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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zwölften – Zz

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Zwölf Tafeln'

fuhren, und das Bedürfnis nach einem schriftlich abgefaßten Landrecht überhaupt veranlaßte 462 v.Chr. den Tribun Gajus Terentilius Arsa zu dem Gesetzvorschlag, es sollten fünf Männer zur Aufzeichnung der Gesetze gewählt werden. Der Vorschlag ging wegen des Widerstandes der Patricier nicht durch. Die folgenden Tribunen nahmen ihn wieder auf. Aber erst 454 ging der Senat darauf ein; angeblich sollen drei Patricier nach Großgriechenland (den griech. Kolonien in Unteritalien), nach anderer Überlieferung nach Athen gegangen sein, um sich über die dortigen Gesetze zu unterrichten. Nach ihrer Rückkehr 451 trat nach dem Vorschlage des Senats an die Stelle der Konsuln, unter Suspendierung des Tribunats, ein Kollegium von zehn Männern, die mit der höchsten Gewalt ohne Provokation den Auftrag erhielten, den Wortlaut der Gesetze festzustellen. (S. Decemvirn.) In demselben Jahre wurden die Gesetze, auf zehn Tafeln aufgezeichnet, von dem Volke in Centuriatkomitien bestätigt. Auch für das nächste Jahr wurden zur Weiterführung der Aufgabe Decemvirn gewählt: doch wurden sie wegen Mißbrauchs ihrer Macht 449 endlich gewaltsam entfernt. Nach ihrem Sturze wurden die Gesetze zusammen auf zwölf Tafeln eingegraben und unter den Konsuln Lucius Valerius und Marcus Horatius öffentlich ausgestellt. Als die Römer nach der Niederlage durch die Gallier 386 v.Chr. ihre Stadt wieder aus der Asche erhoben, stellten sie auch die Z. T. wieder auf. Sie enthielten in altertümlicher Gedrungenheit weniger das sakrale und das Staatsrecht als das Kriminal- und hauptsächlich das Civilrecht und wurden fortdauernd, natürlich unter Berücksichtigung der Veränderungen, welche durch neuere Einrichtungen und Gesetze herbeigeführt waren, als Grundlage der röm. Rechtsverfassung angesehen, auch von bedeutenden Rechtsgelehrten ausgelegt, ja selbst bei dem Elementarunterricht berücksichtigt. Im 3. Jahrh. n.Chr. befanden sich die Tafeln sicher noch in Rom, und obgleich sie später untergegangen waren, so besaß doch das Zeitalter Justinians noch den vollständigen Text in dem Kommentar des Gajus. Um die Sammlung und Bearbeitung der geringen Bruchstücke, die in vereinzelten Anführungen besonders bei Festus und Gellius erhalten geblieben sind, machten sich namentlich Gothofredus, Dirksen, Scholl (Lpz. 1866) und Voigt, Die XII Tafeln (2 Bde., ebd. 1883), verdient. – Vgl. auch Bosch, De XII tabularum lege a Graecis petita (Gött. 1893).

Zwölften, s. Zwölf Nächte.

Zwolle (spr. sw-), Hauptstadt der niederländ. Provinz Oberyssel, an dem in den Zuidersee fließenden Zwarte Water, unweit der Yssel und Vecht, mit ersterer durch den Kanal Willemsvaart in Verbindung gesetzt, an den Linien Zutphen-Leeuwarden und Almelo-Z. der Staatsbahnen und der Linie Utrecht-Kämpen der Centralbahn, zählt (1896) 30165 E. Hauptgebäude der Stadt sind die reform. St. Michaelskirche (1406 begonnen) mit einer berühmten Orgel und einem Grabdenkmal des Thomas a Kempis (von Mengelberg), das Regierungsgebäude mit dem Provinzialarchiv, das Justizgebäude, das modernisierte Rathaus, das Kaufhaus neben der Bethlehemkirche und ein altgot. Thor, das Sassenthor. Z. hat einige Eisen- und Baumwollindustrie und bedeutende Korn-, Vieh- und Fischmärkte. ↔ Beträchtlich ist der Binnen- und Außenhandel sowie der Dampfschiffahrtsverkehr mit Amsterdam, den Yssel- und Rheinstädten. Der 6 km im Norden der Stadt gelegene, jetzt mit Anlagen gezierte Agnetenberg trug einst das Augustinerkloster, in dem Thomas a Kempis sein Leben beschloß. Z. war schon frühzeitig eine bedeutende Handelsstadt und Mitglied der Hansa.

Zwolsche Diep, s. Vechte und Zwarte Water.

Zwönitz, Stadt in der Amtshauptmannschaft Chemnitz der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, an der Z., der Linie Chemnitz-Aue-Adorf und der Nebenlinie Chemnitz-Stollberg-Z. (40,1 km) der Sächs. Staatsbahnen, hat (1895) 2926, mit dem nahen Niederzwönitz 5556 E., darunter 44 (49) Katholiken, Post, Telegraph, evang. Kirche im Barockstil, 1891 erneuert, Rathaus (1878) mit Stadtbibliothek, städtische Sparkasse, Spar- und Vorschußverein; Fabrikation von Metallwaren, besonders Emailgeschirr, Schuh- und Strumpfwaren, Preßspänen und Pappe, Brauerei, Gerberei, Gorlnäherei und Jahrmärkte. Z. wird bereits 1417 als Stadt erwähnt, war Bergstadt und gehörte bis 1536 dem Kloster Grünhain.

Zwornik, Stadt in Bosnien, s. Zvornik.

Zwota, Dorf in der Amtshauptmannschaft Auerbach der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, nahe der böhm. Grenze, an der zur Eger gehenden Z., der Linie Chemnitz-Aue-Adorf und der Nebenlinie Klingenthal-Herlasgrün der Sächs. Staatsbahnen, hat (1895) 2736 E., darunter 35 Katholiken, Postagentur, Fernsprechverbindung, evang. Kirche; Fabrikation von Musikinstrumenten (Accordions, Harmonikas) und Sägewerke.

Zygadenus, Euthymius, s. Euthymius Zygadenus.

Zygaenĭdae, Großschmetterlinge, s. Widderchen.

Zygomórph (grch.), s. Blüte.

Zygomycēten, Familie niederer Pilze aus der Gruppe der Phycomyceten (s. d.); zu ihr gehören viele der sog. Schimmelpilze, besonders die Gattung Mucor nebst einigen verwandten Arten. Charakteristisch für diese Pilze ist die Bildung von Zygosporen durch Kopulation zweier benachbarter Pilzhyphen. (S. auch Mucor und Kopulation sowie Tafel: Pilze III, Fig. 3c.)

Zygophyllacēen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Terebinthinen (s. d.) mit gegen 100 meist tropischen Arten, kraut- oder strauchartige Gewächse, selten Bäume, mit gegenständigen zweizähligen oder gefiederten Blättern und verschieden gefärbten zwitterigen fünfzähligen Blüten und einem mehrfächerigen Fruchtknoten mit einem Griffel. Zu den Z. gehört die Stammpflanze dcs Guajakholzes (s. d.).

Zygospore, s. Chlorophyceen, Mucor und Phycomyceten.

Zygosporenbildung, s. Kopulation.

Zygote, s. Chlorophyceen.

Zymōsen (grch.), s. Fermente.

Zymotechnisch, gärungstechnisch, die Gärungsgewerbe betreffend.

Zymōtische Krankheiten, soviel wie Infektionskrankheiten (s. d.).

Zysse, soviel wie Accise (s. d.).

Zytomierz (spr. schütómjersch), russ. Stadt, s. Shitomir.

Zz, in den griech. Manuskripten der alten Ärzte soviel wie Myrrhe, in denen späterer Ärzte soviel wie Ingwer. (S. auch Z.)

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