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Dolce far niente - Dôle.
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Dolce'
Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 1)
mantische Umbildung gefallen lassen; so schrieb er: "Il primo libro d'Enea
in ottave rime" (Vened. 1566), woraus später der "Enea" in 12
Büchern wurde (1568), mit einem Anhang: "Achille" (1572), und endlich
noch ein "Ulisse tradotto dall'Odissea d'Omero" (das. 1573). Unter
seinen ebenfalls den alten Dichtern nachgebildeten Tragödien (Vened. 1560) fand
"Marianna" den größten Beifall. Seine fünf Komödien erschienen Venedig
1560. Zahlreich sind seine Übersetzungen aus den lateinischen Dichtern und Schriftstellern. Auch schrieb
er die Biographien der Kaiser Karl V. (Vened. 1561-67) und Ferdinand I. (das. 1566) sowie ein Werk über
die italienische Sprache (das. 1562) und über die Malerei (1557). Unter den von ihm besorgten Ausgaben
zeichnen sich die des Petrarca, des Boccaccio und des Dante Alighieri aus.
2) Carlo, Maler s. Dolci.
Dolce far niénte (ital.,
spr. dóltsche), das süße Nichtsthun, der holde Müßiggang.

Figur 2: Linkehanddolch (geöffnet u. geschlossen).

Figur 1: Parazonium.
Dolch, kurze Stoßwaffe mit Griff und meist zwei-, aber auch ein- und dreischneidiger
Klinge, kommt bereits in der Steinzeit (s. d.), reicher ausgebildet und aus Bronze gegossen
in der Metallzeit (s. d.) vor. Die Merowinger hatten ein Messer
(sahs), welches den Übergang von dem D. zu dem einschneidigen Kurzschwert,
dem Scramasax, bildete. Auch Ägypter, Assyrer, Perser und Meder kannten den D.,
der sich häufig zu einer Prunkwaffe entwickelte. In Rom trug man seit Vespasian einen D. an der rechten Seite,
und beim Kaiser, dem Praefectus praetorio, den Kriegsobersten und Hauptleuten
galt der D. (pugio) als Zeichen der Macht über Leben und Tod. Die
Tribuni militum trugen einen andern D., das Parazonium
(Fig. 1), am Gürtel, freilich mehr zur Auszeichnung als zum wirklichen Gebrauch. Im Norden hielt sich das
einschneidige Messer (sax) noch lange, besonders beim Volk, während der D. zur
ritterlichen Bewaffnung gehörte und an einer Kette, die an der rechten Brustseite herabhing, oder im Gürtel
getragen wurde. Bei den Franzosen kam er unter dem Namen Miséricorde vor und
diente, den im Zweikampf überwundenen Gegner, falls er nicht um Gnade bat, zu töten. Eine eigne Art von
Dolchen, Main gauche, Linkehanddolch, dessen Klinge
sich durch Federdruck in drei
↔
Klingen auseinander legte (Fig. 2), diente im 16. und 17. Jahrh. bei Zweikämpfen zum Auffangen der Degenklinge des
Gegners mit der linken Hand. Ein ähnlicher D. wird den Femrichtern zugeschrieben. In neuerer Zeit verschwand der
D., und nur die Seekadetten einzelner Marinen tragen ihn noch als Seitengewehr an einer Schwungkoppel. In Süd-
und Mittelitalien ist der D. als Stilett, meist dreischneidig, nicht über 5cm lang,
eine bei dem niedern Volk vielverbreitete, namentlich auch von den Briganten getragene Waffe. Bei den Malaien
ist ein gewöhnlich schlangenförmig geformter D., Kris, gebräuchlich, dessen Spitze, wie im Altertum wohl
allgemeiner gebräuchlich, nicht selten vergiftet wird. Das Wort D. stammt aus dem Slawischen (böhm. und
poln. tulich) und ist erst im 16. Jahrh. bei uns eingedrungen; noch H. Sachs
schreibt Dollich.
Dolci (spr. dóltschi, Dolce),
Carlo, ital. Maler, geb. 25. Mai 1616 zu Florenz, lernte bei
Vignali, bildete sich aber einen eignen Stil, wurde 1648 Mitglied der florentinischen Zeichenakademie
und starb, nachdem er angeblich wegen tadelnder Bemerkungen des Luca Giordano in den letzten Jahren
tiefsinnig geworden, 17. Jan. 1686 in Florenz. Während damals die oberflächliche Bravourmalerei
vorherrschend war, malte er sorgfältig mit zart vertriebenen Farben. Doch war auch bei ihm der Reiz des
Affektierten das treibende Moment; eine fade Süßlichkeit, ein sentimentaler Ausdruck charakterisieren
seine Andachtsbilder, und zur Erreichung einer plastischen Wirkung glaubte er der schwarzen Schatten trotz
seiner sonst harmonischen Färbung nicht entbehren zu dürfen. Manchmal freilich brachte auch sein
angeborner Schönheitssinn Treffliches hervor, so z. B. in seinem Selbstporträt und dem der Erzherzogin
Claudia in den Uffizien zu Florenz, der Halbfigur des Brot und Wein segnenden Christus und der
orgelspielenden Cäcilia in Dresden, der heil. Magdalena in München. Hauptwerke von ihm finden sich in den
Florentiner Galerien, vorzüglich im Palazzo Corsini, dann in St. Petersburg und München. -
Seine Tochter Agnese (gest. 1680) war seine Schülerin und malte in seiner Art.
Dolcian (Dulcian), im 16. und 17. Jahrh. Name des
Fagotts; in der Orgel eine Zungenstimme zu 8 oder 16 Fuß (Fagott).
Dolcissimo (ital.),
s. Dolce.
Dolde (Umbella, Schirm), eine Form des
Blütenstandes (s. d., S. 80).
Doldenfrüchtchen (Hängefrüchtchen), die für die
Doldengewächse charakteristische Form des Doppelacheniums (s. Frucht).
Doldenhorn, schweizer. Alpengipfel, auf dem Nordkamm des Lauterbrunnenthals
im Berner Oberland, 3647m hoch.
Doldentraube (lat. Corymbus), eine Form des
Blütenstandes (s. d.).
Dôle (spr. dohl), nächst dem Mont Tendre der höchste
Rücken des schweizer. Jura, auf Waadtländer Gebiet, ersterer 1678, letzterer 1680m hoch, nur von
einigen benachbarten französischen Gipfeln (Reculet 1720m, Cret de la Neige 1723m) überragt. Die D.,
welche meist von St.-Cergues bestiegen wird, bietet ein prachtvolles Alpenpanorama, vom St. Gotthard bis
jenseit des Montblanc. In der Nähe das Dappenthal (s. d.).