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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hessen-Kassel - Heym
spruchsrecht des Staats aufrecht und setzte für die Wiederbesetzung erledigter Pfarreien eine bestimmte Frist fest. Beide Kammern nahmen das Gesetz unverändert an. Anträge der Klerikalen auf Abänderung des Wahlgesetzes durch Einführung direkter Wahlen wurden vom Landtag abgelehnt, und Klerikale und Sozialdemokraten erlangten bei den Neuwahlen für den Landtag 1887 nur 8 Sitze von 50. Durch neue Kirchengesetze, unter anderm über Mißbrauch der geistlichen Amtsgewalt, wurde 1888 die hessische Kirchengesetzgebung in Übereinstimmung mit der von Preußen, Baden und Württemberg gebracht.
Die günstige Finanzlage infolge der Heräuszahlungen vom Reich ermöglichte 1888 die Herabsetzung der Grund-, Gewerbe- und Einkommensteuer und die Anlage von kostspieligen Bauten für Wissenschaft und Kunst. Auch wurde eine Landeskreditkasse errichtet.
Hessen-Kassel. Landgraf Friedrich Wilhelm von H., Haupt der ältern, früher kurfürstlichen, nicht regierenden Hauptlinie des hessischen Fürstenhauses, Sohn des 1884 verstorbenen Landgrafen Friedrich, unternahm 1888 eine Weltreise, während welcher er sich auf der Fahrt von Batavia nach Singapur 14. Okt. in einem Anfall von Geistesstörung unbemerkt über Bord stürzte und ertrank; seine Leiche konnte nicht aufgefunden werden. Da er unvermählt war, folgte ihm als Haupt der Linie sein jüngerer Bruder, Landgraf Alexander Friedrich, geb. 25.Ian.
1863 zu Kopenhagen, welcher fast blind ist. Die landgräfliche Familie residiert auf Schloß Philippruhe bei Hanau oder Schloß Pauker in Holstein.
Hessen-Philippsthül. Da Landgraf Ernst unvermählt, Landgraf Alexis kinderlos ist, so beruhte die Nachfolge allein auf der Deszendenz von des letztern Bruder, dem Prinzen Wilhelm von Philippsthal-Barchfeld, der aus seiner zweiten und vierten Ehe je einen Sohn hatte; Prinz Wilhelm starb 17. Jan.
1890 auf seinem Schloß zu Rotenburg a. T.
Hettinger, Franz, kath. Theolog, starb 26. Jan.
1890 in Würzburg.
Heuduck, Wilhelm von, preuß. General, wurde im Januar 1887 zum kommandierenden General des 15. Armeekorps in Straßburg ernannt und 1888 5«m General der Kavallerie befördert.
'Heusner, Eduard, Admiral und Staatssekretär des deutschen Neichsmarineamtes, geb. 8. April 1843 zu Kreuznach, trat 1857 als Kadett in die preußische Marine, machte seine erste große Seereise 1859-62 auf der Fregatte Thetis nach Ostasien, nahm 1861 als Kommandant des Kanonenboots Wespe am Gefecht bei Jasmund teil, ward 1868 Kapitänleutnant, befehligte während des deutsch-französischen Kriegs in auswärtigen Meeren das Kadettenschulschiff Arkona, mit dem er erst nach dem Frieden 1871 zurückkehrte, und ward 1873 zur Admiralität kommandiert, in der er Vorsitzender der Torpedoprüfungskommission war. Als Korvettenkapitän befehligte er 1878 bis 1881 die Panzerkorvette Hansa in den südamerikanischen Gewässern während des Kriegs zwischen Chile und Peru und ward 1881 zum Kapitän zur See und Dezernenten der militärwissenschaftlichen Abteilung in der Admiralität ernannt. 1886 führte er das Kommando des Panzerschiffs Oldenburg und 1887-88 als Kommodore das des deutschen Kreuzergeschwaders in Australien, Samoa und Ostafrika.
Im Herbst 1888 zum Direktor des Marinedepartements ernannt und 21. Jan. 1889 zum Konteradmiral befördert, vertrat er im Reichstag den Marineetat, die Marinevorlagen und die neue Organisation der Behörden und ward nach Genehmigung derselben 28.
März d. I. zum Staatssekretär des neugeschaffenen Reichsmarineamtes ernannt.
*Heuftrichbad, Kurort im schweizer. Kanton Bern, Bezirk Frutigen, am linken Ufer der Kander und am Ostabhang des Niesen, 702 in ü. M., mit kalter, alkalisch-salinischer Schwefelquelle, welche gegen chronische Katarrhe, Rheumatismus, Bleichsucht 2c. wirksam ist, und großem Kurhaus.
^Hevefi (spr. heweschi), Ludwig, deutsch-ungar.
Schriftsteller, geb. 20. Dez. 1843 zu Heves in Ungarn, studierte zu Wien Philologie und Medizin, trat 1866 in die Redaktion des »Pester Lloyd< ein, begründete mit einigen Freunden das rasch beliebt gewordene magyarische Witzblatt »L0i'3826in «Iank (>«, siedelte aber 1885 als Redakteur des »Fremdenblatts« nach Wien über. H. schrieb magyarisch und deutsch, in ersterer Sprache erlangten namentlich seine »Xarc^peli , ,,, Bilder aus dem Leben der ungarischen Hauptstadt (Pest 1876), Geltung, in deutscher Sprache die Novellensammlungen: »Auf der Schneide« (Stuttg.
1884), »Neues Geschichtenbuch« (das. 1885), »Auf der Sonnenseite« (das. 1886), »Almanaccando, Bilder aus Italien« (das. 1888), »Buch der Laune« (das.
1889), vor allen aber die humoristische Robinsonade »Des Schneidergesellen Andreas Ielky Abenteuer in vier Weltteilen« (2. Aufl., Pest 1879), die auch inö Magyarische und Finnische übersetzt wurde.
*Heydemann, Heinrich, Archäolog, geb. 28. Aug.
1842 zu Greifswald, studierte in Tübingen, Bonn, Greifswald und Berlin, wo er 1865 promovierte, klassische Philologie und Archäologie und trat in Berlin in enge Beziehungen zu E. Gerhard. Nachdem er 1866 eine erste größere Untersuchung über griechische Vasenbilder: »Iliupersis«, herausgegeben,unternahm er Studienreisen nach Italien und Griechenland, wobei er sich besonders in Neapel und Ruvo dem Studium der antiken Vasen widmete, welche auch später das Hauptgebiet seiner Forschungen blieben. 1869 habilitierte er sich als Dozent der Archäologie an der Universität zu Berlin, und 1874 wurde er als Professor nach Halle berufen, wo er bald eine lebhafte Lehrthätigkeit entfaltete und durch reiche Erweiterung des archäologischen Museums sich ein bleibendes Verdienst erwarb. Er starb 10. Okt. 1889. Außer zahlreichen Abhandlungen in den »^.nnkii dß U' Iu8tituto<, der »Archäologischen Zeitung«, der »Zeitschrift für bildende Kunst« 2c. veröffentlichte H.: »über eine nacheuripideische Antigone« (Berl. 1868); »Griechische Vasenbilder« (das. 1870); »Die Vasensammlungen des Museo Nazionale zu Neapel« (das. 1872); »Die antiken Marmorbildwerke in der sogen. Stoa des Hadrian :c.« (das. 1874); »Terrakotten aus dem Museo Nazionale zu Neapel« (das. 1882); »Satyr- und Bakchennamen« (Halle 1880); »Dionysos' Geburt und Kindheit« (das. 1886); »Pariser Antiken« (das. 1887) u. a. Von 1876 bis 1888 gab er jährlich ein »Hallischcs Winckelmannsprogramm« mit einer archäologischen Abhandlung heraus.
^Heym, Karl Friedrich, um das Versicherungswesen verdienter Mathematiker, geb. 13. Aug. 1818 zu Leipzig, studierte an der Universität daselbst, war 1840-48 Amanuensis an der Sternwarte auf der Pleißenburg, 1848- -80 Lehrer der Mathematik an der Leipziger Thomasschule, auch Direktor der Versicherungsgesellschaft »Gegenseitigkeit und starb 26. Mai 1889. H. war ein sehr thätiger Mitarbeiter an Masius' »Rundschau der Versicherungen« und schrieb außerdem: »Über Grabekassen, ihre Einrichtung und Verwaltung« (Leipz. 1850); »Anfertigung der Rechnungsabschlüsse von Grabekassen und Krankenkassen«