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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Freycinet; Freydorf; Freyja

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Freycinet - Freyja.

Darstellung verband. Von da ging er zu noch figurenreichern Schilderungen ruhiger Momente aus dem deutsch-französisch Krieg über, von denen Prinz Hohenlohe bei Clamart vor Paris, Ankunft des Prinzen Friedrich Karl auf dem Schlachtfeld von Vionville, Übergabe von Metz (1877), die Fahnenparade vor Prinz Friedrich Karl (1883) und die Parade auf dem Longchamps vor Paris hervorzuheben sind. Minder glücklich ist er in naturgroßen Reiterbildnissen. Unter den kleinern Reiter- und Porträtgruppen sind die bedeutendsten: Prinz Karl von Preußen mit Gefolge vor Paris (1872), Ausritt des Prinzen Karl zur Parforcejagd (1876), Gruppe von Garde du Korps-Offizieren (1875) und Hofjagd in Letzlingen (1881).

Freycinet (spr. fräßinä), 1) Louis Claude Desaulses de, franz. Weltumsegler, geb. 7. Aug. 1779 zu Montélimart, begleitete 1800 den Kapitän Baudin auf seiner Expedition nach der Südküste von Neuholland und Vandiemensland. 1805-15 besorgte er die Anfertigung der Karten des verstorbenen Baudin, wurde 1811 Fregattenkapitän und erhielt 1817 den Auftrag, mit der Korvette Urania eine Entdeckungsreise in der Südsee zu machen und zugleich über die Gestalt der Erde und den Erdmagnetismus Forschungen anzustellen. Die Resultate dieser Reise legte er unter Mitwirkung Gaudichauds, Aragos, Pellions, Quoys, Gaimards u. a. in dem Prachtwerk nieder: "Voyage autour du monde pendant les années 1817-20" (Par. 1824-44, 13 Quartbände mit 4 Atlanten). 1826-30 war F. Gouverneur von Martinique; er starb 18. Aug. 1842 auf seinem Landgut im Drômedepartement. Zu der von Baudins Begleiter Péron angefangenen und von F. vollendeten "Voyage de découverte aux terres australes pendant les années 1800-1804" (2. Aufl., Par. 1824, 4 Bde.) lieferte er außerdem den Atlas und einen Band nautischer Bemerkungen.

2) Charles Louis de Saulces de, franz. Staatsmann, geb. 14. Nov. 1828 zu Foix, auf der polytechnischen Schule gebildet, erst Ingenieur des Mines, war 1856-61 Betriebschef der Südbahn und 1862-67 im Auftrag der Regierung auf wissenschaftlichen Reisen. 1870, nach dem Sturz des Kaiserreichs, wurde er von Gambetta zum Präfekten des Departements Tarn-et-Garonne, von dessen Generalrat er Mitglied war, ernannt, aber schon 10. Okt. nach Tours berufen, um Chef des militärischen Kabinetts der dortigen Delegation zu werden. In dieser Stellung entwickelte er eine staunenswerte Thätigkeit, indem er neue Truppenkörper organisierte, Waffen, Munition und Ausrüstungsgegenstände beschaffte und Feldzugspläne entwarf. Seine Anordnungen, denen Gambetta unbesehen seine Sanktion gab, griffen oft in die Kompetenz der Generale über; ja, er maßte sich eigenmächtig direkte Befehle an, wodurch er die Offiziere beleidigte und mehrere zum Rücktritt veranlaßte. Die große Unternehmung Bourbakis gegen den Osten, welche in einer furchtbaren Katastrophe endete, wurde von ihm projektiert. Trotz des unglücklichen Ergebnisses war aber doch nicht bloß Freycinets schöpferische Energie, sondern auch seine strategische Begabung in hohem Grad anzuerkennen (vgl. sein Werk "La guerre en province pendant le siége de Paris", Par. 1871; deutsch, Bresl. 1872). 1876 in den Senat gewählt, wo er sich der republikanischen Linken anschloß, ward er 13. Dez. 1877 im Ministerium Dufaure zum Minister der öffentlichen Arbeiten ernannt, was er auch im Kabinett Waddington (4. Febr. 1879) blieb. Mit gewohnter Energie widmete er sich seiner Aufgabe, entwarf einen großartigen Plan für Erweiterung des Eisenbahn- und Kanalnetzes und erlangte nicht bloß 1878 von den Kammern die Bewilligung eines Kredits von 500 Mill. für den Ankauf einer Anzahl kleiner Privatbahnen, sondern auch die Genehmigung für den Ausbau der öffentlichen Straßen und Eisenbahnen. Nach Waddingtons Rücktritt übernahm er 29. Dez. 1879 den Vorsitz und das Auswärtige im Ministerium, konnte sich aber in dieser Stellung bloß bis 21. Sept. 1881 behaupten, da er im Gegensatz zu Gambetta eine durchaus friedliche Politik nach außen verfolgte und auch in der kirchlichen Frage zur Milde und zur Nachgiebigkeit bereit war. Nach dem Sturz Gambettas trat F. als Minister des Auswärtigen 31. Jan. 1882 abermals an die Spitze des Kabinetts, das schon 29. Juli wieder stürzte, da die Gambettisten mit Freycinets Politik in der ägyptischen Krisis nicht einverstanden waren und ihn der Feigheit beschuldigten. Erst nach Ferrys Rücktritt übernahm F. wieder im April 1885 das Portefeuille des Äußern im Ministerium Brisson und trat nach Brissons Rücktritt im Januar 1886 selbst an die Spitze des Kabinetts. Er schrieb: "Traité de mécanique rationelle" (1858, 2 Bde.); "De l'analyse infinitésimale" (1860, 2. Aufl. 1881); "Des pertes économiques en chemin de fer" (1861); "Principes de l'assainissement des villes" (1870); "Traité d'assainissement industriel" (1870) u. a.

Freydorf, Rudolf von, bad. Minister, zweiter Sohn des badischen Generals und Kriegsministers Karl Wilhelm Eugen v. F. (gest. 1854), geb. 28. Febr. 1819 zu Karlsruhe, studierte in Heidelberg und trat 1843 als Rechtspraktikant in den badischen Justizdienst, in dem er 1860 zum Rat im Justizministerium vorrückte. Er bearbeitete einen Teil der neuen Kirchen- und Justizgesetzgebung und schrieb: "Badische Prozeßordnung mit Erläuterungen" (Heidelb. 1865-67) sowie den "Prozeß von Baumbach" (Karlsr. 1864). Nach dem Sturz des Ministeriums Edelsheim 27. Juli 1866 zum Präsidenten des Ministeriums des großherzoglichen Hauses und zum Minister des Auswärtigen (29. Juni 1871 auch der Justiz) ernannt, verhandelte er im August 1866 den Friedens- und Bündnisvertrag mit Preußen und war seitdem mit Eifer und Erfolg dafür thätig, die Militärorganisation und die Gesetzgebung Badens mit denen des Norddeutschen Bundes möglichst in Übereinstimmung zu bringen. Auch an den Verhandlungen über die Gründung des Deutschen Reichs 1870 nahm er hervorragenden Anteil. Er war seitdem Mitglied des Bundesrats sowie seit 1867 Abgeordneter zur badischen Zweiten Kammer. Gleichzeitig mit Jolly schied er 24. Sept. 1876 aus dem Ministerium und starb 15. Nov. 1882 in Karlsruhe.

Freyja (Frouwa, "Frau"), in der nordischen Mythologie ursprünglich eine Wanengöttin, dann nach Frigg die vornehmste und mächtigste der Asinnen, eine frohe und erfreuende, liebe, gnädige Himmelsgöttin, Tochter des Njord und der Skade. Ihr Palast in Walhalla ist Folkwang mit dem großen und schönen Saal Seßrûmnir, der stets von Sängern erfüllt ist. Wenn sie ausfährt, sind zwei Katzen vor ihren Wagen gespannt. Charakterisiert die lichte Seite sie in ihrem Verhältnis zur Sonne, so geht der letztere Zug auf ihr Auftreten im Gewitter, und wenn sie in dieser Hinsicht sich mit Thor berührt, der dann auf einem mit Böcken bespannten Wagen einherfuhr, so tritt sie auch in Beziehung zum Sturmesgott Odin, wenn ihr als der Gebieterin der Wunschmädchen oder Walküren die Hälfte der in der Schlacht Gefallenen