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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Botanik (im 19. Jahrhundert).

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels ''

Anmerkung: Fortsetzung von [Die Geschichte der Botanik.]

mehrere angesehene Botaniker: Ch. G. Ludwig, J. G. (Anmerkung des Editors: Johann Gottlieb) Gleditsch, M. Adanson, B. Jussieu u. a. Viele von Linnés Schülern machten die Untersuchung der Floren fremder Länder sowie die genauere Kenntnis der inländischen Pflanzen mit Erfolg zu ihrer Aufgabe. Zu den erstern gehören Hasselquist, Forskal, Löfling, Kalm, Commerson, Pallas, Burmann, P. Brown, Jacquin, Aublet, J. R. (Anmerkung des Editors: Johann Reinhold) und G. Forster; zu den letztern: Scopoli, Jacquin, Pollich, Leers, Haller, in Frankreich Gérard, Gouan, in Italien Seguire, in Spanien Martinez, in England Hudson, in Schottland Ligthfoot, in Dänemark Öder und Müller, in Norwegen Gunerus etc. Zu Linnés Zeit fanden auch die niedern Pflanzen, die Pilze, Algen, Flechten und Moose, zuerst eine eingehendere Behandlung durch Micheli, Scheuchzer und Dillenius. Auch fällt in diese Zeit der Anfang der experimentellen pflanzenphysiologischen Forschung, indem St. Hales (1727) seine noch heute berühmten Versuche über das Aufsteigen des Saftes in den Pflanzen anstellte. In der folgenden Zeit war die Thätigkeit einesteils auf die weitere Ausbildung des Linnéschen Sexualsystems gerichtet; es sorgten für die erweiterte Kenntnis der Pflanzenarten durch die fortgesetzte Herausgabe der Linnéschen "Genera" und "Species plantarum": Schreber (1789), Willdenow (1797-1810), Vahl (1805 u. 1827), Persoon (1805), Römer und Schultes (1817-30), K. Sprengel (1830 bis 1831), Presl (1834), David Dietrich (1839), H. E. Richter (1835). Auch bei den niedern Pflanzenfamilien der Kryptogamen suchte man jetzt die Geschlechtsorgane aufzufinden, womit sich namentlich Schmidel, Hedwig, Kölreuter beschäftigten. Anderseits richteten sich aber jetzt auch die Bestrebungen der Botaniker auf die Aufstellung und Ausbildung eines natürlichen Pflanzensystems. Der frühern Periode gehören noch an: Adanson (1759), Oder (1764) und Gärtner (1788), die gute Vorarbeiten lieferten, indem besonders Gärtner die Aufmerksamkeit der Botaniker auf Samen und Frucht als Hauptpflanzenteile lenkte.

Der erste aber, welcher sich durch Aufbau eines natürlichen Systems einen Namen erwarb, war Antoine Laurent de Jussieu (1789). Doch blieb sein System längere Zeit unbeachtet und ward erst nach 30 Jahren von namhaften Botanikern empfohlen und weiter ausgebildet. Unter diesen steht Augustin Pyramus de Candolle (1813) obenan. Obgleich in vielem mit Jussieu übereinstimmend, stellte dieser, auf jenen fußend, doch neue Ansichten auf, und sein System fand eine günstige Aufnahme und sehr viele Verehrer. Die einmal in Fluß gebrachte Methode gab nun zu zahlreichen weitern Versuchen in der Aufstellung natürlicher Systeme Veranlassung, bei denen wir deutsche Botaniker in erster Reihe finden. Es folgten jetzt die natürlichen Systeme von Oken (1821) und Reichenbach (1828), beide in hohem Grad von dem naturphilosophischen Geiste der damaligen Zeit beeinflußt. Ferner sind hier zu nennen in England Lindley (1834), in Deutschland Bartling (1830) und vorzugsweise Endlicher (1838), dessen System durch wesentliche Vervollkommnung, namentlich in der Feststellung der natürlichen Familien, sich auszeichnet. Neben diesen Bestrebungen erhielt die beschreibende B. in der neuern Zeit sehr große Erweiterungen dadurch, daß nicht nur viele Gelehrte die vaterländischen Floren untersuchten und mit vorzüglichem Erfolg bearbeiteten, sondern daß auch Viele fremde Länder mit Gewinn besuchten oder in Bezug auf ihre Floren bearbeiteten. ↔ Auch für die niedern Gewächse wurde in neuerer Zeit sehr viel gethan, wie von Nees v. Esenbeck, Tode, Bolton, Corda für die Pilze, von Roth, Vaucher, Turner, Agardh, Kützing, Nägeli für die Algen, von Hoffmann, Fries. Acharius für die Flechten, von Hooker, Weber sowie von Nees v. Esenbeck für die Lebermoose, von Hedwig, Schwägrichen, Bridel, Nees, Hornschuch und Sturm für die Laubmoose, von Swartz, Schkuhr, Hooker und Grewille für die Farnkräuter.

Mit dem Beginn des 19. Jahrh. werden nun auch die Fächer der allgemeinen B. wieder ausgenommen, bez. erst begründet. Wir finden zuerst eine Reihe von Botanikern, welche sich die Erforschung des innern Baues der Gewächse zur Aufgabe machten, so Link, Rudolphi, Treviranus, Moldenhawer, Kiefer, Sprengel in Deutschland, Mirbel in Frankreich. Nach diesen Vorarbeiten war es Meyen, Mohl, Schleiden, Schwann, Unger, Schacht möglich, der Pflanzenanatomie im wesentlichen ihre heutige Entwickelung zu geben. Die durch Bonnet, Saussure, Duhamel du Monceau, Dutrochet, Sénébière, De Candolle, Knight wieder aufgenommene Pflanzenphysiologie erhielt dann gleichzeitig durch jene anatomischen Forschungen, nicht minder aber auch durch die Anwendung der fortgeschrittenen chemischen Kenntnisse und der Experimentierkunst, in dieser Hinsicht zumal durch Boussingault und Liebig, wesentliche Förderung. Den Betrachtungen Goethes über die Metamorphose der Pflanze, zumal aber den Arbeiten De Candolles, Rob. Browns, Schimpers und A. Brauns verdanken wir die Schöpfung der heutigen Morphologie. Ferner fällt auch erst in diese Zeit die Begründung der Pflanzengeographie durch A. v. Humboldt, während Schouw, Wahlenberg, Meyen, A. de Candolle, Grisebach, Hooker, Boissier für die weitere Ausbildung dieser Disziplin thätig waren, bez. noch sind. Endlich ist auch die Paläontologie des Pflanzenreichs erst in der neuern Zeit durch Brongniart, Unger, Göppert, Heer, Saporta, Schimper begründet worden. Bei der Förderung der allgemeinen botanischen Disziplinen in so verhältnismäßig kurzer Zeit konnte es nicht fehlen, daß dieselben vor der beschreibenden B. in den Vordergrund traten, und man kann sagen, daß gegenwärtig das umgekehrte Verhältnis in der Behandlung der allgemeinen B. einer und derjenigen der beschreibenden B. anderseits als in den frühern Jahrhunderten sich zu vollziehen beginnt, wenngleich die heutige B. weit entfernt ist, die Kenntnis und Beschreibung der Arten zu unterschätzen und auf die weitere Erforschung zumal der ausländischen Floren zu verzichten. In der Gegenwart ist die Forschung auf den Gebieten der Morphologie, Anatomie und Physiologie der Pflanzen im vollen Gang; hier sind in Deutschland besonders Nägeli, Pringsheim, Strasburger, Sachs, Eichler, Schwendener, im Ausland Darwin, Warming, Baillon, Delpino und außer diesen eine große Anzahl andrer Forscher zu nennen. Die Entwickelungsgeschichte und die Wachstumsgesetze der Pflanzenglieder, die Molekularstruktur der Bestandteile der Pflanzenzelle, die Befruchtungs- und Bestäubungsvorgänge in der Blüte, die Einwirkung fremder Kräfte auf die Lebenserscheinungen der Pflanze: dies sind hauptsächlich die Fragen, auf welche die gegenwärtige Forschung in den genannten Gebieten mit Vorliebe gerichtet ist. Gleiche Regsamkeit herrscht in der Erforschung der niedern Gewächse, insbesondere der Pilze, hinsichtlich deren Tulasne, De

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 260.