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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hawai (Archipel).

wärts erstreckt, mit Bananen, Dracänen, Bambus u. a., eine Waldzone zwischen 600 und 1000 m Höhe mit Koa, Mamane, Argyroxiphium und die alpine Zone mit wenigen Gräsern und Flechten. Die Europäer haben das Zuckerrohr, die Kartoffel, den Tabak, Kaffee, Orangen, Zitronen, den Weinstock, die Olive u. a. eingeführt. Sehr dürftig ist die einheimische Fauna. An Säugetieren gab es früher nur Ratten und Fledermäuse; unter den gleichfalls seltenen Vögeln ist der Oo (Drepanis pacifica) durch seine prächtigen goldschimmernden Federn berühmt. Die eingeführten Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Esel und Hausgeflügel gedeihen vorzüglich; es gibt wenig Eingeborne, Männer wie Frauen, die nicht ein Reitpferd besitzen. Die See ist sehr reich an tierischem Leben.

Das Gesamtareal der Gruppe beträgt 17,008 qkm (308,9 QM.). Die Bevölkerung war nach dem Zensus vom 27. Dez. 1884 auf den einzelnen Inseln folgende:

Inseln QKilometer QMeilen Bewohner

Hawai 11356 206,2 24991

Oahu 1680 30,5 28068

Maui 1268 23,0 15970

Kauai 1418 25,8 mit Niihau 8935

Niihau 289 5,2 mit Kauai 8935

Molokai 491 8,9 mit Lanai 2614

Lanai 301 5,5 mit Molokai 2614

Kahulaui 143 2,6 -

Die Gesamtbevölkerung betrug demnach 80,578 Seelen, davon 51,539 männlichen und 29,039 weiblichen Geschlechts. Sie zerfiel in 40,014 Eingeborne, 4218 Mischlinge, 17,939 Chinesen (davon 871 Frauen), 17,335 Weiße, 116 Japaner und 956 Südseeinsulaner. Von den Weißen waren 9377 Portugiesen (von den Azoren), 2066 Amerikaner, 1600 Deutsche (561 Frauen), 1282 Engländer, 362 Norweger, 192 Franzosen, 2040 Kinder von Ausländern. Die Bevölkerung gewinnt fortwährend durch Einwanderung, 1884 betrug dieser Gewinn 2713 Personen. Die Amerikaner, Engländer und Deutschen sind meist Kaufleute, Pflanzer, Handwerker, die Portugiesen, Chinesen, Japaner dagegen Arbeiter. In den letzten Jahren wurden auch deutsche Arbeiter eingeführt. Die eingeborne Bevölkerung, welche 1779: 300,000 Seelen gezählt haben soll und sich 1823 laut Zensus noch auf 142,000 belief, nimmt schnell ab und wird in kurzer Zeit ganz ausgestorben sein. Die Abnahme erklärt sich in früherer Zeit aus den blutigen Kriegen, dann aus eingeschleppten Epidemien (Pest, Masern, Pocken, Aussatz u. a.), endlich aus dem unmoralischen und unverständigen Leben der Eingebornen seit ihrer Bekanntschaft mit den Europäern. Die Hawaier, auch Kanaken genannt, sind ein polynesisches Volk, das im 10. Jahrh. sich auf der Gruppe ansiedelte, vorher aber auf den Samoainseln seinen Sitz hatte, vielleicht noch früher auf den Markesas und Tahiti wohnte, wie die sich eng an die der Markesaner anschließende Mundart und die nach Tahiti weisenden Sagen und Sprichwörter anzudeuten scheinen. Auch stimmen die religiösen Ansichten der Hawaier im wesentlichen mit denen der Tahitier überein. Ihre Verfassung war ebenfalls eine monarchisch-feudale, doch hatte dieselbe ein weit stärkeres monarchisches Gepräge. Durch Kamehameha V. wurde 20. Aug. 1864 eine Konstitution gegeben, die später einige Abänderungen erfuhr. Danach steht dem König zunächst ein Geheimer Rat, zusammengesetzt aus den Ministern und vom König ernannten Mitgliedern. Das Parlament besteht aus einem Herrenhaus (house of nobles) von 20 Mitgliedern auf Lebenszeit und einem Abgeordnetenhaus von mindestens 24, höchstens 42 auf zwei Jahre gewählten Mitgliedern, das alle zwei Jahre zusammenberufen werden muß. Die Verhandlungen finden sowohl in der hawaischen als

^[Abb.: Karte des Hawaiarchipels.]