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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Vrijburg - Vulkan.

Schriftsprache belebend einzuwirken. Sein Hauptwerk ist das noch unvollendete »Woordenboek der nederlandsche taal« (Leid. 1864 ff.), welches er in Gemeinschaft mit L. A. te Winkel begann und nach dessen Tod mit E. Verwijs, P. J. ^[Peter Jacob] Cosijn und Kluyver fortsetzte. Zugleich gab er ein »Mittelniederländisches Wörterbuch« (Leid. 1864 u. öfter) heraus und stellte mit te Winkel in den Schriften: »Grondbeginselen der nederlandsche spelling« (5. Aufl., das. 1884) und »Woordenlijst voor de spelling der nederlandsche taal« (3. Aufl., das. 1880) ein System der niederländischen Orthographie auf, das allmählich allgemeinen Eingang gefunden hat. Auch vortreffliche Ausgaben älterer Schriftdenkmäler lieferte V., von Hoofts »Warenar« (Leiden 1843, preisgekrönt) und Maerlants »Spieghel historiael« (mit Verwijs, das. 1863).

Vrijburg (spr. frei-), früherer Name von Potschefstroom (s. d.).

Vt., Abkürzung für Vermont (Staat).

Vuilly (spr. wüiji, Wistenlach), s. Schweiz, S. 748.

Vuitry (spr. wüitri), Adolphe, franz. Nationalökonom, geb. 31. März 1813 zu Sens, besuchte die polytechnische Schule zu Paris, wurde 1841 in der Unterrichtsverwaltung, 1846 als Requetenmeister im Staatsrat angestellt, 1851 Unterstaatssekretär der Finanzen unter Fould, 1863 Gouverneur der Bank von Frankreich, 1864 Präsident des Staatsrats und 1869 Senator. Nach dem Sturz des Kaiserreichs 1870 legte er seine öffentlichen Ämter nieder, war noch mehrere Jahre Präsident des Verwaltungsrats der Paris-Mittelmeerbahn und starb als Mitglied der Akademie der moralischen Wissenschaften 24. Juni 1885 in Paris. Er schrieb: »Études sur le régime financier de la France avant la Révolution« (Par. 1877 bis 1883, 3 Bde.). Seine »Rapports et discours« erschienen 1887.

Vukovár (Alt-V., ungar. O-V.), Markt, Sitz des slawon. Komitats Syrmien, nahe dem Zusammenfluß der Vuka und Donau, Dampfschiff- und Bahnstation (Linie Dálja-Brod), mit Schloß (samt Park), Franziskanerkloster, 2 griechisch-kath. Kirchen, (1881) 7139 Einw., Seidenzwirnfabrikation, Seiden- und Weinbau, lebhaftem Wein- und Holzhandel, Dampfmühlen, Brauerei, Spiritusbrennerei, Fischerei und Gerichtshof. In der Nähe Neu-Vukovár (ungar. Uj-V.), Dorf mit 1602 Einw.

Vulcāno, s. Liparische Inseln.

Vulcānus (ältere Form Volcanus), der dem griech. Hephästos (s. d.) entsprechende und mit ihm identifizierte italische Gott des Feuers und der Schmiede- und Schmelzkunst (daher auch Mulciber, der »Erreicher, Schmelzer«, genannt). Als wohlthätiger, durch Wärme befruchtender Naturgott ist er der Gemahl der Frühlingsgöttin Maja (s. d.), der auch von seinem Priester, dem Flamen Volcanalis, geopfert wurde; seitdem man ihn mit Hephästos identifizierte, gab man ihm auch die Venus zur Gattin. Unter seinen Heiligtümern in Rom ist das merkwürdigste das sogen. Volcanal am Comitium, eine über dasselbe erhöhte Fläche, gewissermaßen der Herd dieser Stätte der bürgerlichen Versammlungen. Sein Hauptfest, die Volcanalia, wurde am 23. Aug. gefeiert; bei demselben warf man gewisse Fische als Opfer in das Feuer des häuslichen Herdes, auch fanden Rennspiele im Flaminischen Zirkus statt. Als Gott der Metallarbeit wurde ihm am 23. Mai geopfert, dem Tag, an welchem eine Reinigung der beim Gottesdienst gebrauchten Trompeten (tubilustrium) angestellt wurde. Als Gebieter des Feuers ist V. auch Gott der Feuersbrünste, daher man seine Tempel außerhalb der Stadt anlegte, wie sich auch sein Tempel in Rom auf dem Marsfeld befand. Als Schutzgottheiten bei Feuersbrünsten verehrte man neben ihm Juturna (s. d.) und die Stata Mater u. brachte ihnen allen ein öffentliches Opfer bei dem Feste der Volcanalien. Vgl. Hephästos.

Vulgär (lat. vulgaris), gemein, niedrig, alltäglich; Vulgarität, Gemeinheit; vulgarisieren, unter das Volk bringen, ruchbar machen.

Vulgārsubstitution, s. Substitution.

Vulgāta (sc. versio, lat.), die in der katholischen Kirche als authentisch geltende lateinische Übersetzung der Bibel. Ihr voran ging als älteste lateinische Übersetzung die sogen. Itala, die durch Abschriften, Verbesserungen und Neuerungen bald bis zur Unbrauchbarkeit verunstaltet war, weshalb Papst Damasus dem Hieronymus eine Revision derselben übertrug. Derselbe berichtigte 383 und 384 die schon vorhandene Version des Neuen Testaments nach griechischen Handschriften und übersetzte dann das Alte Testament neu nach dem Grundtext. Von den Päpsten begünstigt, erhielt mit der Zeit das Werk vor allen übrigen lateinischen Übersetzungen den Vorzug und daher den Namen Versio vulgata oder communis. Aber auch sie entging dem Schicksal ihrer Vorgängerin nicht, und durch das ganze Mittelalter hindurch laufen die Versuche, den in Verfall geratenden Text der V. wiederherzustellen. Die älteste Druckausgabe, welche ein Datum trägt, ist von 1462 (Mainz, bei Fust und Schöffer). Ihr folgten Ausgaben zu Hunderten, bis 1546 das Tridentiner Konzil die V. als authentische Version anerkannte und sie dem Original gleichstellte, ohne jedoch einen bestimmten der verschiedenen vorliegenden Texte als gültigen zu bezeichnen. Erst Sixtus V. ließ 1588 durch eine Kommission eine Revision unternehmen, 1589 dieselbe drucken und durch eine Bulle als die für alle Zeit allein gültige Übersetzung erklären (»Biblia sacra vulgatae editionis«, Rom 1590, 3 Bde.). Schon sein Nachfolger Gregor XIV. aber nahm 1591 eine neue Revision in Angriff, welche unter Clemens VIII. vollendet und unter dem Titel: »Biblia sacra vulgatae editionis Sixti V. jussu recognita et edita« (Rom 1592) gedruckt wurde. Unter demselben Titel gab Clemens VIII. 1593 und 1598 zwei neue, vielfach veränderte und verbesserte Revisionen heraus, deren letzte trotz aller ihrer Mängel jetzt in der katholischen Kirche als unveränderlich gilt; die neueste Ausgabe besorgte Vercellone (Rom 1861). Eine kritische Ausgabe bereitet Corssen vor. Vgl. van Eß, Pragmatische Geschichte der V. (Tüb. 1824); Kaulen, Geschichte der V. (Mainz 1868); Derselbe, Handbuch zur V. (das. 1870); Rönsch, Itala und V. (2. Aufl., Marb. 1875).

Vulgivăga (lat.), Beiname der Venus (s. Aphrodite und Pandemos).

Vulgo (lat.), gewöhnlich, gemeiniglich.

Vulgus, das gemeine Volk, der große Haufe.

Vulkān, ein angeblich von Lescarbault in Orgères 26. März 1859 vor der Sonne beobachteter, nach Leverriers Rechnung in etwa 3 Mill. Meilen Entfernung binnen 19,7 Tagen um die Sonne laufender Planet. Die Beobachtung des V. wurde erst neun Monate später bekannt, nachdem inzwischen Leverrier 12. Sept. 1859 vor der Pariser Akademie die Ansicht entwickelt hatte, daß die von 1697 bis 1848 beobachteten Vorübergänge des Merkur vor der Sonne eine Vergrößerung der bis dahin angenommenen Säkularbewegung des Perihels dieses Planeten um 38'' fordern, welche sich nur durch die Existenz eines oder mehrerer intermerkurialer Planeten erklären lasse.