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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Erosion (Ausgestaltung der Flußbetten)
Wasser einzelne feste Mineralteilchen beigemischt, so wird zwar seine Kraft um den Betrag der zum Transport derselben nötigen Arbeit verringert, dafür üben aber feste Körper und besonders Sandkörner e ne viel intensivere Wirkung auf die die Flüssigkeit umgebenden Wände ans als das gleiche Volumen Wasser; die mitpeführten Mineralpartitelchen jühren eine abreibende und schleifende Thätigkeit auf den Untergründ aus, die bei fließendem Wasser als Korrosion bezeichnet wird Ist das Wasser eines Flusses mit so viel Sediment belastet, als es bei der betreffenden Geschwindigkeit fortschaffen kann, so wird die ganze lebendige Kraft des fließenden Wassers zum Transport des suspendierten Materials verbraucht, und es findet keine Korrafion statt. Ist die Belastung des Wassers an einem bestimmten Punkt geringer als die der Geschwindigkeit entsprechende volle Belastung, so nimmt es Material vom Boden auf und vertieft durch Korrosion sein Bett; ist es hingegen an einem Punkt überlastet, so wird ein Teil des Materials abgelagert und das Vett erhöht. Die Geschwindigkeit, init der die Korrosion fortschreitet, hängt einerseits von der Härte, Größe und Masse des suspendierten Materials ab, anderseits von der Beschaffenheit des das Vett bildenden Gesteins und der Strömungsgeschwindigkeit. Jeder Fluß hat das Bestreben, durch Beseitigung der Unebenheiten im Bett ein gleich mäßiges Gefalle herzustellen. Die Gesamtheit der Erosionsvorgänge wird in hohem Grade durch die meteorischen Niederschläge und die Verteilung derselben über das , ^ahr beeinflußt. Sind diese letztern auf eine bestimmte Jahreszeit beschränkt, so werden dadurch Transport und Korrosion beschleunigt, die Verwitterung hingegen wird verringert. Die Transportfähigkeit wächst'sowohl durch zunehmende Strömungsgeschwindigkeit als durch Vergrößerung der Wassermasse; trnt diese zu einer bestimmten Jahreszeit ein, so wird die Transportkraft größer sein, als wenn dieselbe gleichmäßig über das Jahr verteilt wäre.
Die ersten Wirkungen der E. kann man auf gleichförmig abfallendem, aus lockerm, homogenem Material zusammengesetztem Boden nach jedem Regenguß beobachten. Das abfließende Wasser hat sich Kinnsale ausgegraben, die nicht direkt zum Thal hinunterziehen, sondern einander zuströmen und sich in einer Abzugsrinne vereinigen. Die fernere Ausgestaltung eines 3iinnsals geht von dem tiefsten
graben. Ist eine solche für eine mehr oder minder lange Strecke oberhalb l» hergestellt, so wirddasgrößte Gefalle und die stärkste Erosionc-kraft rückwärts, weiter nach li, verlegt werden. Gleichzeina, lagert der Bach die Erosionsprodukte als Schuttkegel am Fust des Gehänges von d thalaufwärts ab und fließt in mehreren Wasserrinnen darüber hin. Nl'ch jedem stärkern Regenguß findet man d^s Bett oberhalb d vertieft und den Schuttkegel erhöht, gleichzeitig ist das Quellgebiet nach rückwärts verlegt. Vertiefung der einmal gebildeten Bachrinne und Verlängerung derselben nach rückwärts gehen in gleichem Maß vor.
Im Quellgebiet ist die E. am geringsten, rann folgt ein Abschnitt, in dem ste am stärksten wirkt, hierauf ein Teil, in dem weder E. noch Ablagerung stattfindet, endlich der Scluttkegel, der nur durch Ablagerung entsteht. Das Vachbett nimmt also nacheinander eine Gestalt an, die in Fig 1 durch die gestrichelten Linien bezeichnet ist. Ist der Anfang der Erosionsrinne von (1 nach 6 und schließlich bis ins Quellgebiet nach ^ zurück verlegt, so verschiebt sich der Abschnitt der stärksten E.nach ä.s^äx, bez, nach 6,62. Jeder Wasserlauf, der von der Quelle bis zur Mündung an Wassermenge zunimmt, ist bestrebt, der Thalsohle ein solches Gefalle zu geben, daß an jedem Punkte die Transportkraft des Waffers und die Geschiebelast sich das Gleichgewicht halten. In diesem Fall würde weder eine Vertiefung noch Aufschüttung des Bettes möglich sein. Aber dieser Zustand wird niemals dauernd erreicht, da verschiedene Faktoren, wie wechselnde Wassermenge, Erweiterung des Quellgebiets und Bewegungen der En rinde, stets störend in den Erosionsproz'eß eingreifen. Die Endkurve der E. ist durch die Höhe des Meeresniveaus an der Mündung des Flusses bestimmt, von diesem Punkt aus regelt sich die Gefällokurve. Ihre Lage hängt von dem Verhältnis der Strömungsgeschwindigkeit und der Belastung mit Sediment ab, letztere ihrerseits wieder von der Neigung der Wasserläufe im Quellgebiet.
Die Quellflüsse schneiden ständig ein und ermäßigen dadurch ihr Gefalle. Dieser Umstand vermindert aber die Masse der Sedimente, der Fluh kann in seinem untern Teil damit wieder seine einschneidende Thätigkeit aufnehmen und die Erosionskurve tiefer legen; die verstärkte E., welche hierdurch im Oberlauf angeregt wird, führt ihrerseits wieder größere Sedimentmassen dem Unterlauf zu. Daher hören Einschneiden und Ablagern nie ganz auf, nur die einzelnen Abschnitte im Flußlauf verlängern oder verkürzen sich und verschieben sich dabei nach rückwärts. Das Endziel der E. ist, das Gefalle in eine Kurve zu bringen, welche sich von der Quelle bis zur Mündung beständig verflacht. Im obern Teil nimmt das Sammel Fig.1. Längenprofil einer Erosionsrinne.
Punkt aus. Bezeichnet aeäd (Fig.1) den ursprünglichen W^sserlauf auf einer geneigten Fläche, a das Quellgebiet, d die Ausmündung in eine dem Abhang ^ vorgelagerte Thalsohle, in welcher bei 0 ein größerer > Fluß strömt, so ist die größte Wassermasse auf der» Strecke c-d vereint, wo die E. zuerst einsetzt. Das fließende Wasser hat das Bestreben, sich eine Furche von gleichmäßiger Breite mit senkrechten Wänden zu
becken die Gestalt eines halb umschlossenen Trichters an. An den Wänden desselben ziehen sich radial und nach der Tiefe zu konvergierend Nunsen hin, die das Wasser dem eigentlichen Vachbett zuführen. Auch in diesem Sammeltrichter arbeitet die E. an den Wänden und sucht sie nach rückwärts zu verlegen. Stoßen die Rückwände der Sammelbecken von zwei nach entgegengesetzten Richtungen abfließenden Bächen an-