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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kaiser Wilhelms-Land
^nnerlt hinein tauglich sind, fast vollständig mangelt.
Der Kaiser Wilhelm.Fluß hat eine von Deltabildung freie Mündung und Tiefenverhältnisse, welche den größten Schiffen gestatten, 120 Seemeilen hinaufzugehen, und unter 141" 50' östl. L. v. Gr. noch 3 m betragen. Andre Flüsse sind der Franzisla- und der Marlhamf/uß, welche auf der Westseite des Kuongolfs münden, der Vubui südlich von Finschhafen, der Vasiliskfluß bri Kap König Wilhelm, der Kabarang, Kolli, Gabenau und Wen in der Astrolabebai, der Ämafluß bei Kap Croissilles, endlich der Ottilien- und der Kaiserin Augusta-Fluß. Das Klima ist Europäern günstiger, als erwartet werden durfte. An der Küste ist die mittlere Jahrestemperatur 26" C., das Maximum 25", das Minimum 19" C., Fieber tritt aber überall auf. Die Regenmenge ist in den einzelnen Teilen sehr verschieden, am Fuß des Finisterregebirgcs 3836 mm, in Hatzfeldhafen ^021 mm.
Eine sich deutlich als solche kundgebende Regen- und Trockenperiode gibt es nicht Von Mineralien ist bisher nichts bekannt geworden, dagegen hat man auf den Purdyinseln, vier kleinen, unter 146" 10' östl. L. v. Gr. und 3' füol. Vr. gelegenen Eilanden, reiche Phosphatguanolager mit 35-36 Proz. Phosphorsäuregehalt entdeckt. Der Boden ist für Kulturzwecke vortrefflich geeignet, bei Finschhafen leidet derselbe infolge des porösen kristallinischen Untergrundes unter einem Mangel an Feuchtigkeit. Die Pflanzenwelt zeigt eine überraschende Üppigkeit und Fülle von Formen. Von 1000 m aufwärts bildet Wald die einzige Bodenbedeckung, in tiefern Teilen wechselt derselbe mit Grasland ab. Von den zahlreichen Nutzhölzern sind die Kaurifichte, das Takamakahol.z (^alopli Muin inopd Mam), das Duri-Duriholz ((^oi-äiü 8nl^0lslatH), Mallawa (I^sro car-M5 inäieu8),Bretterbaum(t1«!'jli6rli Uttoiaii») u. a. exportfähig, während andre vortreffliche Hölzer nur für den inländischen Bedarf sich eignen. Aromatische und gerbstoffhaltige Rinden, bez. Blätter und Früchte sowie Gespinst- und Harzpflanzen sind zahlreich vorhanden, Hauptölpflanze ist die Kokospalme. Die Tierwelt ist dagegen sehr arm. Von Säugetieren sind nur das Wild) chwein, das Wallaby, der fliegende Hund, der Euscus, das fliegende Eichhorn, eine kleine Buschratte vorhanden; Krokodile halten sich in den Mündungen kleiner.^üstenflüsie, häufiger in den großen Strömen des Nordens auf, die Schlangen sind klein und nicht giftig, Küsten und Flüsse sind fischreich, Seeschildkröten liefern Schildkrot, das nebst Perl-mutterschalen und den Bälgen schön gefärbter Vögel, wie der in drei Arten vorkommenden Paradiesvögel, allein ausgeführt wird. Die Neuguinea-Kompanie hat Haustiere aus Australien, Ponies auch aus Java eingeführt, die außer den Schafen sämtlich gut gedeihen.' Die Anpflanzungen von Taro, Banane, Ananas, Iams, Melonen, Kürbis, Eierfrucht, Tomate, spanischem Pfeffer, süßen Kartoffeln, Manihot, Papaya und Bohnen gedeihen vortrefflich, auch mit Mais, Durra, Jute und Erdnuß sind gute Resultate erzielt worden. Tabak hat man bei Hatzfeld-hafen gepflanzt. Diese Kulturen sind zumeist von Malaien besorgt worden, von denen man 100 aus Niederländisch-Indien eingeführt hat, da die Eingebornen von Neuguinea sich nur gelegentlich als Arbeiter verwenden, zu anhaltender Arbeit aber sich nicht bewegen lassen. Das Verhältnis zwiichen Eingebornen u. Ansiedlern war im Anfang fast allerwärts ein gutes, erst in letzter Zeit haben sich Zwistigkeiten eingestellt, namentlich in den Landesteilen nördlich von Hatzfeldyafcn, wo iogareiniqeindische Arbeiterermordetwur
den.
wesen, sondern sind in eine große Anzahl von Stämmen gesondert, die zuweilen 10-I1,zuwei'ennur2 Dörfer von je 50-1000 Einw. zählen. Die frühere Ansicht, daß die Dichte der Bevölkerung nach dem Innern zu abnehme, entspricht nicht den thatsächlichen Verhältnissen, vielmehr ist dieselbe im Innern oft zahlreicher als an der Küste. Die Stationen der Neuguinea-Kompanie sind Hatzfeldhafen, Konstantinhafen mit der Nebenstation Bogadjim (Astrolabebai), Finschhafen mit der Nebenstation Butaueng.
Die 1887 am obern Kaiserin Augusta-Fluß versuchsweise angelegten Stationen Zemp und Malu wunden später wieder aufgegeben. Haupt- und Zentralstation ist Finjch Hafen, wo der Landeshauptmann wohnt, Post- und Standesamt ihren Sitz haben und ein Hospital, Lagerhäuser, Gasthaus, Dampfsäge" mühlen, Viehhof mit australischen und ceylonischen Rindern, Schweinen, Ziegen, Hühnern, geräumigen Wohnungen für die Arbeiter aus Java und dem Bismarck-Archipel sich befinden. Auf der Insel Bilibili bei Konstantinhafen besteht in dem Dorf Bogadjim eine protestantische Missionsstation. Die Postverbindung wird durch eine von der Neuguinea-Kompanie auf eigne Kosten eingerichtete Damyserlimr hergestellt, welche bis vor kurzem zwischen Finschhafen und Cooktown in Queensland lief und Anschluß an die Dampfer der British India Steam Navigation Eo. hatte; seit Anfang 1889 ist an Stelle der australischen Fahrt eine alle sechs Wochen stattfindende Fahrt zwischen Fmschhafen und Surabaja (Java) getreten, anschließend an die nach Europa gehenden Postdampfer der Gesellschaft Nederland. Der Neuguinea^Gesellschaft wurden Verpflichtungen auferlegt, die man von andern Kolonialgesellschaften nicht verlangte; sie mußte einen Landeshauptmann anstellen, Richter ernennen uno besolden, eine Anzahl von Be Horden einsetzen u. a., so daß ihr mit der Errichtung und Erhaltung der Dampferlinie sehr große Lasten erwuchsen. Sie hat daher sich bewogen gesehen, die Übernahme der Verwaltung durch das Reich nachzusuchen. Seit 1.Okt.188^istdemzufolge ein kaiserlicher Kommissar an die Stelle des vishengen Landeshauptmanns getreten, dem noch einige Beamte beigegeben sind. Die lokale Verwaltung lst in den Händen der Neuguinea - Kompanie geblieben auf Grund eines zwischen dem Auswärtigen Amt und der Gesellschaft jährlich zu vereinbarenden Etats in der Weise, daß die Ausgaben der örtlichen Verwaltung aus den Einnahmen gedeckt werden, Etatsüberschreitungen von der Gesellschaft zu tragen sind, Ersparnisse und Überschüsse ihr zugute kommen. Das ganze Schutzgebiet mit Einschluß vom Bismarck-Archipel und den nördlichen Salomoninseln ist in den Weltpostverein aufgenommen und das Land Ansiedlern eröffnet worden, welche nicht nurgrößere Grundstücke erwerben können, sondern auch kleinere für Handwerker und Gewerbtreibende. Man hofft dadurch die zur Besiedelung der Insel geeigneten Elemente der Deutschen Australiens nach Neuguinea und dem benachbarten Archipel herüberzuziehen.
Das Gebiet der Neuguinea-Kompanie war, bis dieselbe das Land in Angriff nahm, wenig bekannt.
Nicht einmal die Küste ln ihrer vollen Ausdehnung war festgelegt worden. Zwar hatte der Russe Micklucho-Maclay 1871 -72 an der Küste der Astrolabebai die dortigen meteorologischen Velhältnisse, Sprache und Sitten der Eingebornen studiert, auch die KW? auf 20 km nach beiden Seiten hin besucht, aber er veröffentlichte wenig üdcr seine Beobachtungen.Finsch