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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Karl - Kartell
dener Gegner Preußens. Seinen Einfluß am Hof suchte er daher für eine klerikale antipreußische Politik geltend zu machen, jedoch auch auf diesem Gebiet erzielte er keine großen Erfolge. Dagegen machte er sich durch seine Fürsorge für'die Kunst verdient. Gelegentlich vertrat er den Kaiserbeider Abstattungvon Besuchen an auswärtigen Höfen. Durch den Tod des Kronprinzen Rudolf (30. Jan. 1889), der keinen Sohn hinterließ, wurde K. der nächste zum Thron. Wennauch nicht anzunehmen ist, daß ernach seinem bloß drei Iahre ältern Bruder noch als Kaiser folgen werde, so wird doch einer seiner Söhne dereinst den Thron besteigen, auf den sie sogar bei Lebzeiten des Kronprinzen Rudolf, falls derselbe keinen Sohn bekam, Aussicht hatten. K. war in erster Ehe vermählt mit der Prinzessin Margarete von Sachsen, die 1858 kinderlos starb; dann heiratete er 1862 die Prinzessin Annunciata von Sizilien, die ihm vier Kinder gebar und 1871 starb; seit 1873 ist er mit einer Tochter des Prinzen Miguel von Portugal, Erzherzogin Maria Theresia, vermählt. Der älteste Sohn, Erzherzog Franz Ferdinand, geb. 18. Dez. 1863 zu Graz, tratl 876 in die Armee u. ist jetzt Oberstleutnant im Infanterieregiment Nr. 102; derselbe erbte nach dein Tode des letzten Herzogs Franz V. von Modena (1875) den Namen Este und das enorme Vermögen dieser Linie des Kaiserhauses. Zum Stammhalter des Hawes war aber eigentlich der zweite Sohn, Erzherzog Otto Franz Joseph, geb. 21. April 1865 zu Graz, ausersehen, der 1886 mit der Prinzessin Maria Josepha von Sachsen vermählt wurde; er ist Rittmeister im 6. Dragonerregiment in Brunn, gab aber durch seinen Lebenswandel wiederholt Anstoß.
"76) K. I. Ferdinand Ludwig 2c., König von Portugal, Herzog zu Sachsen, geb. 28. Sept.
1863, ältester Sohn des Königs Ludwig 1. und seiner Gemahlin Pia, erlangte in der Armee den Rang eines Oberstleutnants, in der Marine den eines Fregattenkapitäns, vermählte sich 22. Mai 1886 mit der Prinzessin Amalie, Tochter des Grafen von Paris, und folgte seinem Vater 19. Okt. 1889 als Köni^ von Portugal. Sein ältester Sohn ist Kronprinz Louis Philipp, geb. 21. März 1887.
-Karl, 1) Alexander, Abt von Melk, geb. 19. März 1824 zu Gmünd in Niederösterreich, studierte Theologie, wurde 18-l9 zum Priester geweiht, dann zum Professor der Moraltheologie und der griechischen Sprache am Stiftsgymnasium zu Melk und 1886 zum Novizenmeister und Klerikerdirektor ernannt.
Dann war er Pfarrer m Wullersdorf bei Ober-Hollabrunn. 1875 wurde er zum Abt des Benediktinerstifts zu Melk gewählt und 1876 in das Herrenhaus berufen; auch ist er Mitglied des niederösterreichi' schen Landtags. In beiden Körperschaften schloß er sich der Verfassungspartei an; er ist einer der wenigen höhern Geistlichen, welche noch deutsch und liberal gesinnt sind.
^2> Engelbert, Schauspieler, geb. 5. Mai 1841 zu München, begann seine theatralische Laufbahn mit 19 Jahren bei Max Schweiger daselbst und setzte sie dann als Darsteller im komischen Fach in Regensbürg, später am Aktientheater in München fort, ging 1869 ans Josephstädter Theater nach Wien und fand hier bald warme Anerkennung. Der Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs entzog K. seiner bisherigen Thätigkeit, die er indessen nach dem Feldzug als Regisseur in Graz wieder aufnahm. Kurze Zeit nachher, und nachdem er fich mit der Tochter des Kammersängers Kmdermann in München verheiratet hatte, nalim K. ein Engagement als Regisseur und Lokaldich ter am Dresdener Residenztheater an, wirkte fünf Jahre später als Charakterkomiker in Breslau und folgte dann von hier einem Ruf an das Hoftheater zu Dresden, wo er 1879 die Leitung des Residenztheaters übernahm, die er noch jetzt führt. Durch geschickte Pflege von Posse, Operette und Volksstück hat K. diesem Institut eine sichere Grundlage des Gedeihens
geschaffen.
Karlsfeld, Irrenanstalt, s. Brehna < Bd. 3).
-Karlshof, Anstalt für Epileptische und Arbeiterkolonie, s. Rastenburg (Bd. 13).
Karoline, 4) K. Marie, Königin vo n N eapel.
Vgl. Jeaffreson, 'Id6 <iu^6n ot'^apieu anä I^ord ^6l8on (Lond. 1889, 2 Bde.).
"Karolineinsel, Insel in der Manahikigruppe des Stillen Ozeans, eine Laguneninsel von 5,5 ykm Umfang, größtenteils ein Riff aus Sand und Korallenfelsen, das bei jeder Ebbe entblößt, bei jeder Flut größtenteils überschwemmt wird. Auf ihm liegen neun gut bewaldete Inseln, deren Bestand an Kokospalmen durch Anpflanzung noch vermehrt ist. Besonders am Südostende ist die Vegetation eine üppige.
An der Ostseite bildet ein Riff mit der leicht gekrümmten Insel bis auf einzelne tiefe Kanäle ganz seichte Lagunen. Die Insel wurde bereits vor längerer Zeit von England in Besitz genommen und diese Besitzergreifung in neuester Zeit wiederholt.
Kärolni, Graf Aloys, österreich.Gesandter, nahm im Juni 1888 seine Entlassung als österreichisch-ungarischer Botschafter in London und starb 26. Dez.
18«9 auf seiner Besitzung Stampfer in Ungarn.
Karscha, Stadt in Bochara, an dem gleichnamigen Steppenfluß, 150 km südöstlich von der Stadt Bo< chara, mit einem Palast des Emirs, einem Nazar, einer Citadelle mit 10 m hohen Lehmmauern, gepflasterten Straßen, einer öffentlichen, von Silberpappeln beschatteten großen Promenade, einem Umfang von 9 km und 25,000 Eimv., welche Waffen und Messerwaren anfertigen, die bis nach Persien und Arabien gehen, sowie kunstvoll ziselierte und mit Silber eingelegte Kupferwaren und schöne Nassertannen. Die Einwohner von K. stehen im ganzen Chanat wegen ihres guren Geschmacks und ihrer Intelligenz in Ruf. In der Umgegend wird viel Tabak gebaut, der weithin versandt wird. Tamerlan hatte bei K. einen Palast, später ließen die uzbekischen Chane in der Stadt selbst einen Palast erbauen, der seitdem Lieblingsresioenz des Emirs von Bocharawar.
^Kartell, das Bündnis, welches die drei regierungsfreundlichen Parteien des deutschen Reichstags, die Deutschkonjervativen, die Reichspartei und die Nationalliberalen, nach der Auflösung des Reichstags wegen Ablehnung des Septennats (14. Jan. 1887) für die Neuwahlen schlössen, bei welchen in denjenigen Wahlkreisen, in welchen bisher ein Mitglied der drei ^artellparteien im Besitz des Mandats gewesen war, dieser oder ein Ersatzmann desselben gewählt werden und in den andern Wahlkreisen eine Einigung der drei Parteien über einen gemeinsamen Kandidaten erfolgen sollte. Die Kartellparteien errangen bei der Wahl vom 21. Febr. 1887 die Mehrheit (217 gegen 17.'1 Stimmen) und sicherten hierdurch nicht nur die Genehmigung des Septennats, sondern auch der andern Regierungsvorlagen, wie der Mehrforderungen für Rüstungen, des Alters- und Invalidenversorgungsgesetzes, der Branntweinsteuer, der Kololnalvorla. gen u. a. Das K. wurde von dem Zentrum und den Demschfreisinmgen aufs heftigste angegriffen, aber auch ll<m dem äußersten Flügel der Konservativen, der Kreuzzeitungspartei unter Hammerstein und Stöcker,