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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bieresel; Biergallen; Bierkahmpilz; Bierley; Biermann; Biernacki; Biernatzki; Bierstadt

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Bieresel - Bierstadt.

d und e und führt nun die Kohlensäure durch Öffnen von l dem Bier zu. Um bei Anlegung eines neuen Fasses das Zurücktreten von Bier nach b zu verhindern, schaltet man das gläserne Gefäß m ein, aus welchem hier angesammeltes Bier leicht abgelassen werden kann. Die Figur zeigt auch die verschiedenen Arten des Ausschanks. Bei Faß I strömt die Kohlensäure durch l zum Stechkran und treibt das Bier zu dem Zapfhahn n. Bei Faß II kommt die Kohlensäure unterhalb des Manometers k aus dem Windkessel, geht zur Schenkstelle und wird von dort aus durch Öffnen des Hahns o nach Bedarf dem Faß zugeführt, wobei das Manometer p den Druck im Faß erkennen läßt; das Bier gelangt bei q zum Ausschank. Zum Faß III gelangt die Kohlensäure wieder aus l, das Bier wird ohne Leitung direkt aus dem Stechkran verzapft. Bei Faß IV ist auch der Stechkran vermieden; die Kohlensäure wird durch den Spund dem Bier zugeführt und dieses also "direkt vom Faß" verschenkt. Alle Bierdruckapparate leiden an dem Übelstand, daß sich leicht Unreinigkeiten aus dem Bier in den Rohrleitungen ablagern, dort in Zersetzung übergehen und das Bier verderben. Um dies zu vermeiden, muß die Rohrleitung eine Einrichtung erhalten, daß sie leicht gereinigt werden kann. Hierzu eignet sich am besten ein transportabler Dampfapparat, welcher durch einen Gummischlauch mit dem B. verbunden wird, die Röhren durch Dampf reinigt und dann mit heißem und kaltem Wasser spült.

Bieresel, s. v. w. Pirol.

Biergallen, s. Bier, S. 916.

Bierkahmpilz, s. Mycoderma.

Bierley (North B., spr. bihrli), Fabrikstadt in Yorkshire (England), südwestlich von Bradford, mit Wollwarenindustrie und (1881) 20,938 Einw.

Biermann, 1) Karl Eduard, Maler, geb. 25. Juli 1803 zu Berlin, war erst Porzellanmaler und dann bei den von Schinkel geleiteten Dekorationsmalereien beschäftigt, bis er sich ausschließlich der Landschaftsmalerei zuwandte. Die Alpenwelt war sein Lieblingsstudium und regte ihn zu seinen Hauptproduktionen an. Im J. 1834 stellte er eine Aussicht auf Florenz aus, die Eigentum des Berliner Kunstvereins wurde, wie der bald darauf folgende Dom von Mailand, und 1836 sah man von ihm eine Darstellung von Tassos (jetzt zerstörter) Eiche. Den größten Erfolg hatte jedoch sein Bild: ein Abend auf der Hochalp, eine poetische Farbenschilderung der Schweiz. Viele seiner landschaftlichen Bilder, namentlich der italienischen, sind durch Stich und Lithographie vervielfältigt worden. An Zeichnungen lieferte B. eine der acht Szenen aus Goethes "Faust" in acht lithographierten Bildern nach Angabe des Fürsten Anton Radziwill zu dessen Musik (Berl. 1836) sowie mehrere von Sagert gestochene Ansichten für den "Berliner Kalender". Im Neuen Museum zu Berlin malte B. mehrere Wandbilder, wie die Insel Phila, den Vorhof des Tempels von Edfu, den Tempelhof zu Karnak etc. Im J. 1853 stellte er als Früchte einer Reise nach Dalmatien 16 Aquarelle aus, welche große Frische und gesunde Naturwahrheit der Auffassung und Durchführung zeigten. B., dessen Arbeiten eine glänzende Technik zeigen, dabei aber meist ein gewisses dekorationsmäßiges Gepräge tragen, war einer der ersten Vertreter der landschaftlichen Aquarellmalerei in Berlin.

2) Gottlieb, Maler, geb. 13. Okt. 1824 zu Berlin, bildete sich auf der dortigen Akademie und unter Wach, ging dann nach Paris zu Cogniet, wo er ein Jahr verweilte, und von da nach Italien. 1853 nach Berlin zurückgekehrt, malte er einige Geschichts- und Genrebilder aus dem italienischen Volksleben, unter denen Gustav Adolfs Tod und eine Episode aus der Schlacht bei Kunersdorf zu nennen sind, wandte sich aber dann mit Vorliebe dem Porträt zu. Im Anschluß an die venezianischen und niederländischen Meister erlangte er eine große koloristische Gewandtheit, welche ihn namentlich für das weibliche Bildnis mit der Folie reicher Toilettenpracht und einer luxuriösen Umgebung befähigt. Seinen männlichen Porträten fehlt es nicht an Energie der Auffassung und an Kraft der Modellierung. Gelegentlich schuf er auch ideale Einzelfiguren (Zigeunerkönigin 1877, Esther 1880) und mythologische Szenen (Bacchantin), in welchen seine koloristischen Fähigkeiten zu glänzendstem Ausdruck gelangten.

Biernacki (spr. -nátzki), Aloys Prosper, poln. Agronom und Staatsmann, geb. 1778 bei Kalisch, studierte zu Frankfurt a. O., machte größere Reisen und gründete dann in Sulislawice bei Kalisch eine Musterwirtschaft und eine Schule des gegenseitigen Unterrichts für Agronomie, Gartenkunde, Naturwissenschaft und Mathematik. Auch schrieb er für die Ablösung der Fronen. 1820 wurde er Mitglied des Generalkonseils im Palatinat Kalisch. Trotz der Gegenbemühungen der russischen Regierung 1829 wieder gewählt, unterzeichnete B. mit andern Patrioten die Adresse, welche gegen die russischen Verletzungen der polnischen Konstitution protestierte. Nach Ausbruch des Aufstandes übernahm er zu Warschau den Vorsitz in der Rechnungskammer. Im Reichstag bekämpfte er die Diktatur; in der Nationalregierung erhielt er im Januar 1831 das Ministerium der Finanzen, konnte sich jedoch nur kurze Zeit im Amt erhalten. Als nach dem Fall von Warschau sich in Zakroczin eine neue Regierung bildete, übernahm B. abermals das Portefeuille der Finanzen. Nach der Niederschlagung des Aufstandes lebte er in Frankreich und starb im September 1854 in Paris.

Biernatzki, Johann Christoph, Schriftsteller, geb. 17. Okt. 1795 zu Elmshorn in Holstein, studierte seit 1816 zu Jena und Kiel Theologie und orientalische Sprachen und erhielt 1821 eine Predigerstelle auf der Hallig Nordstrandischmoor bei der Insel Nordstrand an der Küste von Westschleswig. Nachdem er hier die furchtbare Sturmflut im Februar 1825 überstanden hatte, wurde er noch in demselben Jahr als Pfarrer nach Friedrichstadt versetzt, wo er 11. Mai 1840 starb. Seine "Gedichte" (2. Aufl., Leipz. 1852) und Novellen vertreten eine ans Pietistische streifende religiöse Gesinnung. Am bekanntesten wurden die den unmittelbaren Erlebnissen des Verfassers entnommene, wiederholt aufgelegte Erzählung "Die Hallig, oder die Schiffbrüchigen auf dem Eiland in der Nordsee" (Altona 1836) und die Novelle "Der braune Knabe" (das. 1839). Biernatzkis "Gesammelte Schriften" erschienen in 8 Bänden (Altona 1844, 2. Aufl. 1850). Seine Biographie lieferte sein Sohn Karl Bernhard (2. Aufl., Leipz. 1852).

Bierstadt, Albert, Maler, geb. 1830 zu Solingen, kam als zweijähriges Kind mit seiner Familie nach Amerika, wo sich dieselbe in New Bedford (Massachusetts) niederließ. Nachdem B. als Knabe mit Kreidezeichnen begonnen, versuchte er sich seit 1851 in der Ölmalerei und begab sich 1853 nach Düsseldorf, wo er aber wegen ungenügender Fertigkeit in die Akademie nicht zugelassen ward. Unter Leitung Lessings, Andreas Achenbachs und Leutzes machte er indes rasche Fortschritte und besuchte dann Italien. 1857 kehrte er in die Heimat zurück, begleitete im folgenden Jahr die Expedition des Generals Lander nach