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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Korallenriffe und Koralleninseln

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Korallenriffe und Koralleninseln.

scheidet: Saum- (Ufer-, Fransen-) Riffe, welche sich den Küsten direkt anschließen, Damm- (Wall-, Barriere-) Riffe (Fig. 1), welche entweder Inseln einschließen, oder die Küsten der Festländer begleiten, so zwar, daß sie vom Lande durch einen breitern oder schmälern Meereskanal getrennt sind, dessen ruhige Wasserfläche mit der tosenden Brandung am Außenrand des Riffs stark kontrastiert, und endlich Atolle (Lagunenriffe, Fig. 2 u. 3), niedrige, schmale, meist kreisrunde Inseln, die im Innern eine ruhige Wasserfläche (Lagune) einschließen. Letztere sind die merkwürdigste Form, welche bei ihrer weiten Verbreitung im Indischen und noch mehr im Stillen Ozean schon seit Forsters Reise um die Welt die Aufmerksamkeit aller wissenschaftlichen Reisenden beschäftigt hat. Sie sind meist nur 300-400 m breit, bilden einen oft durch einen oder mehrere Kanäle, welche die Lagune mit dem Meer verbinden, unterbrochenen schmalen Ring von Land, gewöhnlich nur 0,5 m hoch über Fluthöhe. Manchmal erhebt sich auch das Riff nur in einzelnen, im Kreis angeordneten Inseln über das Meer, deren Längsdurchmesser dann zwischen wenigen Metern und mehreren Kilometern schwanken kann. Zur Erklärung der Entstehung dieser Formen geht Darwin vom Saumriff aus und nimmt allgemein verbreitete Senkungen des Meeresbodens an. Läuft der Küste parallel untermeerisch ein Höhenzug, so entstehen bei einer solchen Senkung Dammriffe; eine versinkende Insel mit ursprünglichen Saumriffen liefert ein Lagunenriff. Dabei muß sich aber die Senkung stets so langsam vollziehen, daß die Korallen durch Fortbau nach oben ersetzen können, was ihnen durch zu tiefes Eintauchen (Darwin gibt als untere Grenze der Lebenszone der Korallen die Tiefe von 35 m an) entzogen wird. Gegen diese früher ganz allgemein adoptierte Hypothese Darwins sind neuer-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 1. Hohe Insel mit Wall- und Saumriff. Fig. 2. Ansicht eines echten Atolles (nach Dana). Fig. 3. Die Pfingstinsel (nach Darwin).]