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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Weisel - Weismain.

»Die Taxation der Privat- und Gemeindeforsten« (das. 1883), »Leitfaden für den Waldbau« (das. 1888) und gibt seit 1881 die »Chronik des deutschen Forstwesens« (Berl.) heraus.

Weisel, die Bienenkönigin.

Weisenau, Dorf in der hess. Provinz Rheinhessen, Kreis Mainz, am Rhein, nahe bei Mainz und mit diesem durch eine Pferdebahn verbunden, hat eine kath. Kirche, eine große Bierbrauerei, Zement-, Schuh-, Treibriemen- und Schaumweinfabrikation, Weinbau und (1885) 3958 meist kath. Einwohner.

Weiser, Joseph, Maler, geb. 10. Mai 1847 zu Patschkau in Schlesien, bildete sich unter Wilh. Diez an der Münchener Akademie, machte Studienreisen durch Österreich, Deutschland und Italien und ließ sich dann in München nieder, wo er zumeist Genrebilder aus dem 17. und 18. Jahrh. malte, die sich durch lebendige Auffassung, geistvolle Charakteristik und eine glänzende, pikante Färbung auszeichneten. Seine Hauptwerke dieser Art sind: freigesprochen; Verteidigung eines Klosters durch Adlige und Mönche; Volkstheater im 18. Jahrh.; unterbrochenes Tabakskollegium; Hochzeit, fröhliche Zeit; die Nichten des Kardinals; der Lautenschläger. 1888 machte er einen Versuch in der Malerei großen Stils, indem er eine dramatische Szene aus der modernen Gesellschaft, eine unterbrochene Trauung in einer prunkvollen Kirche des Barockstils in lebensgroßen Figuren darstellte.

Weiserprozent (nach Preßler; laufend-jährliche Verzinsung nach G. Heyer), in der Forstwirtschaft das Prozent, zu welchem der jeweilige Zuwachs an Wert das vorhandene, durch Boden und Holzbestand dargestellte Kapital verzinst. War ein Holzbestand zu einer Zeit zu 1000 Mk., ein Jahr später zu 1098 Mk. verkäuflich, und ist der Boden zu 400 Mk. zu veranschlagen, so ist das W. gewesen = 98 × 100 / (1000 + 400) = 5,2 Proz. Solange das W. größer ist als die Verzinsung, auf welche nach dem Abtrieb zu hoffen ist, solange ist der Bestand noch auf dem Stock zu erhalten. Derselbe wird finanziell hiebreif, sobald das W. unter jene Verzinsung zu sinken beginnt.

Weisflog, Karl, Novellist, geb. 27. Dez. 1770 zu Sagan, studierte in Königsberg die Rechte, ward 1802 Stadtrichter und 1827 Stadtgerichtsdirektor in seiner Vaterstadt und starb 17. Juli 1828 im Bad Warmbrunn. Seine Beiträge zu vielen Taschenbüchern und belletristischen Zeitschriften, zum Teil wieder abgedruckt in seinen »Phantasiestücken und Historien« (Dresd. 1824-29, 12 Bde.; neue Ausg. 1839), haben fast ausschließlich die engen Kreise des kleinen bürgerlichen Lebens zum Gegenstand, zeichnen sich aber durch Gewandtheit in der Erfindung, Humor und lebendige Darstellung aus.

Weishaupt, 1) Adam, der Stifter des Illuminatenordens, geb. 6. Febr. 1748 zu Ingolstadt, studierte daselbst die Rechte, erhielt 1772 eine außerordentliche Professur, 1775 die Professur des Natur- und kanonischen Rechts, zeigte sich, obgleich selbst ein Zögling der Jesuiten, nach Aufhebung des Ordens als ihren offenen Feind und suchte durch Schrift und Wort für ein Ideal der Ausbildung der Menschheit zu reiner Sittlichkeit Propaganda zu machen, welchem Zweck seine Stiftung des Illuminatenordens dienen sollte, um derentwillen er nachher auch mit dem Freimaurerorden in Streit geriet. Nachdem er als ein Opfer kirchlichen Fanatismus seine Lehrstelle in Ingolstadt 1785 verloren, ging er nach Gotha, wo er vom Herzog Ernst II. zum Hofrat ernannt wurde und 18. Nov. 1830 starb. In der Philosophie schloß sich W. an die Gegner Kants an. Er schrieb: »Apologie der Illuminaten« (Frankf. u. Leipz. 1786); »Das verbesserte System der Illuminaten« (das. 1787; 3. Aufl., Leipz. 1818); »Pythagoras, oder Betrachtung über die geheime Welt und Regierungskunst« (Frankf. 1790); »Zur Beförderung der Welt- und Menschenkunde« (Gotha 1810, 3 Hefte); »Über Materialismus und Idealismus« (Nürnb. 1787); »Zweifel über die Kantschen Begriffe von Raum und Zeit« (das. 1788); »Über die Gründe und Gewißheit der menschlichen Erkenntnis. Zur Prüfung der Kantschen Kritik« (das. 1788) etc. Sein Leben beschrieb Gottschling. Vgl. Illuminaten.

2) Viktor, Maler, geb. 6. März 1848 zu München, besuchte das Gymnasium, machte den Krieg 1870/71 als Landwehroffizier mit, trat 1872 in die Schule von Wilh. Diez an der Akademie ein und bildete sich daselbst vier Jahre lang zum Tier- und Landschaftsmaler aus. Nachdem er zuerst 1876 mit einer Rinderherde an einer Windmühle aufgetreten war, errang er 1879 mit dem wilden Stier auf der Münchener internationalen Ausstellung seinen ersten großen Erfolg. Seitdem malte er mit Vorliebe Rindvieh in Landschaften bei hellem oder halbverdecktem Sonnenlicht. Von seinen übrigen Bildern sind hervorzuheben: vor dem Städtchen, Viehtränke (Dresdener Galerie), heimziehende Herde, Stier in den Alpen.

Weisheit (Sapientia) wird sowohl im theoretischen Sinn als im praktischen verstanden. In jenem bedeutet W. s. v. w. Wissen und zwar umfassendes und gründliches, d. h. bis zu den tiefsten Gründen reichendes, Wissen (Weltweisheit = Philosophie, Gottesweisheit = Theologie) und ist sowohl der Unwissenheit, welche kein Wissen, als der Afterweisheit, welche nur vermeintliches Wissen besitzt (und damit prahlt), entgegengesetzt. Im praktischen Sinn bedeutet W. s. v. w. zugleich vernünftiges und verständiges, d. h. (ethisch und ästhetisch) lobenswerte Zwecke mit den passendsten Mitteln verfolgendes, Wollen (Staatsweisheit, pädagogische W., Kunstweisheit) und ist sowohl der Thorheit, die ihre Zwecke (gleichviel welche) mit unverständigen Mitteln, als der Klugheit, welche erlaubte (Staatsklugheit), und der Leidenschaft, welche unerlaubte Zwecke mit verständigen Mitteln anstrebt, entgegengesetzt.

Weisheit Salomos, ein apokryphisches Buch, welches etwa um 150-50 v. Chr. von einem alexandrinischen Juden griechisch geschrieben wurde und eine eigentümliche Verschmelzung der rein praktisch-religiösen Lehrweisheit der Hebräer (sogen. Chokmahlitteratur, wozu Sprüche Salomos, Prediger Salomo, Hiob und einige Psalmen gehören) mit der Philosophie der Stoiker (Weltgeist und Kardinaltugenden) und Platoniker (Präexistenz und Unsterblichkeit der Seele etc.) darstellt. Den besten Kommentar lieferte Grimm (Leipz. 1860), vom katholischen Standpunkt aus Gutberlet (Münst. 1874).

Weisheitstöchter (Filles de sagesse), vom Priester Louis Marie Grignion de Montfort und der Marie Louise Trichel, genannt de Jésus, in Poitiers zur Erteilung christlichen Trostes, leiblicher Hilfe und Verbreitung von religiösem Gefühl etc. 1719 gestifteter Orden. 1728 von Papst und König bestätigt, erhielt er 1802 die Pflege der Marienspitäler und beherrschte seitdem viele Anstalten in Frankreich.

Weisheitszahn, s. Zähne.

Weismain (Weißmain), Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, Bezirksamt Lichtenfels, am Weißen Main, hat eine kath. Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht, Baumwollspinnerei, Bierbrauerei,