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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Willemit - Williams.

Goethe lernte die anmutige, dichterisch wie musikalisch sehr begabte Frau 1814 kennen, als er vorübergehend im Hause seines Freundes W. (der sogen. Gerbermühle bei Frankfurt) verweilte, und fand in ihr die bestimmte persönliche Erscheinung für das Bild der Suleika in seinem »Westöstlichen Diwan«, an dem er damals dichtete, und in welchem verschiedene Gedichte (z. B. »An den Westwind«) thatsächlich von ihr herrühren. Das ganze Verhältnis ist erst neuerlich durch die Veröffentlichung des »Briefwechsels zwischen Goethe und Marianne v. W.« (hrsg. von Creizenach, 2. Aufl., Stuttg. 1878) allgemeiner bekannt geworden. Vgl. auch Emilie Kellner, Goethe und das Urbild seiner Suleika (Leipz. 1876).

Willemit, Mineral aus der Ordnung der Silikate (Willemitgruppe), kristallisiert rhomboedrisch, findet sich meist derb in klein- und feinkörnigen Aggregaten, auch nierenförmig, Härte 5,5, spez. Gew. 3,9-4,2, ist farblos, gelb, braun, rot, auch grün, schwach fettglänzend, durchscheinend, besteht aus kieselsaurem Zinkoxyd Zn_{2}SiO_{4} mit 72,97 Zinkoxyd, findet sich bei Altenberg bei Aachen, Lüttich, Stirling und Franklin in New Jersey, Grönland.

Willems, 1) Jan Frans, vläm. Philolog, Geschichtsforscher und Dichter, der »Vater der Vlamingen« genannt, geb. 11. März 1793 zu Bouchout unweit Antwerpen, ward früh schon durch die Rederijkerkammer in Lier zum Dichten angeregt, kam 1809 in die Schreibstube eines Notars zu Antwerpen und gewann bereits 1811 den Preis, der in Gent zur Verherrlichung der Schlacht bei Friedland und des Tilsiter Friedens ausgeschrieben worden war. Mit seinem Gedicht »An die Belgier« (Antwerp. 1818) schloß er sich an die damals unpopuläre niederländische Regierung an und fand daher in Holland den größten Beifall, wo er namentlich infolge seines Werkes »Over de nederduitsche taal en letterkunde« (das. 1819-1820, 2 Bde.) zum Mitglied des königlichen Instituts von Amsterdam und der 1826 gegründeten Kommission der Geschichte ernannt wurde. Nach der Lostrennung Belgiens (1831) nach Encloo versetzt, beschäftigte er sich hier vorzugsweise mit dem niederdeutschen Texte des »Reineke Fuchs« (»Reinaert de Vos«), dessen vlämischen Ursprung er nachwies, und den er 1834 in seiner ältesten Fassung und 1836 mit Anmerkungen veröffentlichte. Mit der Herausgabe dieses Werkes verband er wiederum einen Aufruf an die Vlamingen, für die Sache ihrer Sprache unausgesetzt thätig zu sein, und hiervon datiert eigentlich der Aufschwung der vlämischen Sprachbewegung. 1835 kam W. als Einnehmer nach Gent, wo er 1836 das »Belgische Museum« gründete, die »Rymkronyk van Jan van Helu« (Brüss. 1836), »Van den derden Edewaert, rymkronyk geschreven door J. ^[Jean] de Klerk van Antwerpen« (Gent 1840) u. »De brabants he Yeesten« (Brüss. 1839-43) herausgab und sich eifrig an der 1836 niedergesetzten Kommission für vlämische Rechtschreibung beteiligte, aber das Erscheinen seiner Sammlung »Altvlämischer Lieder« (Gent 1846) nicht mehr erlebte. Er starb 24. Juni 1846 Sein »Nachlaß« erschien 1856. Sein Leben beschrieb Snellaert (Gent 1847).

2) Florent, belg. Maler, geb. 8. Jan. 1823 zu Lüttich, studierte auf der Akademie in Mecheln, bildete sich aber zumeist nach alten niederländischen Meistern, besonders nach Terborch, Netscher, Metsu etc., zu einem Genremaler aus, welcher das Hauptgewicht auf die Eleganz der malerischen Darstellung und die sorgsame Nachbildung der Stoffe, besonders der weißen Atlasroben, legt. 1844 stellte er im Pariser Salon den Besuch bei der Wöchnerin aus und erhielt eine Medaille dritter Klasse, ein Erfolg, der zu seiner Übersiedelung nach Paris beitrug. Das Stelldichein und die Wasserfahrt wurden 1846 durch eine Medaille zweiter Klasse ausgezeichnet. Auch später bewegte sich W. fast ausschließlich in dem sogen. Kostümgenre, zu welchem er die Figuren zumeist dem 17. Jahrh. entlehnte. Seine Hauptwerke sind: der Besuch, ein Verkaufslokal, die Witwe, der Besuch Marias von Medici bei Rubens, der Waffenschmied, die Toilette, die Vorstellung des Zukünftigen, die Unschuld, die Brautschmückung (im Museum zu Brüssel), der Handkuß, der Verlobungsring. 1878 erhielt er das Kommandeurkreuz des Ordens der Ehrenlegion.

Willemsoord, s. Frederiksoord.

Willemstad, befestigte Stadt in der niederländ. Provinz Nordbrabant, links am Hollandsdiep, mit 2 Forts, Arsenal, Hafen und (1887) 2088 Einw., wurde 1583 von dem Prinzen von Oranien angelegt und 1793 tapfer gegen die Franzosen verteidigt.

Willenberg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Ortelsburg, am Omuleff, hat eine evangelische und eine neue kath. Kirche, ein Amtsgericht, eine große Wasser-, eine Schneide- und eine Walkmühle, Dampfbäckerei und (1885) 2510 meist evang. Einwohner.

Willenhall, Stadt in Staffordshire (England), dicht bei Wolverhampton, mit Fabrikation von Schlössern, Schlüsseln, Scharnieren, Bolzen etc. und (1881) 16,067 Einwohnern.

Willenlosigkeit, s. Abulie.

Willensfreiheit, s. Wille.

Willers, Ernst, Maler, geb. 1804 zu Oldenburg, war anfangs Dekorationsmaler und als solcher bei dem Theater in Aachen beschäftigt. Von da ging er nach Düsseldorf und widmete sich dort der Landschaftsmalerei bei Schirmer. Später begab er sich nach Rom, wo er lange Zeit in Verkehr mit Jos. Ant. Koch stand; von dort aus machte er eine Studienreise nach Sizilien und besuchte zweimal Griechenland. Endlich nahm er seinen Wohnsitz in München. Seine Darstellungen, welche im Charakter der historischen Landschaft gehalten sind, sind von großartiger Anlage und poetischem Kolorit. Die hervorragendsten sind: Akropolis, Jupitertempel bei Athen, Aussicht auf den Piräeus und die Inseln, Akrokorinth, Motiv aus der Umgegend von Palermo, das Thal der Egeria bei Rom. Er starb 1. Mai 1880 in München.

William (engl.), s. v. w. Wilhelm.

Williamette (Willamette), Stadt im nordamerikan. Staat Oregon, an der Mündung des gleichnamigen Flusses in den Columbia, besitzt (1888) 7 See- und 94 andre Schiffe von zusammen 45,022 Ton. und hatte eine Ausfuhr von 4,619,115 Dollar, eine Einfuhr von 632,329 Doll.

Williams, 1) Helen Maria, engl. Schriftstellerin, geb. 1762 zu London, trat bereits im 18. Jahr als Dichterin auf und zeichnete sich namentlich im Fach der Erzählung aus durch: »Edwin and Elfrida« (1782) und »Peru« (1784). Seit 1788 meist in Frankreich lebend, ward sie zur Zeit der Schreckensregierung wegen ihrer Verteidigung der Girondisten in ihren »Letters written in France« (1790 u. 1792) eingekerkert, nach Robespierres Sturz aber in Freiheit gesetzt. Sie trat nun als politische Schriftstellerin auf, war anfangs eifrige Republikanerin, wurde dann aber eine ebenso eifrige Lobrednerin Napoleons I., dessen Unwillen sie jedoch durch eine Ode, in der sie die Macht ihres Vaterlandes erhoben hatte, auf sich zog. Sie starb 14. Dez. 1827 in Paris. Unter ihren Schriften sind noch zu bemerken: »Poems« (1786,