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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Catlin; Cato

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Catlin - Cato.

durch Flüchtlinge aus Nordamerika besiedelt. Sie wird irrtümlicherweise mit der Insel San Salvador des Kolumbus identifiziert (s. Watlingsinsel).

Catlin (spr. kattlin), George, amerikan. Reisender, Schriftsteller und Maler, vorzugsweise als Indianerkenner berühmt, geb. 26. Juli 1796 zu Wilkesbarre in Pennsylvanien, praktizierte nach vollendeten akademischen Studien zwei Jahre lang als Advokat und wandte sich dann der Malerei zu. Von einer Gesandtschaft der Siouxindianer angezogen, begann er 1832 seine Reisen unter den Indianerstämmen Nordamerikas (am Missouri, in Florida, Arkansas etc. bis zum fernen Nordwesten), von denen er erst 1840 nach dem Osten zurückkehrte. Auf diesen Reisen sammelte und malte er außerordentlich fleißig, stellte seine Sammlungen 1840 in London und Paris aus und veröffentlichte "Letters and notes on the manners, customs and conditions of the North American Indians" (mit 300 Stahlstichen, New York 1841, 2 Bde.; neue Ausg. 1876; deutsch von Berghaus u. d. T.: "Die Indianer Nordamerikas etc.", Brüssel 1848), dem einige Jahre später eine Sammlung von Jagdszenen aus dem Westen: "The North American portfolio" (25 Tafeln, Lond. 1844), folgte. Eine kürzere und populäre Schilderung seiner Erlebnisse gab er in dem verbreiteten Buch "Life amongst the Indians" (neue Ausg. 1876). Seit 1852 bereiste er Venezuela, den Orinoko und Amazonenstrom, wandte sich dann über Lima nach Alaska und Kamtschatka, ging durch den ganzen Westen Nordamerikas bis Yucatan und begab sich 1855 nach Rio de Janeiro und Buenos Ayres und von hier um Patagonien nach Panama und Maracaybo. Diese Fahrten schilderte er in "Last rambles in the Rocky Mountains and Andes" (1867, neue Ausg. 1877). Er starb 23. Dez. 1872 in Jersey City.

Cato (Catonis disticha de moribus), Name einer schon gegen Ende des 4. Jahrh. n. Chr. bekannten lat. Spruchsammlung in vier Büchern, die das ganze Mittelalter hindurch als Lehrbuch und in Übersetzungen eine große Rolle gespielt hat. Der Name C. soll wohl nur die Sprüche als weise, nicht den Verfasser bezeichnen. Die Sprüche selbst (164 in je zwei ziemlich korrekten Hexametern) haben eine monotheistische, jedoch nicht eigentlich christliche Färbung. Eine Ausgabe besorgte Hauthal (Berl. 1869); die erste deutsche Übersetzung rührt von Notker (im 10. Jahrh.) her; neuere gaben Fleischner (Nördling. 1832) und

Franke (Leipz. 1838). Vgl. Zarncke, Der deutsche C. (Leipz. 1852); Derselbe, Beiträge zur mittelalterlichen Spruchpoesie (in den "Berichten der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften" 1863 u. 1870).

Cato, 1) Marcus Porcius Censorius, auch Sapiens, der Weise, und später, zum Unterschied von seinem gleichnamigen Urenkel Cato von Utica, Priscus und Major (der ältere) genannt, wurde 234 v. Chr. zu Tusculum geboren und verlebte seine Jugend daselbst unter ländlichen Beschäftigungen, welche seinen Sinn früh auf jene altrömische Mannhaftigkeit, Mäßigkeit und Einfalt hinlenkten, worin er sein ganzes Leben hindurch die Grundpfeiler eines tüchtigen Gemeinwesens erkannte. Als 17jähriger jüngling trat er ins Heer ein, wohnte 209 der Eroberung Tarents und 207 dem Sieg am Metaurus über Hasdrubal bei; schon vor Erreichung des Mannesalters war seine Brust mit Narben bedeckt. Zugleich bildete er sich zum Redner und Rechtsanwalt aus. 204 ward er Scipios Quästor in Sizilien, 199 Ädil, 198 Prätor, darauf Statthalter von Sardinien, wo er namentlich gegen die römischen Wucherer mit größter Strenge verfuhr. Dennoch (und obgleich er einer bisher unbekannten Familie angehörte) wurde er 195 Konsul, widersetzte sich als solcher vergeblich der Aufhebung eines Gesetzes, welches den Schmuck der Frauen beschränkte, und ging noch 195 als Statthalter nach Spanien. Er wirkte dort so erfolgreich für die Unterwerfung des Landes, daß er sagen konnte, er habe in Spanien mehr Städte erobert, als Tage zugebracht. 191 entschied er im Kriege gegen Antiochus von Syrien durch nächtliche Übersteigung des Öta die Schlacht in den Thermopylen als Legat des Konsuls M' Acilius Glabrio. Weit bekannter aber als durch seine Kriegsthaten ist C. durch seine Thätigkeit in den innern Verhältnissen Roms, namentlich während seiner Zensur, die er 184 mit seinem Freund L. Valerius Flaccus bekleidete. Er reinigte mit unnachsichtiger Strenge Senat und Ritterschaft von unwürdigen Mitgliedern und trat dem überhandnehmenden Luxus, besonders der Putzsucht der Frauen, aufs kräftigste entgegen; er wahrte das Interesse des Staats bei Benutzung der öffentlichen Gebäude, Wasserleitungen etc., baute mit Staatsgeldern die erste Basilika zu Rom und vermehrte die Staatseinkünfte. Im übrigen war er ein entschiedener Gegner alles fremden Wesens, und als 155 eine griechische, aus Philosophen bestehende Gesandtschaft nach Rom kam, betrieb er ihre baldige Entfernung, weil er ihren übeln Einfluß auf die römische Zucht und Strenge fürchtete. Der Kampf gegen die neue Richtung der Zeit erfüllte sein ganzes späteres Leben; er selbst stellte in seinem ganzen Wesen einen Römer der guten alten Zeit dar: er war einfach, streng gegen sich selbst, ein trefflicher Hausvater und Ökonom, ein tüchtiger Landmann, scharf und derb, von gesundem, aber kräftigem Witz. Trotz seines Widerstandes gegen alles Unrömische erlernte er noch als Greis die griechische Sprache. Ju der äußern Politik ist er besonders bekannt durch seine in dem bekannten Wort "Ceterum censeo, Carthaginem esse delendam" ausgesprochene, stets wiederholte Forderung der Zerstörung Karthagos, welche er aber nicht mehr erlebte. Sein Leben war ein steter Kampf; fast fünfzigmal wurde er angeklagt, doch stets freigesprochen; noch öfter trat er selbst als Ankläger auf. C. starb 149, 85 Jahre alt. Unter seinen Schriften sind zu nennen: "De agricultura" ("Über die Landwirtschaft", hrsg. von Keil, Leipz. 1882 ff.), die einzige Schrift von C., die uns (wahrscheinlich jedoch in einer Überarbeitung) erhalten ist; besonders aber seine "Origines" ("Ursprünge"), worin in annalistischer Form die römische Geschichte vom Anfang (und zwar mit besonderer Berücksichtigung der Urgeschichte, daher der Titel) bis zum Todesjahr Catos behandelt war; Fragmente sind herausgegeben von Bormann (Brandenb. 1858); eine Sammlung der Fragmente aller Schriften Catos besorgte Jordan (Leipz. 1860). Vgl. Gerlach, Marcus Porcius C. der Zensor (Stuttg. 1874); Jäger, Darstellungen aus der römischen Geschichte, Bd. 3 (Halle 1870); Kurth, Caton l'ancien (Lüttich 1872). - Sein älterer Sohn, Marcus Porcius, nach seiner Mutter Licinia Licinianus genannt, zeichnete sich in der Schlacht bei Pydna gegen Perseus aus und machte sich auch als Rechtsverständiger durch Schriften über juristische Gegenstände bemerklich; die "Regula Catoniana" (s. unten) in den Pandekten stammt von ihm. 153 wurde er zum Prätor gewählt, starb aber, ehe er zur Verwaltung des Amtes gelangte, 152.

2) Marcus Porcius, gewöhnlich Uticensis oder der jüngere genannt, Urenkel des Cato Censorius,

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