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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Tasmanische Sprachen; Tasnád; Tassaert; Tasse; Tassenrot; Tassĭlo; Tassilokelch

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Tasmanische Sprachen - Tassilokelch.

Kingsinsel, Robbinsinsel und die Hunterinseln. Andre größere Inseln sind: Waterhouse-, Swan-, Scouten-, Maria-, Bruni- und Huoninsel. Die Westküste von T. ist steil und felsig und hat nur drei gute Häfen: Port Davy, Pieman's River und Macquarie Harbour. Häfen der Nordküste sind Stanley bei Circular Head, Emubai, Port Frederick an der Merseymündung, Port Dalrymple an der Mündung des Tamar und Waterhouse Roads zwischen der Anderson- und der Ringaroomabai; an der Ostküste: Georges-, Oyster-, Spring- und Fortescuebai. Die Süd- u. Südostküste hat zahlreiche sichere Baien und Häfen: Port Arthur, Storm- und Norfolkbai, d'Entrecasteauxkanal, Port Esperance, Southport und Recherchebai. Die Hauptinsel ist von zwei durch eine zentrale Senkung geschiedenen Gebirgsketten durchzogen. In der östlichen erreicht Ben Lomond 1527 m; in der westlichen, welche aus einem durchschnittlich 1000 m hohen Tafelland besteht, erhebt sich der höchste Berg der Insel, Cradle Mountain, zu 1689 m. Zahlreiche Ausläufer gehen nach allen Richtungen, nur nicht nach O., aus. Hier befinden sich auch alle große Seen der Kolonie: der Große See, St. Clairsee, Arthurs- und Echosee. Aus ihnen kommen die meisten Flüsse: Derwent, Huon, Tamar (entstanden aus Nord- und Süd-Esk), Ringarooma. Das Klima ist nicht so trocken wie das des Festlandes, die Niederschläge sind regelmäßiger, das Thermometer steigt nicht über 26° C. und sinkt nicht unter -5° C. Tier- und Pflanzenwelt sind wie die des Festlandes. - Die Einwohner (1887: 142,478 Seelen) sind fast durchweg Briten oder britischer Abstammung; Deutsche zählte man 1881 nur 782. Die Religion ist vorwiegend die protestantische. Hauptnahrungszweige sind Ackerbau und Viehzucht. Man baut hauptsächlich Weizen, Hafer, Gerste, Kartoffeln. Sehr reich ist die Insel an Obst, das teils frisch (namentlich nach Neusüdwales und Victoria), teils als Mus ausgeführt wird. Der Viehstand der Kolonie war 1887: 29,528 Pferde, 147,092 Rinder, 1,547,242 Schafe, 52,408 Schweine. An Mineralien ist T. reich; ausgebeutet werden namentlich Zinn, Gold, Wismut, Kohle; auch Kupfer und Blei werden gefunden. Der Handel führt europäische Fabrikate und Manufakte ein und führte 1887 aus: Wolle für 415,425, Zinn für 407,857 Pfd. Sterl., ferner Obst, Hopfen, Kartoffeln, Gerberrinde, Holz. Die Einfuhr betrug 1,596,817, die Ausfuhr 1,449,371 Pfd. Sterl. Die Eisenbahnen hatten 1887 eine Länge von 508 km, die Telegraphenlinien 2301 km. Die Handelsflotte der Kolonie zählte 177 Segelschiffe von 13,341 Ton. und 26 Dampfer von 4601 T., die Zahl der Walfänger hat mit den Walen sehr abgenommen. Der Tonnengehalt aller ein- und ausgelaufenen Schiffe war 735,299. Das Unterrichtswesen ist in geordnetem Zustand; Schulzwang ist eingeführt, und vier höhere Schulen sind errichtet. Die Royal Society of T. in Hobart verfolgt allgemein wissenschaftliche Zwecke. Die Kolonie ist in 18 Grafschaften geteilt, außerdem in besondere Wahldistrikte. Nach der Verfassung steht an der Spitze der Verwaltung ein von der Königin von England ernannter Gouverneur mit verantwortlichen Ministern, Oberhaus und Unterhaus. Die Staatseinnahmen betrugen 1887: 594,976, die Ausgaben 668,759, die Staatsschuld 4,109,370 Pfd. Sterl. Hauptstadt ist Hobart.

Die Insel wurde 24. Nov. 1642 von dem holländischen Seefahrer Tasman entdeckt und zu Ehren seines Auftraggebers, des indischen Generalgouverneurs Anton van Diemen, Vandiemensland genannt, ein Name, der 1856 in den jetzigen umgeändert wurde. Die Insel blieb unbesucht, bis 1772 der Franzose Marion in der Frederick Hendrick-Bai landete. Fourneaux entdeckte 1773 die Adventurebai, welche 1777 auch von Cook berührt wurde. Bligh sah T. 1788 und 1792. d'Entrecasteaux, der Lapérouse aufsuchen sollte, segelte in die Mündungen des Derwent und Huon und benannte mehrere Punkte. Kapitän Hayes untersuchte T. 1794 noch weiter. Baß bewies 1798 die Inselnatur Tasmanias. Die Kolonisation der Insel begann 1803 mit der Anlage einer Verbrecherkolonie am Derwent, die aber schon 1804 nach Hobart verlegt wurde. T. war nur eine Dependenz von Neusüdwales, erhielt aber 1824 auf Ansuchen der Kolonisten eigne Verwaltung, und 1853 hörte die Deportalion ^[richtig: Deportation] auf. Die Eingebornen (s. Tafel "Ozeanische Vöker ^[richtig: Völker]", Fig. 4), welche man vorfand, waren den Australnegern ganz nahe verwandt, sie wurden aber teils in vielfachen Kämpfen ausgerottet, teils starben sie infolge ihrer gewaltsamen Versetzung auf die Flindersinseln bis auf wenige, welche man nach Hobart zurückführte. Die letzte ihres Stammes, Trucamini oder Lalla Rookh, starb 1876 in London. Vgl. Trollope, Victoria and T. (Lond. 1874); Jung, Der Weltteil Australien, Bd. 2 (Leipz. 1882); Fenton, History of T. (Lond. 1884); Bonwick, The lost Tasmanian race (das. 1884).

Tasmanische Sprachen, s. Australische Sprachen.

Tasnád (spr. táschnahd, Trestenberg), Markt im ungar. Komitat Szilágy, mit (1881) 3375 ungar. Einwohnern, vorzüglichem Weinbau und Bezirksgericht.

Tassaert (spr. -ssart), Antoine, niederländ. Bildhauer, geboren um 1729 zu Antwerpen, wo er seine Ausbildung erhielt, ging dann nach England und Paris, wo er sich durch eine Statue Ludwigs XV. bekannt machte. Der Prinz Heinrich von Preußen beauftragte ihn, mehrere Statuen und Gruppen für sein Palais in Berlin auszuführen, wohin er um 1770 übersiedelte. Er entfaltete dort eine rege Thätigkeit, wurde Rektor der Kunstakademie und starb 1788. Er schuf unter anderm die Statuen der Generale v. Seydlitz und Keith auf dem Wilhelmsplatz in Berlin (später entfernt) und die Büsten Friedrichs II. und M. Mendelssohns.

Tasse, s. v. w. Banse, s. Scheune.

Tassenrot, s. Safflor.

Tassĭlo, Herzog von Bayern, aus dem Geschlecht der Agilolfinger, mußte 757 die Oberlehnshoheit seines Oheims, des fränkischen Königs Pippin, anerkennen, suchte sich aber unter Karl d. Gr. seiner Lehnspflicht zu entziehen, trat zu diesem Zweck mit seinem Schwager, dem Langobarden Adalgis, und den Avaren in geheime Verbindung, wurde zwar 787 mit Waffengewalt zur Unterwerfung gezwungen, erneuerte indes die Verschwörung, wurde deshalb 788 auf dem Reichstag zu Ingelheim zum Tod verurteilt, aber begnadigt und in das Kloster Jumièges bei Rouen eingeschlossen, wo er, nachdem er 794 nochmals feierlich dem Herzogtum Bayern entsagt, starb. Mit ihm erlosch das Geschlecht der Agilolfinger.

Tassilokelch, ein im Stift Kremsmünster aufbewahrter Kelch, welcher um 780 von dem bayrischen Herzog Tassilo und seiner Gemahlin Luitperga geschenkt wurde und der älteste unter den erhaltenen ist, der eine Inschrift trägt. Er ist 9½ cm hoch, aus Kupfer gegossen und vergoldet und an der Kuppe mit den in aufgeschweißtes Silber gravierten Brustbildern Christi und der vier Evangelisten, am Fuß mit den Brustbildern von Propheten geschmückt. Die Inschrift am Fuß lautet: "TASSILO DVX FORTIS LIVTPIRC VIRGO REGALIS".