolje (ungar. Túrmezö), privilegierter Distrikt im kroatisch-slawon. Komitat Agram, südlich von Agram, mit 24 Ortschaften, deren Einwohner vom König Bela IV. geadelt wurden und besondere Vorrechte erhielten. In letzter Zeit hatte T. nur noch das Recht der selbständigen Verwaltung und war in der Komitatskongregation durch einem Comes (Župan) vertreten. Hauptort ist Gorica velika, Dorf an der Bahnlinie Agram-Sissek, mit 672 Einw. und Bezirksgericht.

Turpēthum minerale, s. v. w. basisch schwefelsaures Quecksilberoxyd.

Turpin, Johann, Benediktinermönch im Kloster St.-Denis, ward 753 Erzbischof von Reims, befand sich 769 auf dem zu Rom wegen der Bilderverehrung abgehaltenen Konzil und starb 800. Die Angabe, daß T. Karls d. Gr. Geheimschreiber, Freund und Waffengefährte gewesen sei, gehört ins Gebiet der Sage. Die unter Turpins Namen vorhandene lateinische Chronik über Karls Zug nach Spanien, die seit 1160 in einer lateinischen Handschrift im Kloster St.-Denis aufbewahrt wird und Anfang des 12. Jahrh. auf Befehl des damaligen Erzbischofs Guido von Vienne, des spätern Papstes Calixt II., der eine 1050 in Compostela verfaßte Schrift aus Spanien mitgebracht hatte, auf Grund derselben verfaßt worden ist, enthält Lieder und Sagen aus dem karolingischen Sagenkreis, doch in kirchlichem Interesse und legendenartig umgestaltet. Die besten Ausgaben lieferten Ciampi (Flor. 1822) und Reiffenberg (in der "Chronique de Philippe Mouskes", Brüssel 1836, 2 Bde.); ins Deutsche übersetzte sie Hufnagel (im "Rheinischen Taschenbuch" 1822). Vgl. Gaston Paris, De Pseudo-Turpino (Par. 1865).

Turpithwurzel, s. Ipomoea ^[richtig: Ipomaea].

Türr, Stephan, ungar. Patriot, geb. 10. Aug. 1825 zu Baja, trat als Leutnant in ein ungarisches Grenadierregiment, welches 1848 in Italien focht, ging im Januar 1849 zu den Piemontesen über und organisierte eine ungarische Legion, focht nach der Schlacht bei Novara auf seiten der Insurgenten in Baden, trat 1854 in englische Dienste, ward 1855 auf einer Reise behufs Ankaufs von Pferden in Pest verhaftet, aber wieder entlassen, kämpfte 1859 als Hauptmann der Alpenjäger unter Garibaldi gegen die Österreicher, 1860 in Sizilien und Neapel und erlangte den Rang eines Divisionsgenerals, nachdem er als Gouverneur von Neapel viel zu dessen Vereinigung mit Italien beigetragen. 1866 bereitete er eine Insurrektion in Ungarn von Serbien aus vor. 1867 kehrte er nach Ungarn zurück, wo er, mit Entwürfen von Kanalbauten und industriellen Unternehmungen beschäftigt, lebt. Mitunter nahm er als vertrauter Unterhändler zwischen Österreich, Italien und Frankreich (so bei den Verhandlungen über ein Bündnis 1869-70) noch an der Politik teil; seit 1881 leitet er den Bau des Kanals über den Isthmus von Korinth. Vgl. Schwarz, Stephan T. (Wien 1868, 2 Bde.).

Turretin (Turretini), ein Genfer Theologengeschlecht, abstammend von dem 1579 in die Schweiz eingewanderten Franz T. aus Lucca. Sein Sohn Benedikt T., geb. 1588 zu Zürich, ward in Genf 1612 Pfarrer und 1618 Professor der Theologie; er starb 1631. Dessen Sohn Franz T., geb. 1623, bekleidete eine gleiche Stelle bis 1653 und starb 1687, nachdem er sich an der Herstellung des Consensus helveticus (s. d.) beteiligt hatte, welcher dann 1706 auf Bestreben seines Sohns wieder abgeschafft wurde. Dieser, Johann Alfons T., geb. 1671, gebildet in Holland, England und Frankreich, trat 1693 in geistlichen Dienst und lehrte seit 1697 Kirchengeschichte, daneben seit 1705 auch Dogmatik und übte bis zu seinem 1. Mai 1737 erfolgten Tod einen großen und wohlthuenden, durchaus ermäßigenden und auf Herstellung der Union mit den Lutheranern gerichteten Einfluß auf die reformierte Kirche in und außerhalb der Schweiz. Ebenso erfreuten sich seiner Zeit seine dogmatischen und kirchenpolitischen, exegetischen und kirchenhistorischen Werke eines begründeten Ansehens. Vgl. die biographischen Schriften von Budé über