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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Karlburg; Karldor; Karl-Friedrichs-Verdienstorden, Militärischer; Karli; Karliner

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Karlburg - Karliner.

und verteidigte 1713 Landau, mußte aber 20. Aug. kapitulieren. Nachdem er 1712 in Wien zur katholischen Kirche übergetreten, zeichnete er sich im Türkenkrieg bei Peterwardein und Belgrad aus, ward Generalfeldmarschall und 1719 Statthalter von Belgrad und Serbien. Als Herzog Eberhard Ludwig 1733 starb, ward K. sein Nachfolger, nachdem er die evangelische Religion zu schützen versprochen hatte. Da er, seinen kriegerischen Neigungen folgend, mit einem starken Truppenkorps am polnischen Erbfolgekrieg teilnahm, so drückte er das Land mit hohen Steuern, erregte die Unzufriedenheit der Stände und geriet ganz in die Hände des berüchtigten Juden Süß-Oppenheimer, der durch Prägung falschen Geldes und ähnliche Betrügereien die nötigen Geldmittel schaffte. K. starb 12. März 1737.

73) K. Eugen, Herzog von Württemberg, Sohn des vorigen, geb. 11. Febr. 1728 zu Brüssel, folgte seinem Vater 1737 unter Vormundschaft der Herzöge Karl Rudolf und Karl Friedrich, ward aber, nachdem er 1741-44 am Hofe Friedrichs d. Gr. zugebracht, schon im 17. Jahr für mündig erklärt. Die ersten zehn Jahre seiner Regierung waren glücklich, da er die Leitung der Geschäfte meist tüchtigen Ministern überließ. Aber als Rieger und Montmartin Einfluß bei K. erlangten und auf gewaltthätigste Weise die Geldmittel beschafften, überließ er sich ganz seinem Hang zu Pracht, Verschwendung und sinnlichem Genuß und seiner Vorliebe für das Militärwesen. In französischem Sold nahm er am Siebenjährigen Kriege gegen Preußen teil, ohne jedoch Lorbeeren zu ernten, und hielt auch nach dem Krieg sein Heer in der Stärke von 14,000 Mann. Sein Hof war einer der glänzendsten in Europa. Unsinnige Summen wurden auf Festen, großartigen Jagden und den Reisen nach Venedig vergeudet. Durch Erpressungen, Ämterverkauf, Zwangsanleihen, Monopole, das Lotto u. a. wurden ungeheure Summen beschafft, genügten aber dennoch nicht dem Bedürfnis. Alle Klagen und Bitten der Stände an den Reichshofrat in Wien um Abhilfe gegen den materiellen wie sittlichen Ruin des Landes blieben unerhört, da K. im Siebenjährigen Krieg auf die Seite der Kaiserin getreten war. Auch durch die Verfolgung J. J. ^[Johann Jacob] Mosers (s. d.) und des Dichters Schubart (s. d.) machte sich K. sehr unvorteilhaft bekannt. Des Urteils vom Reichshofrat, daß der Herzog sich binnen zwei Monaten mit den Ständen zu vereinigen habe, spottete K. bis zum Abschluß des sogen. Erbvertrags 1770. Im J. 1748 vermählte er sich mit Elisabeth Friederike Sophie von Baireuth, welche sich aber schon 1756 von ihm trennte; sie starb 6. April 1780 in Baireuth. K. wählte 1771 die Frau eines Freiherrn v. Leutrum, Franziska, geb. v. Bernardin, zur Geliebten, die er 1774 zu einer Gräfin von Hohenheim erhob und 1785 heiratete, und hiervon datiert ein vorteilhafter Umschwung in seinem Leben. K. suchte fortan durch manche nützliche Einrichtungen die dem Land geschlagenen Wunden zu heilen. Er sorgte für Veredelung des Weinbaues, hob die Landwirtschaft sowie durch Anlegung von Kunststraßen den Verkehr, erweiterte durch Kauf das Gebiet des Herzogtums und beförderte Kunst und Wissenschaft durch Errichtung der berühmten Karlsschule (s. d.). Die letzten Jahre seines Lebens verlebte er auf dem Lustschloß Hohenheim, das er seiner Gemahlin hatte bauen lassen, wo er 24. Okt. 1793 starb. Ihm folgten in der Regierung seine Brüder Ludwig Eugen und Friedrich Eugen. Vgl. Vely, Herzog K. von Württemberg und Franziska von Hohenheim (3. Aufl., Stuttg. 1877).

74) K. I. Friedrich Alexander, König von Württemberg, geb. 6. März 1823 zu Stuttgart als der einzige Sohn Wilhelms I. und dessen dritter Gemahlin, Pauline, Herzogin von Württemberg, wurde unter der Leitung des Generals Hardegg erzogen und studierte später in Tübingen und Berlin. Am 13. Juli 1846 vermählte er sich mit der am 11. Sept. 1822 gebornen Tochter des Kaisers Nikolaus, der Großfürstin Olga. Er succedierte seinem Vater 25. Juni 1864, folgte anfangs auch in der auswärtigen Politik den Prinzipien desselben und schloß sich infolgedessen 1866 den Gegnern Preußens an. 1870 erklärte er sich bereitwillig für eine nationale Politik, stellte im deutsch-französischen Krieg seine Truppen unter preußischen Oberbefehl und trat dem Deutschen Reich bei. Im Innern regierte er in stetem Einvernehmen mit dem Landtag.

Karlburg (ungar. Oroszvár), Dorf im ungar. Komitat Wieselburg, an der Donau, mit prachtvollem gräflich Henckelschen Schloß, Park, berühmtem Rennstall samt Gestüt und (1881) 1885 Einw.

Karldor, frühere braunschweig-wolfenbüttelsche Goldmünze, mit dem Brustbild des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand auf der einen und dem braunschweigischen Roß mit der Devise: "In Recto Decus" auf der andern Seite. Von ihnen gingen 38½ Stück auf die feine Mark.

Karl-Friedrichs-Verdienstorden, Militärischer, am 4. April 1807 von Karl Friedrich, Großherzog von Baden, gestiftet, besteht aus drei Klassen, Großkreuzen, Kommandeuren und Rittern, und war früher mit Einkünften verbunden. Das Ordenskreuz ist achtspitzig, weiß emailliert, der Name des Stifters (C. F.) im rot emaillierten Schild, mit der Umschrift im blauen Ring: "Für Badens Ehr'" und auf der Rückseite ein silberner Greif, einen Schild mit dem badischen Schrägbalken in der linken und ein Schwert in der rechten Pranke haltend. Um das Kreuz schlingt sich ein Lorbeerkranz, und das Ganze überragt eine Krone. Von den Großkreuzen wird es an einem breiten gelben, rot geränderten Band von der Linken zur Rechten und von ihnen wie von den Komturen mit Generalsrang auf der linken Brust ein silberner Stern getragen, dessen Mittelschild den Greif enthält. Bei den Kommandeuren hängt das Kreuz um den Hals, bei den Rittern im Knopfloch. Mit dem Orden ist eine goldene und eine silberne Medaille verbunden.

Karli, Name eines berühmten buddhistischen Höhlentempels aus dem zweiten christlichen Jahrhundert, im westlichen Indien (Präsidentschaft Bombay) in 18° 45' nördl. Br. und 73° 31' östl. L. v. Gr. Der Eingang liegt 771 m ü. M., der Berg erhebt sich darüber noch 300 m. Die Vorhalle enthält interessante Skulpturen und hohe Säulen. Vor derselben befindet sich die kolossale Löwensäule, so genannt nach den vier Löwen, welche das Kapital krönen. Der Eingang zum Tempel ist sehr breit, und das durch eine Öffnung über demselben hereinfallende Licht trifft den Altar oder Reliquienschrein (Chaitya). Die ganze Halle ist 13,8 m lang und 7,9 m breit. Sie besteht aus einem Hauptschiff und zwei Seitenschiffen, welche durch je 16 Säulen von dem Hauptschiff getrennt sind. Jede dieser Säulen hat eine große Basis, einen achteckigen Schaft und ein reichverziertes Kapitäl in Gestalt einer umgekehrten Glocke. Auf dem letztern knieen zwei Elefanten, jeder zwei Figuren tragend, die meist einen Mann und eine Frau, manchmal aber auch zwei Frauen darstellen (s. Tafel "Baukunst I", Fig. 13). Vgl. Höhlentempel.

Karliner, jüd. Sekte, s. Chasidäer.