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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Zapfenbäume - Zara.

Zapfenbäume, s. Koniferen.

Zapfenholz, s. Rhamnus.

Zapfenlager, s. Lager, S. 404.

Zapfenrosen, Mißbildung an Pflanzen, eine Art Gallen an Stengeln und Zweigen, die kugelig angeschwollenen und oft fleischig gewordenen, mit rosenartig zusammengedrängten Blättern besetzten Stengelteile, in deren Innerm man die Eier oder Larven der die Mißbildung hervorrufenden Insekten, besonders Cecidomyia-Arten, findet. Die unter dem Namen Weidenrosen bekannten Mißbildungen an Weiden gehören ebenfalls hierher.

Zapfenschneidemaschinen, s. Hobelmaschinen, S. 586.

Zapfenstreich, das mit der Trommel, dem Horn oder der Trompete gegebene Signal, nach welchem die Soldaten abends sich ohne besondere Erlaubnis nicht mehr außerhalb ihrer Quartiere, in Biwaks außerhalb ihrer Kompaniereviere, aufhalten dürfen. In ausgedehnten Lagern wird das Zeichen dazu durch einen Kanonenschuß gegeben. Der Z. wird gewöhnlich nur von den Spielleuten der Wachen, bei besondern Anlässen jedoch als sogen. großer Z. von den Spielleuten der ganzen Garnison geschlagen und gespielt, wobei die Musikkorps meist durch verschiedene Straßen des Ortes geführt werden. Der Name soll daher stammen, daß früher zu bestimmter Stunde ein Kreidestrich über den Zapfen der Fässer gemacht wurde, um das Verbot, noch weitere Getränke zu verkaufen, kontrollieren zu können. Bei der Reiterei heißt der Z. Retraite.

Zapfenträger, s. Koniferen.

Zapfenwickler, s. Blattroller.

Zapfmaß, s. v. w. Jungmaß, s. Altmaß.

Zapolya (spr. sapolja), ein ursprünglich slawisches, dann magyarisiertes Geschlecht, das erst unter Matthias Corvinus, namentlich in der Person Emerichs (Palatin 1485), emporkam. Dessen jüngerer Bruder, Stephan, zunächst königlicher Schloßhauptmann, wurde nach der Eroberung von Österreich, an der er namhaften Anteil genommen hatte, Statthalter dieses Landes. Nach des Königs Tod (1490) setzte er aus Eigennutz die Wahl Wladislaws II. aus dem Haus der Jagellonen durch und unterstützte denselben gegen dessen Bruder Albert. Er hatte eben ein Heer gegen die Türken gesammelt, als er im Januar 1499 plötzlich starb. - Sein Sohn Johann, geb. 1487, ward 1510 von König Wladislaw zum Woiwoden von Siebenbürgen ernannt und unterdrückte 1514 mit grausamer Strenge den Bauernaufstand unter Georg Dosa. Als Soliman I. 1526 Ungarn mit Krieg überzog, brachte Z. zwar ein bedeutendes Heer zusammen, verschuldete aber durch sein Nichteintreffen auf dem Kampfplatz die Niederlage bei Mohács, in welcher Ludwig II. den Tod fand, und ließ sich hierauf 10. Nov. 1526 von der Majorität des Hochklerus und des Adels gegen den habsburgischen Erzherzog Ferdinand zum König von Ungarn wählen. Z. ward zwar bei Tokay und 1528 bei Szinna geschlagen und mußte nach Polen flüchten; seine Anhänger siegten aber dann bei Patak, und er selbst nahm hierauf mit Solimans Hilfe Ofen. Hier ernannte ihn Soliman nun zum König von Ungarn, doch unter seiner Oberlehnsherrlichkeit. Als ein Zug Solimans nach Österreich vor Güns 1532 gescheitert war und Z. sich selbst überlassen blieb, schloß er im Januar 1533 einen einjährigen Waffenstillstand mit Ferdinand, der mehrmals verlängert wurde, bis 24. Febr. 1538 zu Großwardein ein Friede zu stande kam. Z. erhielt den Titel eines Königs von Ungarn und dessen Besitz bis an die Theiß sowie Siebenbürgen; seinem etwanigen Sohn ward das Zipser Gebiet als Herzogtum zugesagt. Dafür sollte nach seinem Tod ganz Ungarn an Ferdinand fallen. Z. vermählte sich 1539 mit Siegmunds von Polen Tochter Isabella und starb 22. Juli 1540 in Mühlenbach bei Stuhlweißenburg. Sein Sohn Johann Siegmund herrschte in Siebenbürgen 1540-71; mit ihm erlosch das Geschlecht.

Zapotlan el Grande (Ciudad Guzman), Stadt im mexikan. Staat Jalisco, 1286 m ü. M., der Nevado de Colima gegenüber, hat ein Seminar und (1880) 15,440 Einw. im Munizipium.

Zappi, Giovanni Battista Felice, ital. Rechtsgelehrter und Dichter, geb. 1667 zu Imola, ward schon im 13. Jahr in Rom Doktor der Rechte, erhielt, nachdem er längere Zeit daselbst advoziert hatte, unter Papst Innocenz XII. eine einträgliche Stelle und widmete sich nun hauptsächlich der Poesie und den Künsten. Er war einer der Stifter der Akademie der Arkadier, als deren Mitglied er den Namen Tirsi Leucasio führte, und starb 1719. Seine Gedichte, meist der Anakreontischen Gattung angehörig, zeichnen sich durch eine anmutige Natürlichkeit aus und zeigen nur wenig Spuren von dem schlechten Geschmack seiner Zeit. Sie sind zusammen herausgegeben (Venedig 1748, 2 Bde.; 1770 u. öfter) mit denen seiner Gattin Faustina, der schönen Tochter des Malers Maratti. Mehrere Gedichte derselben wurden von Herder übersetzt.

Zapportgletscher, s. Adula.

Zaptie (türk.), Polizist; Z.-Pascha, Polizeiintendant. Den europäischen Reisenden durch die Türkei werden Zapties als Begleitung mitgegeben.

Zar (russ., franz. Schreibweise Czar oder Tsar, v. lat. Caesar, griech. Kaisar), Herrschertitel bei den östlichen Slawen (Bulgaren, Serben, Russen); auch die Chane der Mongolen wurden Zare genannt. Der Großfürst Wladimir II. von Rußland (1113-25) war der erste, welcher den Titel Z. annahm, den seit Iwans II. Krönung (1547) alle russischen Herrscher führten. Peter I. vertauschte ihn 1721 mit dem Titel Kaiser (jetzt »Kaiser u. Selbstherrscher aller Reußen«); doch führen die Kaiser von Rußland noch jetzt von einzelnen Teilen des Reichs (Kasan, Astrachan, Sibirien, Taurische Chersones und Grusien) den Titel Z., wie Alexander I. 1815 den eines Zaren von Polen annahm. Die Gemahlin des Zaren hieß Zariza, der Thronfolger Zarewitsch und die Tochter des Zaren Zarewna; jetzt führt der Thronfolger den Titel Cäsarewitsch, seine Gemahlin Cäsarewna. Die Prinzen und Prinzessinnen des kaiserlichen Hauses heißen Großfürsten und Großfürstinnen.

Zara (slaw. Zadar), 1) Hauptstadt des österreich. Königreichs Dalmatien, auf einer schmalen Landzunge am Adriatischen Meer und am Kanal von Z. gelegen, vom Festland durch einen Wassergraben getrennt, früher (bis 1873) Festung, hat einen geräumigen und sichern Hafen, 4 Thore (darunter das Marinethor mit einem eingesetzten Stück eines römischen Triumphbogens, dann die nach dem Entwurf von Sanmicheli erbaute Porta di Terraferma) und zerfällt in vier Stadtteile. Die Bauart von Z. ist venezianisch. Unter den Plätzen sind der Herrenplatz (Piazza dei Signori) mit schönem Hauptwachtgebäude und der Loggia del Comune (mit der Stadtbibliothek) sowie der Brunnenplatz mit antiker korinthischer Säule nennenswert. Eine solche ziert auch den Simeonsplatz. Eine belebte Straße ist der neuangelegte Franz Josephs-Kai. Von Kirchen sind die ansehnlichen: die Domkirche, eine Basilika aus der zweiten Hälfte des