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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Barberey Saint-Sulpice; Barberini; Barberinivase; Barbes; Barbet de Jouy; Barbette; Barbey d'Aurévilly

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Barberey Saint-Sulpice - Barbey d'Aurévilly.

glied und Präsident des Rats der Alten und infolge des Staatsstreichs vom 18. Fructidor (4. Sept. 1797) nach Cayenne deportiert, von wo er nach dem 18. Brumaire 1799 zurückberufen ward. Bonaparte ernannte ihn 1801 zum Staatsrat und Schatzminister; als solcher leitete er 1803 die Abtretung von Louisiana an die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Seit 1808 war er Präsident des obersten Rechnungshofs, unter Ludwig XVIII. auch kurze Zeit Justizminister; auch wurde er Mitglied des königlichen Konseils des öffentlichen Unterrichts, der Akademie der Inschriften, des Konseils der Spitäler und desjenigen der Gefängnisse. Im April 1834 auf sein Ansuchen entlassen, starb er 1837 in Paris. B. schrieb umfangreiche Memoiren über Finanzwesen und Ökonomie sowie eine schätzenswerte "Geschichte von Louisiana" und das "Tagebuch eines Deportierten" (1829).

Barberey Saint-Sulpice (spr. barb'rä ssāng-ssülpihs), Dorf im franz. Departement Aube, Arrondissement Troyes, links an der Seine und an der Eisenbahn von Paris nach Troyes, mit einem Schloß und 339 Einw., welche Käsefabrikation ("Käse von Troyes") treiben.

Barberini, röm. Fürstengeschlecht, hieß ursprünglich Tafani und nannte sich nach seinem Stammgut Barberino im Elsathal in Toscana B. Die Größe und den Glanz des Hauses begründete Maffeo B. (geb. 1568), der als Urban VIII. 1623 den päpstlichen Stuhl bestieg und seiner Familie Schätze, mehrere Herzogtümer und den fürstlichen Titel zuwendete. Besonders gab er den drei Söhnen seines Bruders Karl hohe Stellen. In dem sogen. Krieg von Castro (1641-44) suchten die B. sogar den Farnese von Parma die Herzogtümer Castro und Ronciglione zu entreißen, freilich ohne Erfolg. Als aber nach Urbans Tod (1644) Innocenz X., ein persönlicher Gegner der B., von ihnen Rechenschaft über die Verwaltung der ihnen anvertrauten Ämter forderte, mußten die Brüder B. nach Frankreich fliehen, wo der zweite Bruder, Taddeo, 1647 starb. Der älteste, Francisco B. (geb. 1597, gest. 1679 als Kardinal und Dekan des heiligen Kollegiums), ist der Gründer der großen Barberinischen Bibliothek, die bei seinem Tod auf 60,000 Bände mit 8000 zum Teil kostbaren Manuskripten angewachsen war, und der Erbauer des großen Palastes B. in Rom (s. unten). Der jüngste Bruder, Antonio, geb. 1608, ward 1628 Kardinal, 1631 Herzog von Urbino, unter Ludwig XIII. Bischof von Poitiers, dann Großalmosenier und 1657 Erzbischof von Reims, kehrte nach seiner Aussöhnung mit dem Papst nach Italien zurück und starb 1671 in Nemi. Er zeichnete sich als Beförderer der Wissenschaften aus und dichtete selbst in lateinischer und italienischer Sprache. Überhaupt waren die B. nicht die Gegner der Litteratur und Kunst, zu welchen man sie aus Mißverständnis des bekannten römischen Bonmots: Quod barbari non fecerunt, fecere Barberini gemacht hat. Letzteres bezieht sich offenbar mehr auf die Habsucht und den Nepotismus Urbans VIII. 1738 erlosch das Geschlecht der B. im Mannesstamm. Der Rest ihrer Besitzungen kam an Giulio Cesare Colonna (gest. 1787), der durch seine Mutter von den B. abstammte, Namen und Wappen derselben (drei Bienen) annahm und so der Stifter der Linie B.-Colonna wurde; deren Haupt ist jetzt Don Enrico (geb. 1823), Fürst von Palestrina und Castello San Pietro, Herzog von Castelvecchio etc. In dem großen Palast der B. zu Rom (seit 1624 von Maderna, Borromini und Bernini erbaut) befindet sich die erwähnte Bibliothek sowie unter andern Kunstwerken die sogen. Fornarina Raffaels, Dürers Christus unter den Schriftgelehrten und das angebliche Brustbild der Beatrice Cenci von G. Reni; andres ist verkauft worden, wie z. B. der Barberinische Faun (jetzt in der Glyptothek zu München) und die berühmte Portlandvase (im Britischen Museum). Vgl. Reumont, Beiträge zur italienischen Geschichte, Bd. 5 (Berl. 1857).

Barberinivase, s. Portlandvase.

Barbes ^[richtig: Barbès] (spr. -bäh oder -bäs), Armand, franz. Revolutionär, geb. 18. Sept. 1810 zu Pointe à Pitre auf der Insel Guadeloupe, studierte in Paris seit 1830 die Rechte, ward Mitglied der radikalen Société des droits de l'homme et du citoyen und mit Blanqui Führer der Société des saisons. Schon 1834 und 1836 als revolutionärer Agitator verfolgt, jedoch amnestiert, stellte er sich an die Spitze jenes tollkühnen Aufstandsversuchs, der 12. Mai 1839 in Paris stattfand, wurde verwundet, ergriffen und von der Pairskammer zum Tod verurteilt. Zu lebenslänglicher Detention begnadigt, ward er durch die Februarrevolution von 1848 frei und als alter Republikaner von der provisorischen Regierung zum Gouverneur des Luxembourg und zum Obersten der 12. Legion der Pariser Nationalgarde ernannt und im Departement Aude zum Abgeordneten der konstituierenden Nationalversammlung gewählt. Bei dem Attentat vom 15. Mai 1848 schlug er sich wieder zu seinen frühern Parteigenossen, ward ergriffen und in dem Staatsprozeß von Bourges zu lebenslänglicher Deportation verurteilt, die aber in lebenslängliche Einkerkerung verwandelt ward. Er saß nun in einem unterirdischen Gefängnis auf Belle-Isle bis 1854, wo Ludwig Napoleon seine Freilassung verfügte. B. wollte jedoch aus der kaiserlichen Hand keine Begnadigung annehmen und kam nur nach Paris, um gegen seine Freilassung zu protestieren und sich dem Gericht zur Verfügung zu stellen. Da dieses keine Notiz von ihm nahm, ging er nach Holland und begab sich dann nach Barcelona in Spanien, ward aber im Mai 1856 hier ausgewiesen und nahm seinen Aufenthalt in Cadiz, dann wieder im Haag, wo er 26. Juni 1870 starb.

Barbet de Jouy (spr. barbeh d' schūi), Henri, franz. Kunstschriftsteller, geb. 16. Juli 1812 zu Cauteleu bei Rouen, Konservator der das Mittelalter und die Renaissancezeit betreffenden Kunstsammlungen des Louvre, veröffentlichte eine Reihe von Schriften über die seiner Obhut anvertrauten Kunstgegenstände, worunter das Prachtwerk "Les gemmes et joyaux de la couronne", gezeichnet und gestochen von Jacquemart (Par. 1865 ff., mit 60 Tafeln), die wichtigste Stelle einnimmt. Von den übrigen nennen wir: "Les Della Robbia, sculpteurs en terre émaillée" (mit Katalog ihrer Werke, 1855); "Description des sculptures modernes de la Renaissance et du moyen-âge du musée impérial du Louvre" (1856 bis 1874, 2 Tle.); "Les mosaïques chrétiennes des basiliques et des églises de Rome" (1857); "Étude sur les fontes du Primatice" (1859).

Barbette, s. Geschützbank.

Barbey d'Aurévilly (spr. barbä doreviji), Jules, franz. Kritiker und Romanschriftsteller, einer der klerikal angehauchten monarchistischen Klopffechter, geb. 2. Nov. 1808 zu St.-Sauveur le Vicomte (Departement Manche), machte sich schon mit 15 Jahren durch eine Broschüre: "Aux héros des Thermopyles", bemerklich und schrieb seit 1851 für den "Pays" litterarische Artikel, die durch ihren lärmenden Ton, das Persönliche ihrer Polemik und die Eigentümlichkeit ihres Stils Aufsehen machten. Mit Granier de Cassa-^[folgende Seite]