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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zahnschnäbler

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Zahnschnäbler (Dentirostres) - Zahnschnäbler (Lamellirostres).

sten plombiert. Ist die Zerstörung schon zu weit vorgeschritten, so wird der Zahn extrahiert. Symptomatisch, um eine Abstumpfung der empfindlichen Nerven zu erreichen, werden in die kariöse Höhle kleine Wattebäuschchen, getränkt mit ätzenden Mitteln: Nelkenöl, Kreosot etc., oder mit Narkoticis: Chloroform, Morphium, Opium, eingeführt. Ferner kann man die bloßliegenden Nervenendigungen mit Arsenikpaste oder direkt mit der glühenden Nadel zerstören. Bei dem rheumatischen Z. ist der Schmerz nicht auf einer Stelle fixiert, sondern wandert, und mehrere, auch gesund erscheinende, Zähne sind oft gleichzeitig befallen. Die Hauptindikation, welche die Behandlung in diesem Fall zu erfüllen hat, ist die Wiederherstellung der unterdrückten Hautfunktionen, wozu bei angemessenem Verhalten des Kranken innerlich ein Aufguß von Fliederblüten mit Zitronensaft und äußerlich ein Fußbad mit Senfmehl und Asche zweckdienlich ist. Eine temporäre Linderung des Schmerzes erreicht man durch Anwendung von Senfteig auf den Oberarm, Kantharidenpflaster hinter die Ohren oder in den Nacken und bei entzündlichem Charakter des Übels durch innerhalb des Mundes oder äußerlich applizierte Blutegel; auch die trocknen Kräuterkissen sind von guter Wirkung. Zahnextraktionen sind bei rheumatischem Z. zu unterlassen, da das Übel, und zwar nicht selten mit größerer Heftigkeit, sich auf benachbarte Teile und zuweilen auch auf edlere Organe, namentlich die Ohren, wirft. Nicht zu verwechseln mit dem rheumatischen ist der ihm sehr ähnliche gichtische Z., welcher, wenn er von eingewurzelter Gicht herrührt, häufig auch den wirksamsten Lokalmitteln nicht weicht, bis gegen das innere Übel erfolgreich angekämpft wird. Als Linderungsmittel werden empfohlen: Kataplasmata von Cicuta und Hyoscyamus, Blutegel, erregende Fußbäder, Einreibungen in das Zahnfleisch mit Opium- oder Hyoscyamus-Extrakt, im weitern Verlauf mit Opium- oder Akonittinktur etc., der Gebrauch adstringierender Mundwässer. Zahnextraktionen sind nutzlos. Periostitischer Z. beruht auf Entzündung der Knochenhaut, welche den Zahn in seiner Unterkiefergrube (Alveole) befestigt (äußere Periostitis oder Periodontitis), er kann rheumatisch, d. h. durch Erkältung, entstehen, sehr häufig aber befällt er Zähne, welche durch Karies bereits angegriffen sind. Die Entzündung der Zahnwurzelhaut gibt sich durch einen anfangs dumpfen, später sehr lebhaften klopfenden Schmerz zu erkennen. Bei der geringsten Berührung ist der affizierte Zahn äußerst empfindlich und scheint dem Patienten länger zu sein als die übrigen Zähne. Am Zahnfleisch treten vermehrte Röte und Geschwulst auf, welche sich allmählich auf die benachbarte Wange erstrecken, worauf der Schmerz in der Regel merklich abnimmt; nicht selten bildet sich ein Zahngeschwür, welches die Mundschleimhaut durchbricht, namentlich wenn man Feigen od. dgl. zur Erweichung darauflegt, das aber oft so schmerzhaft wird, daß man es besser künstlich eröffnet, den Eiter entleert, worauf gewöhnlich Heilung erfolgt. Bei Entzündung der Zahnpulpa (innere Periostitis oder Endodontitis) ist der Schmerz flüchtig und stark bohrend, stellt sich periodisch ein, wird aber später anhaltend und ist nicht selten von Fieber begleitet. Die Entzündung der Zahnhäute geht gewöhnlich in Eiterung über. Letztere verläuft gemeiniglich innerhalb einer Woche ohne nachteilige Folgen; es können aber auch Zahnfisteln oder Beinfraß des Alveolarfortsatzes folgen, wenn das Übel vernachlässigt wird. Bei der Endodontitis kann, sobald die Entzündung in Eiterung übergegangen, die Zerstörung des Zahns durch Karies nur selten verhütet werden. Vgl. Zahnkrankheiten und Zahnpflege. Bei der Behandlung hat man zuvörderst die Ursachen des entzündlichen Zustandes zu erforschen: ist der Grund ein schadhafter Zahn, so muß derselbe behandelt oder entfernt werden; im erstern Fall sind auch ableitende Mittel am Platz. Der nervöse Z. hat seinen letzten Grund in einer allgemeinen Verstimmung des Nervensystems und charakterisiert sich dadurch, daß sich weder Geschwulst noch Röte der umliegenden Teile zeigen, und daß in seinem Gefolge niemals Zahnfleischabscesse beobachtet werden. Der idiopathisch-nervöse Z. gibt sich durch flüchtige, lebhafte, in unbestimmten Zeiträumen wiederkehrende Stiche in den affizierten Zähnen zu erkennen und wird so wenig durch kühles als durch warmes Verhalten gebessert. Der sympathisch-nervöse Z. unterscheidet sich von jenem nur dadurch, daß er durch Konsens mit entferntern Organen, von denen die veranlassende Ursache eigentlich herstammt, hervorgebracht wird. Solche Organe sind namentlich der Darmkanal mit seinen Drüsenapparaten und die Genitalien, besonders des weiblichen Geschlechts, und man pflegt hiernach gastrischen und hysterischen und den oft mit der Schwangerschaft verbundenen Z. zu unterscheiden. Der nervöse Z. ist auch nicht selten erstes Symptom einer entzündlichen Affektion der Kiefernerven, sogen. Neuralgie des Trigeminus. Auch hier sind Zahnextraktionen vollkommen nutzlos.

Zahnschnäbler (Dentirostres), nach Cuvier u. a. Familie aus der Ordnung der Sperlingsvögel, mit zusammengedrücktem, mit der Spitze hakig übergreifendem und meist mit einem Zahn versehenem Schnabel. Hierher gehören die Gattungen Würger, Fliegenfänger u. a.

Zahnschnäbler (Enten, Lamellirostres), Familie der Vögel, meist gedrungen gebaute, schwerfällige Tiere mit breitem, ziemlich langem, am Grund hohem Schnabel, welcher von einer weichen, nervenreichen Haut bekleidet ist und nur an der Spitze eine meist nagelartig vorspringende Hornschuppe trägt. Die Schnabelränder sind mit quer stehenden Hornblättern versehen und stellen so eine Art Sieb her, durch welches beim Suchen im Schlamm (Gründeln) kleine Würmer und Schnecken zurückgehalten werden, während das Wasser abfließt. Der Hals ist lang und frei beweglich; die Flügel sind mäßig lang, aber mit zahlreichen Schwingen versehen und überragen niemals den kurzen Schwanz; die Schienen sind mit einer Ausnahme mäßig lang und bis zum nackt bleibenden Fersengelenk befiedert; der Lauf ist meist kurz, mit körniger Haut bedeckt; die Vorderzehen sind durch ganze Schwimmhäute verbunden, die Innenzehe aber ist nach hinten gerichtet, klein, zuweilen häutig umsäumt. Die Z. sind Kosmopoliten, leben jedoch am zahlreichsten in den gemäßigten und kalten Zonen. Sie bewohnen gesellig in großen Scharen vorzugsweise die nordischen Binnengewässer, schwimmen und tauchen vorzüglich und fliegen auch andauernd und gut, während sie sich auf dem Land nur schwerfällig bewegen. Sie überwintern als Zugvögel in den gemäßigten Gegenden. Ihre Nahrung besteht aus Würmern, Insekten, Mollusken, Blättern, Sämereien. Das Weibchen baut ein künstliches Nest in der Nähe des Wassers und brütet die zahlreichen, stets ungefleckten, meist hellfarbigen Eier ohne Hilfe des Männchens aus. Die Jungen sind Nestflüchter. Reste von Mergus und Anas sind schon aus dem Miocän bekannt, im Diluvium werden die Reste häufiger und gehören noch jetzt lebenden Gattungen an. Man un-^[folgende Seite]