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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tysmienica; Tyssa; Tzako; Tzapotl; Tzetzes; Tzimiskes; Tzintzuntzan; Tzschirner; Tzurulum

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Tysmienica - Tzurulum

Festland entfernte Inselfelsen (heute ist er durch Anschwemmung an den Damm Alexanders d. Gr. [s. unten] zur Halbinsel geworden) war mit riesigen, nach dem Festland hin gegen 50 m hohen Quadermauern befestigt und hatte einen Umfang von 4 km. Er besaß zwei künstlich verbesserte Häfen, im Norden den "sidonischen", im Süden den "ägyptischen". Das Hauptheiligtum der Stadt war der Tempel des Melkart. Weder Salmanassar von Assyrien (727-722), noch der babylon. König Nebukadnezar, der T. 13 Jahre (585-572 v. Chr.) belagerte, vermochte es zu nehmen. Auf dem Siegeszuge Alexanders d. Gr. widerstand ihm das auf seine feste Lage trotzende T. ganz allein und erst nach sechs Monaten vermochte er es (322) zu bezwingen. Entscheidende Hilfe leistete ihm dabei der Übergang eines Teiles der pers. Flotte zu ihm und ein großartiger Dammbau vom Festland zur Insel. 315 wurde T. von Antigonus erst nach einer Belagerung von 14 Monaten der ägypt. Besatzung des Ptolemäus entrissen; 40 v. Chr. belagerte es der Partherkönig Pacorus.

Unter der Herrschaft der Römer wurde die Stadt vom Kaiser Severus zu einer röm. Kolonie mit lat. Rechte erhoben. Auch hatte sich in ihr schon im apostoliscben Zeitalter eine christl. Gemeinde gebildet. 335 wurde daselbst ein Konzil wegen den Athanasianischen Streitigkeiten gehalten. 638 fiel T. in die Hände der Araber. Zur Zeit der Kreuzzüge erscheint es als eine Hauptfestung und als ein wichtiger Handelsplatz. Es war 1089 dem Sultan von Aleppo durch den Sultan von Ägypten entrissen worden. König Balduin I. von Jerusalem belagerte es 29. Nov. 1111 bis in den April 1112 vergeblich, Balduin II. vom 15. Febr. bis 27. Juni 1124, wo es mit Hilfe des Dogen von Venedig in die Hände der Christen kam. Es wurde nun der Sitz einer Grafschaft und eines Erzbistums, das 13 Bistümer umfaßte, und dessen Inhaber seit 1174 der berühmte Geschichtschreiber der Kreuzzüge, Wilhelm von T., war. Saladin belagerte T. im Sommer 1187 und wieder vom 2. Nov. bis Ende Juli 1188 ohne Erfolg. Erst 1191 fiel es für immer in die Hände der Mohammedaner. Unter der türk. Herrschaft sank es ganz herab. Die Stelle der alten Inselstadt nimmt jetzt der elende Flecken Sûr ein, 38 km im Süden von Saida (Sidon) und 8 km südlich von der Mündung des Nahr el-Kâsimijeh oder el-Litâni (Lontes der Alten). Der Hafen ist versandet, und der Handel hat sich nach Beirut gezogen. Der Ort hat etwa 6000 E., zur Hälfte Mohammedaner oder Metâwileh, die andern Christen, Griechen, Maroniten und griech. Katholiken und einige wenige Juden. Von alten Bauwerken findet sich nur eine stattliche Kirchenruine aus dem Mittelalter, wo Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) 1190 beerdigt sein soll. - Vgl. Prutz, Aus Phönizien. Geogr. Skizzen und histor. Studien (Lpz. 1876); ders., Kaiser Friedrichs I. Grabstätte (Danz. 1879); Sepp, Meerfahrt nach T. zur Ausgrabung der Kathedrale mit Barbarossas Grab (Lpz. 1879): A. Jeremias, T. bis zur Zeit Nebukadnezars (ebd. 1891); Lucas, Geschichte der Stadt T. zur Zeit der Kreuzzüge (Marb. 1895).

Tysmienica (spr. tüschmjenitza), Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Tłumacz in Galizien, an der Linie Stryj-Stamslau-Husiatyn (Galizische Transversalbahn) der Österr. Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts (381,25 qkm, 38 158 meist ruthen. E.), hat (1890) 7654 meist ruthen. E., ein Schloß; Saffianfabrikation, Gerberei, Handel mit Pferden, Wachs, Fellen und Leder. Die Stadt brannte 12. Juni 1866 fast ganz ab. Die Umgebung, das sog. Pokutien, ist eins der fruchtbarsten Gebiete Galiziens.

Tyssa, czech. Tisá, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Tetschen in Böhmen, im Erzgebirge, an der Linie Bodenbach-Komotau (Station T.-Königswald) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 2178, als Gemeinde 2536 deutsche E., ein Kaiser-Joseph-Denkmal (1888); bedeutende Fabrikation von Metallknöpfen, Hornknöpfen, Schnallen, Messinggußwaren, Galanterie- und Bronzewaren, und in der Nähe die besuchten Tyssaer Wände (550-627 m), ähnliche Felsbildungen wie jene von Adersbach und Wekelsdorf. T. wird schon 1100 erwähnt.

Tzako, soviel Tschako (s. d.).

Tzapotl (mexik.), s. Zapote.

Tzetzes, Johannes, byzant. Grammatiker und Dichter, aus Konstantinopel, der im 12. Jahrh. n. Chr.lebte. Zu seinen geschmacklosen und in der Form abstoßenden Gedichten gehören die "Iliaca" oder "Antehomerica, Homerica et Posthomerica" in 1665 Hexametern, hg. von Better (Berl. 1816) und Lehrs mit Hesiod, Apollonios u. s. w. (Par. 1840), und eine umfängliche Sammlung mytholog.-histor. Miscellen, in 12 675 sogenannten polit. Versen u. d. T. "Βίβλοξ ίστοριῶν" oder "Chiliades" (so von dem ersten Herausgeber Gerbel [1546] genannt, der das Werk in 13 Verstausende teilte), hg. von Kießling (Lpz. 1826). Außerdem verfaßte er Briefe (hg. von Pressel, Tüb. 1851), Scholien zu Homer, Hesiod, Aristophanes u. a.; am wichtigsten sind die zu Lykophrons "Alexandra", an denen sein Bruder Isaak T. teilhatte. - Vgl. Hart, De Tzetzarum nomine vitis scriptis (Lpz. 1880).

Tzimiskes, Beiname des byzant. Kaisern Johannes I. (s. d.).

Tzintzuntzan, alte mexik. Stadt, s. Tarasca.

Tzschirner, Heinr. Gottlieb, prot. Theolog, geb. 14. Nov. 1778 zu Mittweida in Sachsen, studierte in Leipzig, habilitierte sich 1800 in Wittenberg, war dann Diakonus in seiner Vaterstadt, 1805 Professor in Wittenberg, 1809 in Leipzig, 1815 zugleich Superintendent daselbst, 1818 Domherr des Hochstifts Meißen. Er starb 17. Febr. 1828. T. bekannte sich zu einem offenbarungsgläubigen Nationalismus oder ethisch-kritischen System. Er schrieb: "Geschichte der Apologetik" (Bd. 1, Lpz. 1805), "Über den moralischen Indifferentismus" (ebd. 1805), die Fortsetzung voll Schröckhs "Christl. Kirchengeschichte" (Bd. 9 u. 10, ebd. 1810-12), "Protestantismus und Katholicismus aus dem Standpunkt der Politik betrachtet" (ebd. 1822; 4. Aufl. 1824), "Das Reaktionssystem" (ebd. 1824), "Der Fall des Heidentums" (ebd. 1829, hg. von Riedner), "Vorlesungen über die christl. Glaubenslehre" (ebd. 1829, hg. von K. Hase), "Opuscula academica" (ebd. 1829, gesammelt von Winzer), "Predigten" (3 Bde., ebd. 1828, hg. von Goldhorn; 2. Aufl., 4 Bde., 1829). T. gab 1810-21 die "Memorabilien für Prediger" (Leipzig, 8 Bde.", 1823-27 das "Magazin für christl. Prediger" (ebd., 5 Bde.), mit Keil und später mit Rosenmüller 1812-22 die "Analekten" (ebd., 4 Bde.), mit Stäudlin 1813-22 das "Archiv für alte und neue Kirchengeschichte" (ebd., 5 Bde.), und mit Stäudlin und Vater 1823-26 das "Kirchenhistor. Archiv" (Halle) heraus.

Tzurulum, türk. Stadt, s. Tschorlu.