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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Welfenfonds - Welle.

gegen Kaiser Friedrich I. führte 1180 seinen Sturz und den Verlust der Herzogtümer Sachsen und Bayern herbei. Den W. blieben bloß die von den Billungern und Kaiser Lothar ererbten Güter, die 1235 zum Herzogtum Braunschweig und Lüneburg erhoben wurden. Kaiser Otto IV. (1208-15), Heinrichs des Löwen Sohn, ist der einzige Welfe, der den Kaiserthron bestiegen hat. Dessen Neffe, Heinrichs des Löwen Enkel, Otto das Kind (gest. 1252), ist der Stammvater des Hauses Braunschweig (s. d.), das sich in viele Linien verzweigte, von denen schließlich nur die Linien Braunschweig-Wolfenbüttel und Braunschweig-Lüneburg übrigblieben. Erstere, aus der viele berühmte Feldherren hervorgingen, erlosch mit dem Herzog Wilhelm von Braunschweig 18. Okt. 1884; letztere, die den Namen Hannover annahm, erlangte 19. Dez. 1692 die Kurwürde, bestieg mit Georg I. 31. Okt. 1714 den Thron von Großbritannien und Irland und hat denselben noch jetzt inne. Hannover, das 12. Okt. 1814 zum Königreich erhoben und ansehnlich vergrößert worden war, fiel bei der Thronbesteigung der Königin Viktoria in Großbritannien an deren Oheim, den Herzog von Cumberland, Ernst August, und 1866 an Preußen. Der entthronte König Georg V., der einen förmlichen Welfenkultus trieb, beförderte die Bildung einer welfischen (deutsch-hannöverschen) Partei in Hannover, welche die Wiederherstellung der Selbständigkeit des Königreichs Hannover unter der Dynastie der W. erstrebt, und errichtete 1867 in Frankreich die sogen. Welfenlegion, wodurch er Preußen zur Stiftung des Welfenfonds (s. d.) herausforderte. Da nach dem Tod Georgs V. (12. Juni 1878) sein Sohn Ernst August, der den Titel eines Herzogs von Cumberland annahm, seine Rechte auf Hannover aufrecht erhielt, wurde er im Bundesrat 1885 nicht zur Thronfolge in Braunschweig zugelassen. Vgl. Steinmann, Die Grabstätten der Fürsten des Welfenhauses (Braunschw. 1885).

Welfenfonds, das durch Vertrag vom 29. Sept. 1867 dem frühern König Georg V. (s. Georg 15) von Hannover zugewiesene, 2. März 1868 aber wieder sequestrierte Vermögen von 48 Mill. Mk., welches durch eine besondere preußische Kommission in Hannover verwaltet, und dessen Zinsen zur Bekämpfung welfischer Umtriebe (vgl. Reptilienfonds) verwendet werden. Seit 1879 erhält die Witwe Georgs V., Königin Marie, nebst ihren Töchtern eine jährliche Rente von 240,000 Mk. aus dem W. ausgezahlt.

Welfesholz, Gegend im Mansfeldischen, unweit der Stadt Eisleben, zwischen Hettstedt und Sandersleben, an der Wipper, berühmt durch die Niederlage Kaiser Heinrichs V. gegen Herzog Lothar, einige andre sächsische Fürsten und den Bischof Reinhard von Halberstadt, in welcher der kaiserliche Feldherr Graf Hoyer von Mansfeld durch Graf Wiprecht von Groitzsch getötet wurde (11. Febr. 1115).

Welhaven, Johann Sebastian Cammermejer, norweg. Dichter, geb. 22. Dez. 1807 zu Bergen, studierte in Christiania, wurde 1840 Lektor, 1846 Professor der Philosophie in Christiania und starb daselbst 21. Okt. 1873. Sein erstes Auftreten steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Gärung in den politischen und litterarischen Anschauungen, welche um 1830 einen Wendepunkt in der neuern Geschichte Norwegens bezeichnet, und gegen die W. an der Spitze einer ansehnlichen Partei energisch Opposition machte (s. Norwegische Litteratur, S. 256). Er brachte seine Ansichten am vollendetsten zur Sprache in dem Gedicht »Norges Dämring« (1834, 2. Aufl. 1835), welches durch die schonungslose Kühnheit, mit der es die in dem ganzen geistigen Leben des Volkes herrschende Zersplitterung an das Tageslicht zog, Epoche machte. Schon vorher hatte er gegen seinen Gegner Wergeland die Schriften: »Tre dusin Complimenter til Henrik Wergeland« (Drontheim 1832) und »Henrik Wergelands Digtekunst og Charakter« (Christ. 1832) veröffentlicht; in der Folge verhielt er sich während des jahrelangen Federkriegs, den er hervorgerufen hatte, im ganzen ruhig. Seine spätere litterarische Thätigkeit wird besonders bezeichnet durch vier Gedichtsammlungen, die 1839, 1845, 1848 und 1860 in Christiania erschienen, und durch seine »Reisebilleder og Digte« (Christ. 1851), welche sämtlich zu dem Vorzüglichsten gehören, was die neuere norwegische Litteratur aufzuweisen hat. Auch als Litterarhistoriker hat er sich ausgezeichnet, namentlich durch seine Schriften: »Holberg« (Christ. 1854), »Ewald og de norske Digtern« (das. 1863). Seine »Samlede Skrifter« erschienen in 8 Bänden (Kopenh. 1868). W. hat durch Wort und Schrift für die enge Verbindung der drei skandinavischen Reiche gekämpft und sich große Verdienste um sein Vaterland auch in dieser Richtung erworben. Ausgewählte Gedichte Welhavens übersetzte H. Neumann (Kottbus 1884).

Welîd I., Kalif aus dem Haus der Omejjaden, Sohn Abd al Maliks, folgte diesem 705, herrschte mit Kraft und Umsicht über das Reich der Araber, das unter ihm bis nach Spanien und nach Indien ausgebreitet wurde, gründete Lehranstalten, erbaute zahlreiche Moscheen, namentlich die Hauptmoschee in Damaskus, legte Brunnen und Heerstraßen an, behandelte aber seine siegreichen Feldherren Haddjadj, Musa und Tarik mit Undank und grausamer Härte. Er starb 715.

Welikija Luki, Kreisstadt im russ. Gouvernement Pskow, am Lowat, hat 9 Kirchen, ein Mönchs- und ein Nonnenkloster, eine weltliche und eine geistliche Schule, Fabrikation von Juften und anderm Leder, Borsten und Lichten und (1885) 7401 Einw. - W., eine der ältesten russischen Städte, wurde 1611 vom falschen Demetrius zerstört. Hier wurde 20. Juli 1812 ein Schutz- und Trutzbündnis zwischen Rußland und den spanischen Cortes abgeschlossen.

Weliki Ustjug, s. Ustjug Weliki.

Welish, Kreisstadt im russ. Gouvernement Witebsk, am Einfluß der Welishka in die Düna, hat 9 Kirchen, eine Synagoge, 8 hebräische Schulen, Handel nach Riga mit Hanf, Leinsaat und Getreide, während ebendaher Heringe, Salz, Tabak, Zucker und Kolonialwaren kommen, und (1885) 16,372 Einw. (viele Juden). Lange im Besitz der Polen, kam W. bei der ersten Teilung Polens (1772) an Rußland.

Wellandkanal, Kanal in Kanada, verbindet den Ontario- mit dem Eriesee und dient zur Umgehung des Niagarafalls. Er ist 67 km lang, hat 37 Schleusen, die 52 m lang, 13,7 m breit und 4,3 m tief sind.

Wellblech, wellenförmig gebogenes Blech aus Schmiedeeisen, Stahl oder Zink, von 0,5 bis 10 mm und mehr Dicke, welches durch seine Biegungen eine sehr große Tragfähigkeit (Trägerblech, Trägerwellblech) besitzt und zu Decken, Wänden, Treppen, Böden, Balkonen, Thüren, Fensterläden, Jalousien, Brückenbelag, Flüssigkeitsbehältern, Dampfkesseln etc. benutzt wird. Das W. wird kalt oder glühend mittels kannelierter Walzen oder mittels Stempel und Matrizen in starken Pressen oder unter Dampfhämmern hergestellt.

Welle, als Maschinenelement ein drehbar gelager-^[folgende Seite]