Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

663

Enhuber - Enkomion.

gedeutet wird) sie bedeutet ein wirkliches Umspringen der harmonischen Auffassung.

Enhuber, Karl von, Maler, geb. 16. Dez. 1811 zu Hof in Bayern, bildete sich seit 1832 auf der Münchener Akademie und malte zumeist oberbayrische Bauern. Sein erstes bedeutendes Bild war der Partenkirchener Jahrmarkt mit einem Fleckseifenhändler als Mittelpunkt der gaffenden Menge. Es folgten die Genrebilder: die unterbrochene Kartenpartie (gestochen von Preisel), die versäumte Essenszeit, der ländliche Bildschnitzer und der Gerichtstag (gestochen von Jacquemot). 1860 begann er seine bedeutendste Arbeit, die Illustrationen zu Melchior Meyrs "Geschichten aus dem Ries", 13 Blätter, die in Photographien erschienen sind. Sechs derselben befinden sich im städtischen Museum zu Leipzig. E. starb nach längerm Leiden infolge des Stichs einer giftigen Fliege 6. Juli 1867. Er verstand das Volksleben vortrefflich zu schildern und wußte seinen Bildern eine gewisse Gutmütigkeit und Harmlosigkeit zu verleihen, die oft in schalkhaften Humor übergeht. Er führte sorgsam, aber nie peinlich aus, und seine Farbe hatte Klarheit, wenn sie auch der Kraft entbehrte.

Enhydris, Seeotter.

Enhydrit (Enhydros), s. Chalcedon.

Enif, Stern zweiter Größe am Maul des Pegasus (^[epsilon] Pegasi).

Eningen (Ehningen), Pfarrdorf im württemberg. Schwarzwaldkreis, Oberamt Reutlingen, am Ostfuß der Achalm, das schönste Dorf Württembergs, mit (1880) 3405 evang. Einwohnern, meist Hausierern und Handelsleuten, die von Markt zu Markt ziehen. Hier zweimal im Jahr (zu Jakobi und Weihnachten) Zusammenkunft von reisenden Kaufleuten aus der Schweiz, den Rheingegenden, Niederlanden, Sachsen etc. mit Eninger Händlern zur Abschließung von Geschäften (Eninger Kongreß).

Enipeus, nach griech. Mythus Flußgott in Thessalien, zu welchem Tyro, die Tochter des Almoneus und der Alkidike, in Liebe entbrannt war. Poseidon nahte sich ihr in Gestalt des E. und zeugte mit ihr die Zwillinge Pelias und Neleus.

Enitieren (lat.), hervorglänzen, sich hervorthun.

Enivrieren (franz., spr. angniw-), berauschen, trunken machen; bethören, verblenden.

Enjambement (franz., spr. angschangb'mang, "Überschreiten"), die in der franz. Poetik früher streng verpönte, im Deutschen aber erlaubte Lizenz, einen Gedanken auf 1½ oder 2½ etc. Verszeilen auszudehnen, anstatt ihn mit der Verszeile abzuschließen. Vgl. Alexandriner.

Enjeu (franz., spr. angschöh), Spieleinsatz.

Enkadrieren (franz.), einrahmen, einschieben; militärisch s. v. w. in Kadres einteilen.

Enkagieren (franz., spr. angkasch-), einsperren.

Enkanaillieren (franz., spr. angkanaji-), sich mit der Kanaille, d. h. dem Pöbel, gemein machen.

Enkaustieren (griech.), mit Wachs oder Fett imprägnieren, besonders das Imprägnieren von Gipsabgüssen mit Stearinsäure oder Paraffin, um ihnen ein marmor- oder elfenbeinähnliches Ansehen zu geben. Die Abgüsse müssen aus reinstem kristallisierten Gips hergestellt sein, werden nach vollständigem Trocknen auf 80-88° erwärmt und 3-4 Minuten in geschmolzene Stearinsäure getaucht. Bei Paraffin genügt eine Temperatur von 63-65°. Nach dem Herausnehmen bürstet man die Gegenstände mit einer weichen Bürste. Auch kann man das Eintauchen umgehen, wenn man das geschmolzene Fett mit einem Pinsel aufträgt. Gewöhnlich wird das Fett mit Drachenblut und Gummigutt schwach gefärbt, um dem Gips einen wärmern Ton zu geben. Der enkaustierte Gips geht unter dem Namen Elfenbeinmasse. Zur Reinigung desselben pinselt man ihn mit Seifenwasser, welchem etwas Seifenspiritus zugesetzt wurde, ab und spült mit Wasser. Gewöhnliche Gipsabgüsse lassen sich nicht in angegebener Weise behandeln, weil sie durch Hervortreten aller Verunreinigungen schmutziggrau werden. Man tränkt sie vielmehr mit einer Flüssigkeit, die durch Kochen von Lauge mit Seife und Stearinsäure bereitet wurde, und gibt ihnen nach dem Trocknen durch Reiben mit Leder oder einer weichen Bürste einen milden Glanz.

Enkaustik (griech., Enkausis, "Einbrennen"), bei den Alten die Kunst, die Schreibtafeln mit geschmolzenem Wachs zu überziehen; dann eine Art Malerei, bei welcher man sich des Wachses als eines Bindemittels der Farben bedient. Das Wort deutet darauf hin, daß entweder bei dem Auftragen der mit Wachs versetzten Farben Wärme angewendet worden ist, oder daß nach dem Auftragen der Farben auf die Wand dieselben durch Bestreichen mit einem glühend gemachten Eisen (Spachtel) gehärtet und widerstandsfähiger gemacht worden sind. Solche Werkzeuge sind auch in den verschütteten Vesuvstädten gefunden worden. Enkaustisch, eingebrannt, mit Wachsfarben bemalt. Vgl. Cros u. Henry, L'encaustique et les autres procédés de peinture chez les anciens (Par. 1885); Donner und v. Richter, Über Technisches in der Malerei der Alten, insbesondere in der E. (Leipz. 1885). Vgl. auch Wachsmalerei.

Enke (altd. Encho), Knecht, besonders ein unter dem Großknecht dienender Ackerknecht.

Enkelados, s. Giganten.

Enkhuizen (spr. enkheusen), Stadt in der niederländ. Provinz Nordholland, an dem Zuidersee, hat einen versandeten Hafen, 4 Kirchen, ein schönes Rathaus (1688 erbaut), eine Schiffswerfte, bedeutende Fischerei und (1883) 5751 Einw. (ehedem als Hauptsitz des Heringsfanges, welcher 400 Schiffe beschäftigte, 40,000). E. war die erste nordholländische Stadt, welche 1572 von der spanischen Herrschaft abfiel. Geburtsort des Malers Paul Potter.

Enkirch, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Zell, an der Mosel und der Linie Reil-Traben der Preußischen Staatsbahn, mit Weinbau, Erzgruben, Schieferbrüchen und (1880) 2148 Einw.

Enklave (franz.), kleinerer, von einem fremden Staat eingeschlossener Landesteil. Im Verhältnis zum eignen Staat, von dem er ausgeschlossen ist, nennt man denselben Exklave. Enklavieren, als E. ein- oder umschließen.

Enklisis (griech.), in der griech. Grammatik das "Anlehnen" eines unselbständigen Wortes an ein vorhergehendes, so daß es auf dieses seinen Ton wirft, daher man von enklitischen Wörtern und Partikeln spricht. Dergleichen kommen auch im Deutschen vor, z. B. das tonlose "denn" in Fragesätzen: "Warum hast du's denn gethan?" oder in Verbindung mit dem Konjunktiv, im Sinn von "ausgenommen, wenn", z. B. "Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!"

Enkolpion (griech.), ein an der Brust hängendes Reliquienbüchschen; auch das Brustkreuz der Bischöfe.

Enkomiastik (griech.), s. Enkomion.

Enkomion (griech.), ursprünglich der Lobgesang, womit der festliche Zug (komos) bei den großen Nationalspielen der Griechen den Sieger begleitete, also eine Spezies des Siegesliedes im allgemeinen (Epinikion); später s. v. w. Lobrede, Lobschrift,