Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Sachsen (preuß. Provinz)'
                Anmerkung: Fortsetzung von [Bevölkerung,Nahrungszweige.]
                    militärischer Hinsicht bildet S. den größten Teil des Bezirks des 4. Armeekorps; 
					Festungen sind Magdeburg und Torgau. Die politische und militärische Hauptstadt 
					ist Magdeburg, wo das Oberpräsidium, Konsistorium, Provinzialschulkollegium und 
					die Provinzialsteuerdirektion ihren Sitz haben; dagegen haben die Provinzialverwaltung 
					und der Provinziallandtag ihren Sitz in Merseburg. Daselbst besteht auch eine 
					Generalkommission (zugleich für Anhalt, Sachsen-Meiningen und die schwarzburgischen 
					Fürstentümer), während die Bergwerksangelegenheiten vom Oberbergamt in Halle 
					(zugleich für die Provinzen Brandenburg und Pommern) ressortieren. Eisenbahndirektionen 
					sind in Magdeburg und Erfurt (das Betriebsamt Nordhausen gehört zum Direktionsbezirk 
					Frankfurt a. M.), Oberpostdirektionen in Magdeburg, Erfurt und Halle. 
					Vgl. Reiche, Die Provinz S. und ihr Boden (Delitzsch 1874); 
					"»Gemeindelexikon der Provinz S.« (hrsg. vom königlichen Statistischen Büreau, Berl. 1888); 
					Steckel, Die Provinz S. etc., Landeskunde (Bernb. 1887); 
					»Beschreibende Darstellung der ältern Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz S.« 
					(hrsg. von der historischen Kommission etc., Halle 1879 ff.); 
					Jacobs, Geschichte der in der preußischen Provinz S. 
					vereinigten Gebiete (Gotha 1884).
                
                
                    Sachsen-Altenburg (hierzu Karte 
					«Sächsische Herzogtümer«), 
					zum Deutschen Reiche gehöriges Herzogtum, zwischen 50° 43'-51° 7' nördl. Br. und 
					11° 17'-12° 44' östl. L. v. Gr. gelegen, besteht aus zwei durch reußische Lande getrennten 
					Gebietsteilen, dem Ost- oder Altenburgischen Kreis und dem West- oder Saal-Eisenbergischen 
					Kreis. Der Ost- oder Altenburgische Kreis, 
					den Verwaltungsbezirk Altenburg, d. h. die Amtsgerichtsbezirke Altenburg, Schmölln und 
					Ronneburg, umfassend, wird vom Königreich Sachsen, der preußischen Provinz Sachsen und 
					Reuß-Gera umschlossen; der West- oder 
					Saal-Eisenbergische Kreis, den Verwaltungsbezirk Roda, 
					d. h. die Amtsgerichtsbezirke Eisenberg, Roda und Kahla, begreifend, grenzt im SW. an 
					Schwarzburg-Rudolstadt und Sachsen-Meiningen, im Süden an Sachsen-Weimar, im O. 
					an Reuß-Gera, im N. an die preußische Provinz Sachsen, im W. an Sachsen-Weimar. 
					Der Ostkreis hat einen sanft gewellten Boden und gehört dem vogtländischen Bergland an; 
					der Westkreis dagegen ist gebirgig und liegt teils im osterländischen Plateauland, 
					teils auf der thüringischen Hochfläche. Jener gehört zu den fruchtbarsten Landstrichen 
					Deutschlands; dieser hat weniger ergiebigen Boden, aber ausgedehnte Waldungen und 
					erreicht nördlich von Hohendorf bei Eisenberg eine Höhe von 333 m. Der Ostkreis 
					wird von Süden nach N. von der aus dem Königreich Sachsen kommenden und wieder in 
					dasselbe übertretenden Pleiße durchflossen, welche links die Sprotta, in Sachsen aber 
					die im Altenburgischen, unweit der Landesgrenze, entspringende Wihra aufnimmt. Ein 
					kleiner Teil des Ostkreises wird von der Schnauder, einem Zufluß der Elster, bewässert, 
					welch letztere auf eine ganz kurze Strecke den Ostkreis berührt. Im Westkreis ist die 
					Saale der Hauptfluß, welcher die Orla und Roda aufnimmt. Teiche finden sich an 
					mehreren Orten. Eine Mineralquelle mit Badeanstalt hat Ronneburg. Das Klima des 
					Landes ist angenehm und gesund, die Temperatur gleichmäßig. 
					Areal u. Bevölkerung (1885):
                
| Ostkreis | 656,77 | QKilom. | (11,92 |  QM.) | mit | 111 403 | Einw. | 
| Westkreis | 666,98 | ". | (12,11 |  ") | " | 50 057 | ". | 
| Zusammen | 1323,75 | QKilom. | (24,03 |  QM.) | mit | 161 460 | Einwohn. | 
				
                    Die Bewohner sind Obersachsen, daneben im Ostkreis ca. 20,000 
					germanisierte Wenden, die durch eigne ↔  Tracht und Sitte, 
					aber auch durch musterhaften Betrieb der Landwirtschaft ausgezeichneten 
					sogen. Altenburger Bauern. Dem Religionsbekenntnis nach waren 1885: 
					160,163 Protestanten, 1113 Katholiken, 140 sonstige Christen und 39 Juden. 
					Für die geistige Bildung ist wohl gesorgt. 
					Außer der mit den übrigen sachsen-ernestinischen Ländern gemeinschaftlich 
					unterhaltenen Landesuniversität zu Jena besitzt das Herzogtum Landesgymnasien 
					zu Altenburg und Eisenberg, eine Realschule zu Altenburg, ein 
					Schullehrerseminar, eine Handelsschule, ein Institut für Erziehung 
					adliger Fräulein (Magdalenenstift), eine höhere Töchterschule (Karolinenschule), 
					eine Kunst- und Handwerksschule, eine landwirtschaftliche Schule, 182 
					Bürger- und Volksschulen, in den Städten gewerbliche Fortbildungsschulen, 
					das v. Lindenausche Kunstmuseum nebst Zeichen- und Modellierschule und 
					wertvolle Vereinssammlungen.
                
                
                    [Erwerbszweige.] Die bis in die 
					neueste Zeit fortgeführten Grundsteuerkataster verzeichnen folgende 
					Arten der Bodenbenutzung:
                
				| Ackerland | 74 513 | Hektar | Teiche und sonstige Gewässer | 439,0 | Hektar | 
| Wiesen | 11 079 | " | Wein- u. Hopfenpflanzungen | 3,7 | " | 
| Weiden | 2 718 | " | 
| Waldungen | 36 735 | " | 
				
				
                    Was das Eigentum am Grund und Boden betrifft, so waren 19,590 Hektar 
					(14,8 Proz. der Gesamtfläche) öffentlicher und 
					fiskalischer Grundbesitz (inkl. des nunmehr in herzogliches Hausgut umgewandelten 
					Anteils am Domanialvermögen), 2715 Hektar (2,1 Proz.) 
					Grundbesitz der Kirchen, Schulen und milden Stiftungen, 3314 Hektar (2,5 Proz.) 
					Gemeindegrundbesitz, 106,533 (80,6 Proz.) Privatgrundbesitz und zwar unter letzterm 
					wieder 12,986 Hektar ritterschaftlicher Grundbesitz. Der Ostkreis liefert Getreide 
					im Überfluß, während der Westkreis der Zufuhr bedarf. Von der landwirtschaftlich 
					benutzten Fläche waren 1887: 8,52 Proz. mit Weizen, 21,02 mit Roggen, 10,44 mit 
					Gerste, 18,41 mit Hafer, 9,94 mit Kartoffeln, 10,57 
					mit Futterkräutern, 13,90 mit Heu und Grumt, 0,82 mit 
					Ölfrüchten, 1,54 Proz. mit Wicken und Erbsen bestellt. 
					Obstbau wird besonders im Saalthal betrieben, Gemüsebau namentlich im Ostkreis, 
					wo die Gärtnerei sehr in Blüte steht. Den Viehstand 
					anlangend, so zählte man im Herzogtum 10. Jan. 1883: 9934 Pferde, 60,335 Stück Rindvieh, 
					20,996 Schafe, 46,387 Schweine, 12,420 Ziegen, 5988 Bienenstöcke. Die Forsten 
					bestehen zum größten Teil aus Nadelholz. Im Westkreis befindet sich ein weit 
					ausgedehnter Wildpark (Hummelshain). Bergbau wird betrieben auf Braunkohlen und Torf, 
					und zwar waren nach der Berufszählung von 1882 in 32 Braunkohlenbergwerken und 
					Braunkohlenbrikettfabriken 1246, in 19 Torfgräbereien 143 Personen beschäftigt; 
					dieser Betrieb gehört durchaus dem Ostkreis an. In zahlreichen Brüchen werden 
					vortreffliche Steine (Sand- und Kalkarten) gebrochen. Was die 
					Industrie betrifft, so zählte man 1882: 
					134 Ziegeleien und Thonröhrenfabriken und 46 Betriebe zur Porzellanfabrikation 
					und -Veredelung. Die Porzellanindustrie gehört zum weitaus größten Teil 
					dem Westkreis an. In Altenburg bestehen bedeutende Fabriken und Werkstätten 
					für Geschirr und Wagenbeschläge sowie für feuerfeste Geldschränke. Ferner 
					wurden im Herzogtum gezählt: 130 Betriebe für Fabrikation von Maschinen und 
					Apparaten, 31 Betriebe für Musikinstrumente. Was die Textilindustrie betrifft, 
					so gab es 13 Betriebe für Wollspinnerei, 310 Betriebe für Wollweberei und 
					217 Betriebe für Leinweberei. Papier- und Pappefabriken zählte man 5, 
					Gerbereien 62. Die Holzindustrien
                
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 144.
				Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 144.