Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Sachsen Königreich'
Anmerkung: Fortsetzung von [Bewässerung.]
bei Stolpen, die Thermalbäder Wolkenstein (das wärmste von allen, 30° C.) und Wiesenbad,
das Vitriolwasser zu Lausigk (Hermannsbad) und das Schwefelbad Grünthal.
Sachsens Klima ist infolge seiner Lage am Nordabhang des Erzgebirges rauher,
als die geographische Breite es bedingt, am mildesten in den Thälern der Elbe,
Mulde und Pleiße, am rauhesten auf dem Kamm des Erzgebirges, namentlich in
dem »sächsischen Sibirien« um Morgenröthe, Karlsfeld, Johanngeorgenstadt
und Oberwiesenthal. Die mittlere Jahrestemperatur, wie sie auf den unter
dem meteorologischen Institut zu Chemnitz stehenden 156 Stationen ermittelt
ist, beträgt 7,2° C., in Leipzig bei 119 m Meereshöhe 8,5°, in
Dresden (128 m) 8,8°, in Elster (501 m) 6,2°,
in Oberwiesenthal (927 m) 4,6°. Die Abnahme der mittlern Jahrestemperatur
erfolgt um 1° C. bei durchschnittlicher Erhebung um 170 m. Die Menge
der Niederschläge ist durchschnittlich 710 mm an 188 Regen- und Schneetagen,
davon in der niedrigsten Höhenlage 589, in der höchsten 940. Den
geringsten Niederschlag hat die Station Gohrisch mit 490, den stärksten
die Station Rehfeld mit 1297 mm.
Areal und Bevölkerung.
Der Flächenraum des Königreichs S. beträgt 14,992,94 qkm
(272,29 QM.). Es hat unter allen europäischen Staaten die dichteste Bevölkerung, im
J. 1885: 3,182,003 Einw. in 707,088 Haushaltungen und 284,524 Hausgrundstücken, und
trotzdem auch die stärkste jährliche Bevölkerungszunahme. Es zählte 1815: 1,178,802,
1830: 1,402,066, 1840: 1,706,276, 1864: 2,344,094, 1875: 2,760,786 Seelen.
Männliche Einwohner sind 1,542,405, weibliche 1,639,598. Es kommen auf 1 qkm
212,2 Einw., auf die Kreishauptmannschaft:
| QKilom. | Einwohner |
überhaupt | auf 1 QKil. |
Dresden | 4336,86 | 860 558 | 186,4 |
Leipzig | 3567,35 | 774 036 | 198,4 |
Bautzen | 2469,73 | 356 560 | 142,3 |
Zwickau | 4619,00 | 1 190 849 | 239,3 |
Am dichtesten bevölkert ist, abgesehen von den Bezirken der Großstädte, die industriereiche
Amtshauptmannschaft Glauchau mit 396,3 Einw. auf 1 qkm,
am dünnsten das rein landwirtschaftliche sandige Niederland rechts der Elbe und das
unwirtliche Oberland. Die Zahl der Gebornen überragt die der Gestorbenen jährlich
um ca. 40,000 = 3 überschießende Geburten auf 1 qkm. Die Zahl der Auswanderer betrug 1887: 2434,
der durchschnittliche Anteil Sachsens an der deutschen Auswanderung 3,3 Proz.,
dagegen die der in S. aufgenommenen Fremden 3694 gegen 236 aus dem sächsischen Staatsverband
Entlassene. S. hat 143 Städte und 3118 Landgemeinden (920 Rittergüter). In Städten
wohnen 1,340,881 (= 42,1 Proz.), auf dem Land 1,841,122 Menschen.
Unter den Städten hat eine (Dresden) mehr als 200,000 Einw., eine zwischen 150-200,000,
eine über 90,000, eine über 30,000, vier zwischen 20,000 und 30,000, vier zwischen 15,000
und 20,000, acht zwischen 10,000 und 15,000, aber auch sechs weniger als 500 Einw. Fünf
Landgemeinden hatten mehr als 10,000 Einw.; die volkreichste der letztern war
Reudnitz (18,824 Einw.), welches aber nebst andern Vorstadtdörfern 1889 in die
Stadt Leipzig einverleibt wurde. Der Abstammung nach sind die Bewohner teils
germanisierte Slawen, teils aus Thüringen und Franken eingewanderte Deutsche.
In der Lausitz wohnen noch ↔ 49,916 Wenden. Dem religiösen Bekenntnis nach zählte man
1885: 3,064,564 (96,31 Proz.) Lutheraner,
86,952 (2,79 Proz.) Römisch-Katholische,
2539 Apostolisch-Katholische, 10,193 Reformierte, 2155 Deutschkatholiken,
7755 (1834: 850) Israeliten etc.
Bodenbenutzung, Land- und Forstwirtschaft.
In Bezug auf die physische Kultur nimmt S.
eine hohe Stelle ein. Von der Gesamtfläche an 1,492,491 Hektar waren im J. 1883
landwirtschaftlich benutzte Fläche 1,021,030 Hektar (Feld und Gärten 831,226,
Wiesen 174,122, Weiden und Hutungen 14,668, Weinberge 1014 Hektar),
Forsten und Holzungen 409,120, Haus- und Hofräume 12,879, Wege, Straßen,
Bahnen und öffentliche Plätze 28,238, Gewässer und Teiche 9720,
Stromgebiet der Elbe 2075, sonstige Wasserläufe 4100, Steinbrüche 2756,
Unland 2573 Hektar. Den wenigsten Wald hat die Amtshauptmannschaft Borna:
9,49 Proz., den meisten die Amtshauptmannschaft
Schwarzenberg: 64,61 Proz.; das meiste Acker- und Gartenland hat die
Amtshauptmannschaft Leipzig: 75,30 Proz., das wenigste die Amtshauptmannschaft
Auerbach: 23,66 Proz. Der Boden wird in allen Höhenstufen in nahezu
gleichem Verhältnis zu landwirtschaftlicher Kultur benutzt, indem von der
dazu benutzten Fläche noch 8,5 Proz. auf die Höhenlage von 550-700 m
und 0,9 Proz. auf die über 700 m entfallen; denn die Dichtigkeit der
Bevölkerung drängt auch dort zu intensiver Bodenbenutzung, wo die
klimatischen Verhältnisse derselben nicht günstig sind. Im Vergleich
zu andern Ländern des Reichs nimmt S. insofern eine sehr abweichende
Stellung ein, als nur Berlin und die Hansestädte einen geringern, alle
andern Länder und Provinzen aber einen erheblich größern Prozentsatz an
landwirtschaftlicher Bevölkerung haben. Im J. 1882 gehörten der Land-
und Forstwirtschaft an 19,8 Proz. der Gesamtbevölkerung, der Industrie,
dem Berg-, Hütten- und Bauwesen 58,21, dem Handel und Verkehr 10, den
persönliche Dienste Leistenden 0,82, sonstigen Hand- und Tagelöhnern 0,96,
dem Heer 1,06, allen sonstigen Berufsarten 3,86; ohne Beruf waren 5,11 Proz.
Von der gesamten landwirtschaftlich benutzten Fläche kommen 25,7 Proz. auf die
kleinen Betriebe von 1-10 Hektar Größe, 57,2 Proz. auf die mittlern von 10-100
Hektar; nur einer hat mehr als 1000 Hektar. Die Regel ist also der mittlere
bäuerliche Betrieb; Zwergwirtschaft und Großbetrieb treten daneben wesentlich
zurück. Die meisten großen Güter liegen im Leipziger Kreis, die meisten
mittlern im Dresdener, die meisten kleinen im Zwickauer.
Der Ernteertrag war im J. 1886 an:
| Doppelztr. | Doppelztr. |
| vom Hektar durchschnittlich |
Weizen | 834699 | 31,4 |
Roggen | 2901094 | 24,5 |
Gerste | 509855 | 33,0 |
Hafer | 3014823 | 16,4 |
Kartoffeln | 12349032 | 104,7 |
Futterrüben) | Knollen | 4823967 | (221,4 |
Zuckerrüben) | (259,3 |
Sonstige Rüben | 913762 | 107,3 |
Kraut, Häupter | 2767965 | 71,8 |
Kleeheu | 2629983 | 34,2 |
Wiesenheu | 5175608 | 29,8 |
Anbauverhältnis der einzelnen Feldfrüchte:Getreide und Hülsenfrüchte | 507929 | Hektar | = | 49,74 | Proz. |
Futterpflanzen | 308786 | " | = | 30,24 | " |
Kartoffeln | 117090 | " | = | 11,46 | " |
Futterrüben und -Kohl | 36445 | " | = | 3,57 | " |
Handelsgewächse | 10222 | " | = | 1,01 | " |
Brache | 5955 | " | = | 0,58 | " |
Gärten | 33590 | " | = | 3,29 | " |
Weinberge | 1014 | " | = | 0,09 | " |
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 129.