Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

168

Vandiemensgolf - Vanilla

Tod wurde er Präsident dieser Bahnen; außerdem beteiligte er sich an verschiedenen großen Eisenbahn-, Telegraphen-, Telephon- und andern Unternehmungen und starb als 200facher Millionär 8. Dez. 1885 zu Neuyork. Sein Vermögen erhielten nach Abzug von 1200000 Doll., welche er religiösen und andern Instituten vermacht hatte, seine acht Kinder. Chef des Hauses ist Cornelius V., geb. 27. Nov. 1843 auf Staten Island, seit 1886 Präsident der Neuyork- und Harlemeisenbahn, Direktor von über 30 andern Eisenbahnen.

Vandiemensgolf, Einbuchtung der Arafurasee in die Küste von Nordaustralien, wird im O. von der Halbinsel Coburg, im W. von der Melville-Insel begrenzt. In ihn münden die Alligator-Flüsse.

Vandiemensland, s. Tasmanien.

Vandsburg, Stadt im Kreis Flatow des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, an einem See und der Nebenlinie Nakel-Konitz der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Konitz), hat (1895) 1869 E., darunter 566 Katholiken und 171 Israeliten, Post, Telegraph, zwei evang., eine kath. Kirche, Synagoge, Johanniter-Kreiskrankenhaus; Dampfmolkerei, Sägewerke, Pferde- und Viehmärkte.

Van Dyck, Anton, Maler, s. Dyck.

Van Dyck (spr. deik), Ernest Marie Hubert, Bühnensänger (Tenor), geb. 2. April 1861 in Antwerpen, studierte die Rechte in Löwen und Brüssel, war Mitarbeiter der «Patrie» in Paris, trat zuerst mit Erfolg in den Lamoureux-Konzerten auf und wurde allgemein bekannt, als ihm in Bayreuth die Rolle des Parsifal übertragen wurde. Seit 1888 ist er Mitglied der Hofoper in Wien und k. k. Kammersänger. Große Erfolge hatte er an der Großen Oper in Paris mit den Titelrollen in Wagners Lohengrin und Tannhäuser und als Siegmund in der Walküre.

Van-Dyck-Braun (spr. deik), braune Malerfarbe, besteht aus sehr stark geglühtem Eisenoxyd.

Vanellus, Vogel, s. Kiebitz.

Vanen (Wanen, altnord. Vanir), in der nordischen Mythologie ein Göttergeschlecht, das den unter Odins Führung aus Süden vordringenden Asen weichen mußte. Die V. als ein slaw. Göttergeschlecht aufzufassen, ist kein Grund vorhanden; sie sind german. Ursprungs und bedeuten die Leuchtenden. Die Hauptvertreter der V. sind Freyr und seine Schwester Freyja, beides ursprünglich Lichtgottheiten. Erst eine spätere Zeit fügte ihnen den Njörd zu und machte ihn zum Vater des Freyr. Aus dem Vordringen des fränk. Wodankultes nach dem Norden ist der Mythus vom Kampfe zwischen den Asen und V. entstanden, der mit dem Ausgleich endete, daß die V. den Njörd und seine Kinder den Asen als Geiseln stellten, was eine Verschmelzung des alten nordischen Kultus mit dem neuen fränkischen bedeutet. – Vgl. Weinhold, Über den Mythus vom Wanenkrieg (Berl. 1890).

Van Erpe, Thomas, Orientalist, s. Erpenius.

Vanessa, Gattung der Tagschmetterlinge, s. Eckflügler und Fuchs; V. Antiopa, s. Trauermantel; V. Atalanta, s. Admiral; V. cardui, s. Distelfalter; V. Jo, s. Pfauenauge.

Van Eyck, Maler, s. Eyck.

Vangalam, s. Bengalen.

Vangerow, Karl Adolf von, Jurist, geb. 5. Juni 1808 zu Schiffelbach bei Marburg, studierte die Rechte und habilitierte sich 1830 in Marburg, wurde 1833 außerord., 1837 ord. Professor. 1840 folgte er einem Rufe nach Heidelberg, wurde 1849 zum Geheimrat ernannt und starb 11. Okt. 1870 zu Heidelberg. Abgesehen von seiner Inauguraldissertation und einigen Programmen («De furto concepto ex lege ⅩⅡ tabularum», Heidelb. 1845; «Über die lex Voconia», ebd. 1863) veröffentlichte er eine rechtshistor. Monographie über die «Latini Juniani» (Marb. 1833) und einen sehr geschätzten «Leitfaden für Pandektenvorlesungen» (3 Bde., ebd. 1839‒40; 7. Aufl. u. d. T. «Lehrbuch der Pandekten», 3 Bde., ebd. 1863‒69; neue Ausg. 1875). Auch lieferte er in die Richterschen «Jahrbücher» und in das «Archiv für civilistische Praxis», dessen Mitherausgeber er seit 1841 war, eine Anzahl von civilistischen Arbeiten. – Vgl. Marquardsen, In memoriam K. A. von V.s und Robert von Mohls (Münch. 1876; neue Aufl., Erlangen 1886).

Vanhove, Charlotte, s. Talma.

Vanikoro, eine der Santa Cruzinseln (s. d.).

Vanilla Sw., Vanille, Pflanzengattung aus der Familie der Orchideen (s. d.) mit etwa 20 Arten in den Tropen. Sie gehören zu den sog. epiphytischen Orchideen, die in den Wäldern an Baumstämmen haften und sich durch Luftwurzeln ernähren. Die letztern sind bei V. über und über filzig behaart, die Stengel schlingend, bald mit dickfleischigen platten Blättern, bald bloß mit Scheiden besetzt, die Blüten in achselständige Trauben gestellt. Aus den schön gefärbten Blumen, deren Honiglippe mit der Stempelsäule verwachsen ist, entwickeln sich schotenförmige, walzige Kapseln, welche kleine, kugelige, schwarze Samen enthalten. Diese Kapseln (Fructus s. Siliqua Vanillae), von den Spaniern vainillas (Hülsen) genannt, haben der Gattung ihren Namen gegeben. Die Vanille des Handels stammt von der mexikanischen V. planifolia, Andrews (s. Tafel: Orchideen, Fig. 10); ihre Kultur wird jetzt auch in ausgedehntem Maße auf Réunion, Mauritius, den Seychellen und Java betrieben. Bei der wildwachsenden V. wird die Befruchtung durch Insekten vermittelt, während in den Kulturen dies Geschäft durch Arbeiter besorgt wird, die sich dazu eines zugespitzten Bambusstabes bedienen, mit dem sie über die Befruchtungsorgane hinwegstreichen. Innerhalb eines Monats erreichen die Früchte bereits ihre volle Größe, bedürfen aber noch weitere sechs Monate zur Reife. Die ursprünglich grüne Farbe derselben verwandelt sich dabei in Gelb. Noch vor der vollständigen Reife werden sie gepflückt und abwechselnd in der Sonne ausgebreitet und in wollene Decken eingehüllt, was so lange (oft ein bis zwei Monate) wiederholt wird, bis die Früchte trocken sind; an Stelle dieses ursprünglichen, jetzt nur noch in Mexiko von den Eingeborenen geübten Verfahrens taucht man auf Réunion und Java die abgepflückten Früchte bündelweise einige Sekunden in kochendes Wasser und trocknet sie hierauf in einfachen, mit Tuch ausgeschlagenen Horden entweder an der Sonne oder mit Zuhilfenahme von künstlicher Wärme in Dörrapparaten. Die trocknen Früchte werden dann der Länge nach sortiert und in Bündeln von 50 Stück in Blechkästen zum Versand gebracht. Durch das Trocknen geht die gelbe Farbe der Vanille in Braun über und auf der Oberfläche bildet sich ein mehr oder weniger dichter weißer Krystallbelag, aus ausgeschiedenem Vanillin bestehend. Im Innern enthalten die Früchte, deren Länge 14‒30 cm und deren Dicke 0,5‒1 cm beträgt, ein schwarzes schmieriges, aromatisch riechendes Fruchtmus, in dem die kleinen Samen ein-^[folgende Seite]