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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Gosse - Gräberfauna
^<lte, sv daß oi».' Sitzungen des Unterhauses ohne Anwesenheit des Finanzministers eröffnet werden mußten; erst 9. Febr. wurde G. für einen Londoner Wahlbezirk gewählt. Am 12. Nov. 1887 wurde er gegen den Gladstonianer Morley zum Lord-Rektor der Universität Aberdeen gewählt.
Gosse, 2) Philip Henry, Naturforscher, starb im August 1888 in London.
Ooffelies (spr. noss'lih), Stadt in der belg. Provinz Hennegau, Arrondissement Charleroi, im N. von Charleroi, an der Staatsbahnlinie von Luttre nach Chätelineau-Chätelet, mit höherer Knabenschule, Industrieschule, Kohlengruben, Eisengießereien, Fabrikation von Messerwaren, Schiffsketten, Leinwand und Hüten und d588' 8744 Einw.
Goftyn, Stadt im Regierungsbezirk Posen, gehört seit 1887 zum Kreis Gost yn.'
Goethe-Gesellschaft. Die im Juni 1885 gegründete G., die in einem ideellen Zusammenhang mit dem Goethe-Museum und dem Goethe-Archiv steht (vgl. Bd. 7,'S. 559 f.), hat sich seit dem Jahr 1886 einer immer raschern und bedeutender« Entwickelung erneut, so daß bei der Generalversammlung im Juni l.889 ihre Mitgliederzahl auf 3000 angewachsen war.
Die durch die Schätze des Goethe-Archivs unterstützte Thätigkeit der Gesellschaft gibt sich hauptsächlich in der .Herausgabe der »Schriften der G.< kund, von denen 1886 sunter Erich Schmidts Redaktion) die ^Tagebücher und Briefe Goethes aus Italien an Frau von Stein und Herder und 1889 (unter Suvhans Redaktion) die ^Briefe von Goethes Mutter an ihren Sohn, Christiane und August von Goethe, gedruckt wurden. Als eine besondere Gabe war die Vervielfältigung eines im Goethe-Museum befindlichen, von Goethe selbst zusammengestellten Albums von 22 seiner Handzeichnungen anzusehen, deren Vsrteilung an die Mitglieder der Gesellschaft 1888 stattfand. Kleinere Veröffentlichungen erfolgten in dem von L. Geiger herausgegebenen 'Goethe-Jahrbuch ,, welches sich durch seine innige Verbindung mit der G. und die Beziehung zum Goethe-Archiv mehr und mehr zu einem litterarischen Mittelpunkt der Goethekenntnis und Goetheerkenntnis gestaltet.
Die von vornherein vorgesehene Gründung einer Ooet He-Aibliothek hat durch ansehnliche Ankäufe (namentlich den Erwerb der vom Verlagsbuchhändler! Cohn in Berlin gesammelten Bibliothek) und zahl-! reiche Schenkungen schon bedeutende Fortschritte ge- > macht und kommt der im Auftrag der Großherzogin ! Sophie von Sachsen veranstalteten und in vier Se- > rien in Angriff genommenen großen Neuausgabe von Goethes Werken ebenso wie die Schätze des Goethe-' Archivs zu gute. Die Leitung des letztern mußte Professor Erich Schmidt infolge seiner Berufung an die Berliner Universität im I" 1886 niederlegen, an seine Stelle trat als Direktor Professor Bernhard Suphan, der Herausgeber der Herderschen Werke.
Innerhalb der letzten drei Jahre war das Goethe- ! Archiv unablässig vermehrt und bereichert worden; die Auffindung des Urfaust«, d. h. der von Goethe im Herbst 1775 mit nach Weimar gebrachten Faustdichtung, in einer Abschrift des Hoffräuleins der Herzogin Anna Amalie, Luise v. Göchhausen, welche der Nachkomme der Familie, Major v. Göchhausen in Dresden, dem Goethe-Archiv großherzig überließ, erweckte Aufmerksamkeit und Beeiferung an den verschiedensten Stellen. Die stattlichste und wertvollste Bereicherung aber erfuhr das Goethe-Archiv im Juni 1889, indem die Freiherren Ludwig und Alexander v. Gleichen-Rußwurm, der Enkel und Urenkel Schil lers, das reichhaltige Schiller-Archiv zu Schloß ^leif? fenstein in Unterfranken der Großherzogin von Sachsen als Eigentum zur Vereinigung mit dem Goethe-Archiv übergaben, welches letztere sich dadurch in erfreulichster Weise zum Goethe- und Schiller Archiv erweiterte. Durch die Bibliothek, die Briefsammlung :c., welche die Gleichensche Familie mit Pietät für den großen Ahnherrn sorgfältig und treulich gesammelt hat, wächst die Bedeutung der Weimarischen Sammlungen in außerordentlicher Weise und eröffnet auch der G. neue Aufgaben. Das inzwischen eröffnete,im Goetheschen Haus am Frauenplan befindliche, unter E. Nulanos Direktion stehende Goethe-Museum, welches durch Schenkungen und Ankäufe gleichfalls fortwährend erfreulich vergrößert wird, hat die Teilnahme anch eines größern Publikums für die Erinnerungen der klassischen Litteraturperiode und unsern größten Dichter steigern helfen.
^Goetzrn, Friedrich, Graf von, preuß. General, geb. 1767 zu Potsdam, trat in die preußische Kaval lerie, ward 1798 Stabsrittmeister bei den Husaren, 1801 Major im Generalstab und1804Flügeladjutant des Königs. Im November 1806 erhielt er den Auftrag, die Verteidigung Schlesiens zu organisieren, und ward im März 1807 zum Generalgouverneur dieser Provinz ernannt. Mit großer Umsicht und mit Erfolg führte er seine Aufgabe aus und trug viel dazu bei, daß Schlesien der preußischen Monarchie erhalten blieb. 1808 zum Mitglied der Armeereorganisations-Kommijsion ernannt, wurde er 1809 von neuem nach Schlesien geschickt und mit geheimen Unterhandlungen mit Österreich beauftragt. Zur Belohnung wurde er zum Chef des von ihm neuerrichteten 6. Husarenregiments ernannt. Wegen Kränklichkeit konnte er am Krieg von 1813 nicht teilnehmen, nahm auch als Generalgouverneur von Schlesien bald seinen Abschied und starb als Generalleutnant a. D. 29. Febr. 1820 in Kudowa. Ihm zu Ehren erhielt 1889 das 2. schlesische Husarenregiment Nr. 6 den Namen Husarenregiment Graf G.
Gourdon, U88si) 3005 (Gemeinde 5029) Einw.
Gouruay, U886» 3327 Einw.
Gozzi, 1) Gasparo, Graf, ital. Dichter. Sein Leben beschrieb A. Malmignati (Verona 1889).
^Graberfauna, die Tierwelt, welche sich von den unter der Erde beigesetzten menschlichen und tierischen Leichen nährt. Die Thatsache, daß die Leichen eine Speise der Würmer werden, ist seit den Tagen des Hiob ein Gemeinplatz der frommen Beredsamkeit; gleichwohl wußte man bisher wenig genug von den Arten des Kerflebens, welche sich bis zu den in der Erde bestatteten Toten hinabbegeben. Eine im Anschluß an die Pariser Friedhofs-Sanierungskommission von P. Meguin angestellte entomologische Untersuchung an ausgegrabenen Leichen verschiedenen Alters hat darüber zum Teil ganz unerwartete Ergebnisse geliefert. Auf 2 - 3 Jahre alten Leichen konnte Meguin zahlreiche Kerflarven, Puppen und selbst ausgebildete Kerfe sammeln, aber es waren viel weniger Arten, als z. V. die Aaskäfer allein, welche offen liegende Kadaver besuchen, ausmachen. Sie halten, wie sich ergab, eine bestimmte Reihenfolge und Ablösungsordnung in ihrem Auftreten ein, so daß sich aus der Art derselben die seit der Beerdigung der Leiche verflossene Zeit ziemlich sicher ermitteln ließ. Nur in Leichen, die weniger als zwei Jahre in der Erde gelegen hatten, fanden sich noch Zweiflüglerlarven von solchen Arten ((.^Ilipiwr^ vomitorik und (^rtcmeui'g. stadulan»), deren Eier schon auf die unbeerdigten Leichen abgelegt worden waren. In Zwei