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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Asien (Forschungsreisen in China, Korea, Japan)

gen. Gescheitert ist der abenteuerliche Plan des Amerikaners Rockhill, in tibetischer Verkleidung und in Gesellschaft von Pilgern nach Lhassa vorzudringen. 30 Tagereisen vor seinem Ziel wurde er erkannt, ausgeplündert und zur Umkehr gezwungen, doch hat er viel bisher unbekanntes Gebiet durchwandert. Reiche archäologische Ausbeute hatte Iadrintzew während des Sommers 1889 in der nördlichen Mongolei; unter anderm soll er die Lage der alten Mongolenhauptstadt Karakorum aufgefunden haben.

China, Korea und Japan.

Eine schon im Juni 1875 von ihm unternommene Reise nach der von wilden Stämmen bewohnten und erst seitdem von den Chinesen unterworfenen Südspitze der Insel Formosa beschrieb Beazelen; der damit erstrebte Zweck, die Errichtung eines Leuchtturms, wurde erreicht. März bis Juni 1881 machte der französische Missionär Chouzy eine Reise durch die Provinzen Kuangsi und Kueitschou auf Straßen, die zumeist von keinem Europäer vor ihm begangen worden waren, und im Herbste d. J. durchkreuzten de Mailly-Chalon und Baron Bénoit-Mechin von Iingtse am Meerbusen von Liautung aus die chinesische Mandschurei. In das Innere der Insel Hainan drang 1882 zum erstenmal B. C. Henry in Gesellschaft des dänischen Missionärs Jeremiassen ein, nachdem er zuvor die Provinz Kuangtung nach verschiedenen Richtungen durchzogen hatte. Die Nachrichten, welche er über das bis 2000 m ansteigende Innere und die dort wohnenden Le veröffentlichte, sind darum von besonderm Interesse. Das Zentrum von Setschuan bereiste 1883 der englische Konsularagent A. Hosie, namentlich zu kommerziellen Zwecken, um Erkundigungen über Wachserzeugung einzuziehen; auch topographisch war er thätig. Der früher unbewohnte und neutrale Grenzstrich zwischen China und Korea, welcher 1877 von ersterm annektiert wurde, ist 1884 von den englischen Missionären Webster und Roß, 1885 von dem englischen Konsul Gardner bereist worden. Sie berichten, daß im nördlichen, waldreichen Teil koreanische Bevölkerung überwiegt, während der Süden von ackerbauenden Chinesen seiner Bäume beraubt ist. Auch in der südlichen Mandschurei dringt ein starker Strom chinesischer Einwanderung ein, seit 1863 über 1 Mill. Menschen. Von Oktober 1885 bis Mai 1886 bereiste der englische Konsularagent F. S. A. Bourne den Süd westen Chinas, die Provinzen Setschuan, Jünnan, Kuangsi und Kueitschou, zunächst zu handelspolitischen Zwecken; doch war er auch geographisch thätig und hat namentlich über die Ethnologie der zahlreichen zerstreuten Stämme nichtchinesischer Abkunft interessante Beobachtungen gemacht. 1886 entdeckten H. E. M. James, F. E. Younghusband (s. oben: Hochasien) und H. Fulford die Quellen des Sungari am Berg Peischan (Mandschurei), dessen bisher auf 3-4000 m geschätzte Höhe sie zu 2293 in bestimmten; der ewige Schnee, mit welchem er bedeckt sein sollte, erwies sich als zersetzter Bimsstein. Über die Mandschurei, welche sie weiterhin durchzogen, haben sie wertvolle Nachrichten veröffentlicht. Den Sikiang (Westfluß) befuhr 1886 der deutsche Kaufmann H. Schröter; namentlich über den Osten der Provinz Kuangsi, das Hauptproduktionsland der Cassia lignea. hat er interessante Beobachtungen, sowohl in handelspolitischer als auch in ethnographischer Beziehung, angestellt. Im November und Dezember d. J. durchwanderten Merz und de Groot die Provinzen Fukian und Kiangsi, um die Wirtschafts- und Kulturverhältnisse zu studieren; unter

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anderm statteten sie auch der Residenz des taoistischen Papstes, der Stadt Lunghuschan, einen Besuch ab. Zu Anfang 1887 befuhr A. I. Little den obern Jantsekiang, um Vorstudien für die Ausdehnung der Dampfschiffahrt bis Tschungking zu machen, welche bisher wegen der Stromschnellen bei Itchang für unmöglich galt. Seine Erfahrungen sind dem Unternehmen günstig. Über Oberst Bells chinesische Reisen (1882 im N., 1887 im W.) ist bisher näheres nicht bekannt. Neuerdings hat auch zum erstenmal ein Europäer, G. Taylor, den Osten von Formosa, welcher China nur dem Namen nach unterthan ist, durchwandert und seine Eingebornen kennen gelernt: die wahrscheinlich von Japan stammenden Tipun, die malaiischen Paiwan, die Pepohwan, welche von den Liukiu-Inseln kamen, und die als Menschenfresser verrufenen Diaramock. Über Formosa berichtete auch der Botaniker Warburg, der dort sammelte, kürzlich Neues. Endlich verließ im März 1889 Leutnant Vans Agnew Indien, um nach dem obern Salwen vorzudringen und die Frage, welchem Unterlauf der tibetische Strom Lu entspricht, zu lösen.

Das China tributäre und bis vor kurzem unzugängliche Korea wurde zuerst 1876 den Japanern, dann seit 1882 auch den europäischen und amerikanischen Seemächten erschlossen und infolgedessen das Ziel einiger Reisen. Gowland wanderte zuerst, wahrscheinlich im J. 1884, von der Hauptstadt Söul nach dem Freihafen Fusan an der Südostküste. Das Land fand er arm an Wald und, entgegen frühern Angaben, auch an Mineralien, aber weit und breit mit Reis, Gerste und Bohnen angebaut. Etwa um dieselbe Zeit ging der amerikanische Marineoffizier S. B. Bernerston von Söul nordwärts nach Pengjang, der Hauptstadt der Provinz Puingando. Ihnen folgte 1884 der deutsche Geolog Gottsche, welcher von Söul aus zwei größere Reisen unternahm, um gewisse Bezirke auf nutzbare Mineralien zu untersuchen. Dabei legte er ca. 2700 km zurück, durchkreuzte alle acht Provinzen und berührte etwa 80 von den 350 Bezirksstädten; er bestätigte für das ganze Land, was Gowland für den Süden festgestellt hatte: die Ausrottung der Wälder und das Fehlen nutzbarer Metalle, Eisen allein ausgenommen. Granit, Gneis und kristallinische Schiefer, vielfach von ältern Eruptivgesteinen durchbrochen, setzen vornehmlich den Boden des Landes zusammen; der mittlere Teil wird von ausgedehnten Doleritdecken eingenommen. Thätige Vulkane fehlen, und Erdbeben scheinen nicht vorzukommen. Die organische Welt stimmt im ganzen mit derjenigen Japans überein, von Unterschieden abgesehen, welche zum Teil durch das kältere Klima bedingt sind. Die Bevölkerung, etwa 12 Millionen stark, ähnelt am meisten den Nordchinesen, nur nicht in der zur tatarischen Familie gehörigen Sprache. Etwa gleichzeitig bereiste der englische Vizekonsul Carles, zum Teil auf denselben Routen wie Gottsche, den Norden des Landes, indem er sein Augenmerk hauptsächlich auf den freilich nicht sehr bedeutenden Handel und die Produkte des Landes richtete. 1885 besuchte er die geringe Ausbeute liefernden Goldminen im Distrikt Phyongkang. Schließlich haben die beiden Russen Kalinowski und Delatkewitsch 1885-87 Korea bereist und namentlich über die Gegend zwischen Söul und der russischen Grenze viel wertvolles Material, auch für die Berichtigung der Karte des Landes, gesammelt.

Japan ist neben Ostindien im engern Sinn das einzige asiatische Land, wo an die Stelle der Forschungsreisen die regelmäßigen Aufnahmen der offi- ^[folgende Seite]