Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Absonderung'
Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 2)
Kategorie, ohne daß eine Zerstörung von Zellen stattfindet; solche Sekrete sind wiederum wahre
Ausscheidungen aus denjenigen Zellen, an deren Außenseite sie angetroffen werden. Hierher gehören
die sogen. Drüsenhaare auf der Oberfläche der grünen Teile und zumal des Blütenstands bei den
meisten Lippenblütlern und auch vielen andern riechenden Gewächsen: mehrzellige Haare, deren
kopfförmige Endzelle auf ihrer Oberfläche ein ätherisches Öl ausschwitzt. Ferner sind hier zu
nennen die Absonderungen von Zuckersäften, welche seltener an gewissen grünen Teilen, wie z. B.
an den Nebenblättern mancher Wicken, in größter Verbreitung aber an verschiedenartigen
Blütenorganen vorkommen, wo diese Stellen als Honigwerkzeuge
(Nektarien, s. d.) bezeichnet werden. Auf
gleiche Weise schwitzt aus den Epidermiszellen vieler Pflanzenteile Wachs aus, welches als dünner,
reifartiger Überzug, so z. B. auf den Pflaumen und Weinbeeren, oder in dickern, körnigen Massen,
wie auf den Blättern des Gold- und Silberfarns (Gymnogramme),
auftritt. Manche Pflanzen scheiden auch unorganische Substanzen, Salze, an ihrer Oberfläche aus,
wie z. B. Kalk die Blattzähne mancher Arten Steinbrech (Saxifraga).
Endlich können hier auch die Abänderungen reinen Wassers erwähnt werden, die, zumal bei unterdrückter
Verdunstung, also in feuchter Atmosphäre, in Form von Tropfen an den Blattspitzen junger Getreide-
und Graspflanzen, an den Blattzähnen vieler andrer Gewächse sowie in größerm Maßstab an den Blättern
mancher tropischer Aroideen und in den Blattschläuchen des Kannenstrauchs
(Nepenthes) beobachtet werden. - Die vegetabilischen Absonderungen
haben für die Lebensfunktionen der Pflanze mittelbare oder unmittelbare Bedeutung. Die Zuckerabscheidung
in den Blüten ist ein unentbehrliches Mittel zur Anlockung der Insekten, welche die Bestäubung der
Blüten zu besorgen haben. Die Ausscheidung von Wachsüberzügen verhindert die Benetzung mit Wasser und
erscheint besonders da angebracht, wo Pflanzenteile mit Spaltöffnungen vor Benetzung zu schützen sind.
Die Bildung von ätherischem Öl und Gummi im Innern des Pflanzenkörpers steht vielleicht mit dem
Stoffwechsel in einem notwendigen Zusammenhang, und die Balsamüberzüge haben wahrscheinlich die damit
versehenen jungen zarten Teile vor zu rapider Verdunstung zu schützen. Es gibt aber auch Absonderungen,
die als krankhafte Prozesse zu betrachten sind; sie beruhen auf einer Zerstörung innerer Gewebemassen
und nehmen meistens einen solchen Umfang und Grad an, daß das Sekret nach außen ergossen wird.
Hierher gehören der Harzfluß (s. d.) und
der Gummifluß (s. d.).
3) In der Physiologie versteht man unter Absonderung im weitesten
Sinn sämtliche Vorgänge, bei denen gewisse Stoffe aus dem Blut ausgeschieden werden. Man unterscheidet
einfache Ausschwitzungen und Absonderungen im engern Sinn oder Sekretionen. Bei den erstern sind im
wesentlichen nur physikalische Vorgänge (Filtration und Diffusion) beteiligt, und es treten hierbei
flüssige Blutbestandteile, ohne eine chemische Veränderung zu erfahren, durch die Gefäßmembranen nach außen.
Die Produkte dieser Ausschwitzungen bezeichnet man als Transsudate;
sie gleichen in ihrer chemischen Zusammensetzung mehr oder weniger der Blutflüssigkeit, wenn auch in
manchen dieser Flüssigkeiten die Eiweißkörper nur sehr spärlich vertreten sind. Die Fibrin erzeugenden
Stoffe sind in vielen Fällen so schwach vertreten, daß die Transsudate nicht freiwillig gerinnen. Sie
sind klar
↔
und durchsichtig, farblos oder schwach gelb gefärbt, besitzen ein geringeres spezifisches Gewicht als
das Blutserum und haben eine alkalische Reaktion. Zu den einfachen Transsudaten gehören die Flüssigkeiten
in den Höhlen der serösen Häute, die Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit, das Wasser zwischen Hornhaut und
Kristalllinse im Auge, das Fruchtwasser etc. Die Absonderungen im engern Sinn
(Sekretionen) sind die Produkte besonderer Absonderungsapparate,
der sogen. Drüsen (s. d.). Sie unterscheiden sich von den einfachen Ausschwitzungen
dadurch, daß sie neben dem aus dem Blut stammenden Wasser auch noch eigentümliche Stoffe enthalten, zu
deren Bildung bloße physikalische Vorgänge nicht genügen, sondern chemische Prozesse erforderlich sind.
Letztere verlaufen in den Zellen der absondernden Organe, die hierdurch gelieferten spezifischen
Bestandteile mischen sich dann den Produkten der einfachen Ausschwitzung bei. Über den allgemeinen
Charakter der chemischen Vorgänge in den Absonderungszellen läßt sich nicht viel sagen. Viele Sekretionen
sind mit lebhafter Wärmebildung verknüpft, und es ist daher wohl möglich, daß die chemischen Prozesse bei
der A. Oxydationsprozesse sind. Bei manchen Sekreten gehen die spezifischen Bestandteile aus einem
Zerfall von Drüsenzellen hervor (Milch, Speichel, Hauttalg etc.). Die Absonderungsorgane sind sehr
verschieden eingerichtet. Die einfachsten Vorrichtungen sind mit Blutkapillaren versehene Membranen,
welche mit einer einfachen Zellschicht versehen sind; es sind dies die sogen. serösen Häute, welche
zur A. von Höhlenflüssigkeiten dienen, z. B. Bauchfell, Brustfell, Herzbeutel etc. In zahlreichen
Absonderungsorganen sehen wir die sezernierende Fläche durch Einstülpungen vergrößert, zuweilen stoßen
wir auch auf eine Oberflächenvergrößerung durch Ausstülpung. Eine eingestülpte sezernierende Fläche
bildet eine Drüse, eine ausgestülpte eine
Zotte; erstere sind außerordentlich verbreitet, letztere finden
sich nur in den Synovialhäuten. Die Absonderungen stehen unter dem Einfluß des Nervensystems. Dieser
kann bewirken: a) eine Veränderung des Blutdrucks in den Absonderungsorganen durch Erweiterung oder
Verengerung der Blutgefäße; b) eine Veränderung der in der Drüse verlaufenden chemischen Prozesse.
Veränderungen der ersten Art kommen durch Vermittelung der Gefäßnerven (s.
Blutbewegung) zu stande, während die andern an
die Thätigkeit spezifisch sekretorischer Nervenfasern gebunden sind, welche direkt an die Drüsenzellen
treten. Die Absonderungen sind für den lebenden Körper von der größten Wichtigkeit, indem sie teils
zur Verdauung dienen, wie der Speichel, der Magensaft, der pankreatische Saft, die Galle; teils die
beim Stoffwechsel für den tierischen Haushalt unbrauchbar, ja schädlich gewordenen Stoffe auszuführen
bestimmt sind (Harnstoff, Kohlensäure); teils die Beweglichkeit der Organe vermehren, wie der Schleim
der Bindehaut des Auges, die Thränen, die Gelenkflüssigkeiten; teils die innere und äußere Oberfläche
des Körpers vor schädlichen Einwirkungen schützen, wie der Schleim der Schleimhäute, die Hautschmiere;
teils zur Erhaltung der Art dienen, wie der tierische Same und das Ei. Über die einzelnen Absonderungen
s. die betreffenden Artikel.