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Funkenfeuer - Furchenbewässerung.
feuerns, wo gerade sehr leicht brennende Teile aus dem Schornstein ausgeworfen werden, unwirksam ist.
Funkenfeuer, s. Feuerwerkerei, S. 224.
Funkeninduktor, der von Ruhmkorff angegebene Induktionsapparat, welcher sehr kräftige und lange Induktionsfunken gibt.
Funkenmikrometer, s. Leidener Flasche.
Funkensonntag (Funkentag, Dies focorum, in Oberdeutschland, namentlich im Schwarzwald, auch Bauernfastnacht), der erste Fastensonntag oder Sonntag Invokavit, an welchem es üblich, große Feuer (in Schwaben Funkenfeuer genannt) anzuzünden und brennende Räder und Fackeln emporzuschleudern. Vgl. Brandsonntag.
Funkia Spreng. (Funkie, Trichterlilie), Gattung aus der Familie der Liliaceen, schöne chinesische und japanische Zwiebelgewächse mit breiten Blättern, in lockern, einseitswendigen Trauben stehenden, nickenden oder hängenden, glockenförmigen, fast rachenförmigen Blumen und dreifächeriger Kapsel. F. alba Andr. (Hemerocallis alba Willd.), aus Japan, mit großen, weißen, lilienartigen, wohlriechenden Blüten, F. ovata Spr. (Hemerocallis coerulea Andr.), mit blauen, geruchlosen Blumen, F. japonica hort. (Hemerocallis japonica Thbg.), mit kleinern Blättern und hellblauen Blüten, und zahlreiche Spielarten, auch solche mit bunten Blättern, werden in Gärten zu Einfassungen etc. kultiviert.
Funktion (lat.), Thätigkeit, Verrichtung, besonders amtliche; auch Verrichtung eines körperlichen Organs; funktionieren (fungieren), Amtsgeschäfte verrichten, in F. sein; Funktionär, einer, der in F. begriffen ist. In einem besondern Sinn wird das Wort F. in der Mathematik gebraucht. Um denselben verständlich zu machen, ist zunächst der Begriff einer stetig veränderlichen Größe (einer Variabeln) zu erklären. Man versteht unter einer solchen eine Größe, welche alle innerhalb eines bestimmten Intervalls gelegenen Werte successive annehmen kann, ohne beim Übergang von einem Wert zum andern irgend einen dazwischenliegenden zu überspringen, im Gegensatz zu einer konstanten Größe, welche einen bestimmten Wert unter allen Umständen behauptet. Sind nun beliebig viele veränderliche Größen mit Konstanten durch eine (algebraische oder transcendente) Gleichung verbunden, so sagt man, jede dieser Veränderlichen sei eine F. der übrigen, und schreibt, wenn x, y, z, v,... die veränderlichen Größen bedeuten, x = f(y, z, v,...), F(x, y, z, v,...) = 0. Hat man bloß zwei Veränderliche, so kann man die F. geometrisch durch eine ebene krumme Linie darstellen, indem der Abscisse x eine oder eine Reihe von Ordinaten y entspricht. Ebenso entspricht einer F. von drei Veränderlichen eine Oberfläche; bei mehr als drei Veränderlichen aber muß man auf das geometrische Bild verzichten. Bei einer F. von n variabeln Größen läßt sich, wenn für (n-1) derselben die Werte bekannt sind, die noch übrige nte berechnen; ist z. B. in der drei Variable enthaltenden F.:
F(x, y, z) = x²+y²+z²-a² = 0
x = y = 0, so ist z = ±a. Geometrisch würde dies heißen: zieht man durch den Mittelpunkt einer Kugel eine Gerade bis zur Kugelfläche, so wird dieselbe in diesem Punkt halbiert. Die neuere Wissenschaft vermochte mit dieser Definition, wie sie zuerst von Euler aufgestellt wurde, nicht auszureichen. Es möge, um dies zu erläutern, an folgendes Beispiel aus der Physik erinnert werden. Man weiß, daß jedem Temperaturgrad ein ganz bestimmtes Maß der Spannkraft des Wasserdampfs entspricht; in diesem Sinn ist also letztere eine F. der Temperatur, und trotzdem hat es noch nicht gelingen wollen, eine den Zusammenhang beider darstellende analytische Formel auszumitteln. Man sagt deshalb jetzt mit Lejeune-Dirichlet: die Variable y ist dann eine F. der Variabeln x, wenn zu jedem bestimmten Wert von x innerhalb eines gewissen Intervalls ein bestimmter Wert von y sich angeben läßt. Vgl. Hankel, Über die unendlich oft oszillierenden und unstetigen Funktionen (Tübing. 1870); Weierstraß, Abhandlungen aus der Funktionenlehre (Berl. 1886). Die besten Lehrbücher des ganz neu erstandenen Zweigs der Mathematik, der Funktionentheorie, welcher besonders durch Cauchy und Riemann ins Leben gerufen wurde, sind: Neumann, Vorlesungen über Riemanns "Theorie der Abelschen Integrale" (Leipz. 1865); Thomä, Abriß einer Theorie der komplexen Funktionen (2. Aufl., Halle 1873); Durège, "Theorie der Funktionen einer komplexen veränderlichen Größe" (3. Aufl., Leipz. 1882); Casorati, Teorica delle funzioni di variabili complesse (Pavia 1870); Du Bois-Reymond, Allgemeine Funktionentheorie (Tübing. 1882, Bd. 1).
Funktionswechsel, s. Darwinismus, S. 566.
Fuoco (ital.), Feuer.
Furage (franz. fourrage, spr. furahsch. Fourage), Pferdefutter: Hafer, Heu, Stroh; daher furagieren, Pferdefutter (soldatisch auch Lebensmittel) herbeischaffen. Man unterscheidet trockne und grüne Furagierung, je nachdem die F. aus den Scheunen der Orte geholt oder auf Feldern und Wiesen erst abgemäht wird. Einen Angriff der Reiterei in aufgelöster Ordnung nennen die Franzosen attaque en fourrageurs.
Furazität (lat.), Neigung zum Stehlen.
Fürbitte, im allgemeinen das Beten für andre; im Christentum der durch Vorbild und ausdrückliches Gebot Jesu und seiner Apostel (Joh. 17; 1. Thess. 5, 25; 1. Tim. 2, 1-6) geheiligte reinste Ausdruck der die Bruderliebe in sich aufnehmenden Frömmigkeit; in der Dogmatik das Beten Christi für seine Gemeinde (hohepriesterliche F., intercessio, interpellatio sacerdotalis), welche im Katholizismus zurücktritt hinter der F. der Heiligen (s. d.).
Furca (lat.), zweizinkige Gabel, ursprünglich die hölzerne Gabel, welche in der Gestalt eines V beim vierräderigen Wagen der Römer über der Vorderachse lag, und in welche vorn die Deichsel eingelassen wurde, auch wohl der gabelförmig auslaufende Teil der Deichsel selbst. Zur Strafe legte man die F. Sklaven, aber auch Freien auf den Nacken und befestigte die Hände an den beiden Enden. Schläge verstärkten oft die Strafe. Aus der Gestalt V ging später die des Galgens Y hervor (vgl. Patibulum).
Furche, die mittels des Pflugs oder Hakens in den Ackerboden gemachte Vertiefung oder Rinne. Die Bestellung eines Ackers wird einfurchig genannt, wenn derselbe nur einmal gepflügt wird, zweifurchig, wenn das Pflügen zweimal stattfindet. Ein Acker liegt in rauher F., wenn er nach dem Pflügen nicht geeggt wird. Die letzte vor dem Einbringen der Saat gemachte F. heißt Saatfurche. Wasserfurchen zur Ableitung des Wassers werden an den niedrigsten Stellen des Grundstücks etwas tiefer gezogen, damit das Wasser allerorts leicht und ungehindert vom Feld abgeführt wird. S. Bodenbearbeitung.
Furchenbewässerung, im Gegensatz zu der Bewässerung mittels Überstauung oder Überrieselung der Oberfläche, das Einleiten des Wassers in Furchen, aus welchen dasselbe den Boden durchdringt und zu den Wurzeln der Kulturgewächse gelangt. Die F.