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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nob.; Noback; Nobbe; Nobel; Nobelgarden; Nobelsches Öl; Nobiles; Nobiling

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Nob. - Nobiling.

land mitgekämpft, 30. März 1775 den Marschallsstab und starb zugleich mit seiner Gemahlin, der Erbin des Hauses Arpajon, 27. Juli 1794 unter der Guillotine. - Sein zweiter Sohn, Louis Marie, Vicomte de N., geb. 1756, nahm an Lafayettes Expedition nach Amerika teil, schloß sich mit Begeisterung der Sache der Revolution an, war eins der ersten Mitglieder des Adels, die zur Nationalversammlung übertraten, beantragte 4. Aug. 1789 die Abschaffung der Feudalrechte, befehligte dann in Sedan und Valenciennes, verließ aber nach Errichtung der Republik Frankreich und kehrte erst unter dem Konsulat dahin zurück. Er ging darauf als Brigadegeneral nach Haïti, verteidigte es tapfer gegen die Engländer u. starb an seinen Wunden 1804 in Havana.

7) Antoine Justus Leo von N., Herzog von Mouchy, Fürst und Herzog von Poix, gegenwärtiges Haupt dieses Familienzweigs, geb. 1841, seit 1865 vermählt mit der Prinzessin Anna Murat, ist einer der offensten und eifrigsten Bonapartisten und gehörte zu deren Partei sowohl in der Nationalversammlung als seit 1876 in der Deputiertenkammer.

Nob., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Nobis, s. v. w. "nach uns", eigne Autorität des Verfassers des betreffenden Werkes.

Noback, Johann Christian, handelswissenschaftlicher Schriftsteller, geb. 6. Okt. 1777 zu Kölleda in Thüringen, ward Kaufmann, 1810 Disponent einer Seiden- und Samtfabrik zu Krefeld und begründete 1821 in Erfurt eine der ersten Handelslehranstalten in Deutschland, die er zu bedeutender Blüte brachte und bis 1842 leitete. Hierauf lebte er zu Gotha, seit 1845 zu Berlin; er starb 4. Juni 1852 in Chemnitz. Sein litterarischer Ruf gründet sich auf sein "Vollständiges Handbuch der Münz-, Bank- und Wechselverhältnisse aller Länder und Handelsplätze" (Rudolstadt 1833), welches er in Gemeinschaft mit seinem Sohn Friedrich Eduard N. (geb. 1815, bis 1870 Direktor der Handelslehranstalt in Dresden, seit 1874 im Handelsministerium in Berlin beschäftigt, wo er 9. Sept. 1883 starb) als "Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maß- und Gewichtsverhältnisse etc." (Leipz. 1841-50, 2 Bde.) neu bearbeitete. Eine kürzere Bearbeitung desselben ist das "Münz-, Maß- und Gewichtsbuch" (Leipz. 1853-56; neu hrsg. von Friedrich N., das. 1874-76). Von den handelswissenschaftlichen Schriften Friedrich Eduard Nobacks ist "Die Handelswissenschaft" (4. Ausg., Leipz. 1886) die verbreitetste. Auch sein Sohn Karl August N. (geb. 1810, 1835-49 Lehrer an den Handelsschule zu Leipzig, Erfurt, Berlin, 1851 Handelskammersekretär in Budweis, gest. 1870 in Prag) war ein geschätzter Schriftsteller auf dem gleichen Gebiet.

Nobbe, Friedrich, Agrikulturchemiker, geb. 1830 zu Bremen, studierte 1854-59 in Jena und Berlin Naturwissenschaft, besonders Chemie und Pflanzenphysiologie, war 1861-68 Professor an der Gewerbeschule zu Chemnitz und übernahm gleichzeitig die Redaktion der "Landwirtschaftlichen Versuchsstationen". Seit 1868 ist er Professor an der Akademie für Forst- und Landwirtschaft zu Tharandt. Mit Unterstützung des Landwirtschaftlichen Kreisvereins zu Dresden richtete er hier eine pflanzenphysiologische Versuchsstation ein und gründete ebendaselbst 1869 zum Schutz des konsumierenden Publikums gegen vielfach im Samenhandel herrschende Mißbräuche die erste Samenkontrollstation, nach deren Muster 1876 im Deutschen Reich 25 ähnliche Institute und viele solche im Ausland eingerichtet wurden, die alle erfolgreich thätig sind. Er schrieb: "Handbuch der Samenkunde" (Berl. 1876); "Über die organische Leistung des Kalium in der Pflanze" (mit Schröder und Erdmann, Chemn. 1870); "Wider den Handel mit Waldgrassamen für die Wiesenkultur" (Berl. 1878). Auch bearbeitete er die vierte Auflage von Döbners "Lehrbuch der Botanik für Forstmänner" (Berl. 1882).

Nobel (franz. noble), edel, adlig, hochsinnig; in der Tierfabel Beiname des Löwen. Noble Passionen, Liebhabereien der vornehmen Welt: Jagd, Hunde, Pferde etc.

Nobel (spr. nobl), engl. Goldmünze, dem Dukaten entsprechend, wurde 1343-1550 geprägt (doppelte, einfache und halbe) und nach den regierenden Fürsten benannt. Die Schiffsnobel zeigten auf der Vorderseite ein Schiff im Gepräge, die Rosenobel neben dem Schiff eine Rose. In Burgund und andern Staaten wurden die N. nachgeahmt.

Nobel, Ludwig, Industrieller, geb. 1831 zu Stockholm als Sohn des Ingenieurs Emanuel N., des Erfinders des Sprengöls (Nitroglycerin), kam als Knabe nach Petersburg, wohin sein Vater berufen war, um den Hafen von Kronstadt durch Seeminen gegen feindliche Angriffe zu sichern. Auf Veranlassung des russischen Großadmirals, Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch, legte der ältere N. in Petersburg auf eigne Rechnung eine große Schiffswerfte für den Bau von Kriegsschiffen an, mußte aber, da er ohne genügende Aufträge seitens der Krone blieb, zur Liquidation schreiten. Mit dieser wurde der Sohn beauftragt, der 1862 eine Eisengießerei begründete, die sich schnell zu einer bedeutenden Maschinenbauanstalt entwickelte und mit einer Gewehrfabrik verbunden wurde. In Gemeinschaft mit seinen Brüdern, von denen einer das Dynamit erfunden hatte, begann er um 1875 die Ausbeutung der Naphthaquellen von Baku und erhob das Unternehmen in zehn Jahren zur höchsten technischen Vollendung. Da es an Holz zu Fässern fehlte, konstruierte er für den Wassertransport des Erdöls eiserne Dampfboote und Flußkähne, für den Eisenbahntransport Zisternenwaggons, welche das Erdöl direkt aufnehmen, und bedeckte Rußland mit einem Netz großer Reservoirs, aus denen erst das Öl in den Handel übergeht. Dem Transport dienten über 20 Dampfboote, eine ganze Flotte kleinerer Schiffe und mehr als 2000 Waggons, sein Öllager war die größte Raffinerie der Welt. Während bis dahin das kaukasische Erdöl kaum mehr als lokale Bedeutung gehabt hatte, macht es jetzt auch in Deutschland dem amerikanischen Konkurrenz. N. starb 12. April 1888 in Cannes.

Nobelgarden, fürstliche Leibgarden, ehemals aus den Söhnen des Adels eines Landes rekrutiert, deren Mitglieder einen viel höhern Rang in der Armee bekleideten, als ihre Charge in der Nobelgarde angibt; s. Arciere.

Nobelsches Öl, s. v. w. Nitroglycerin.

Nobiles (lat.), s. Nobilität.

Nobiling, Karl Eduard, bekannt durch sein Attentat auf den Kaiser Wilhelm, geb. 10. April 1848 als Sohn eines Domänenpachters im Posenschen, studierte die Landwirtschaft, trat in Dresden in Beziehungen zu sozialistischen Agitatoren und versuchte 2. Juni 1878 von einem Haus Unter den Linden (Nr. 18) in Berlin den auf einer Spazierfahrt im offenen Wagen begriffenen Kaiser mit zwei Schüssen aus einer mit grobem Schrot geladenen Flinte zu erschießen, traf ihn auch zweimal und verwundete ihn schwer. Als er sich entdeckt sah, schoß er sich mit einem Revolver in den Hinterkopf und starb 10. Sept. 1878, ohne auf längere Zeit zur Besinnung gekommen zu sein.