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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kasalinsk - Kaschmir
zugleich die überstehenden Pappteilo fort, so daß die > Schachtel fertig aus der Forni hervorgeht. Bei Schachteln mit Deckeln werden letztere auf gleiche Weise erzeugt und nur die Unterteile mit einein eingeklebten .^als versehen, über den der Deckel paßt. Vielfach werden anch sowohl Unterteil als Deckel gerändert, d. h. an den zusammenstoßenden Rändern auf einer drehdankartigen Maschine mit schmalen Blechstreifen eingefaßt, die vorher auf einer Stanze schon U-förmig gebogen wurden. Wenn auch auf dem Weg des Presiens aus einem Stück Pappe unzählige Gegenstände / Schachteln, Teller, Schalen,Atrappen2c.)mit ebenso vielfacher Verzierung (Imitation von Strohgeflecht, Hirschhorn, Leder 2c. sowie Prägungen aller Art! Schriften, Wappen u. dgl.^) massenweise fabriziert werden, so ist doch eine zweite Art der Fabrikation von mindestens ebenso großer Bedeutung, da die großen und eckigen Schachteln aus mehreren Teilen zusammengefügt werden müssen, was allerdings nicht ausschließt, das; man die einzelnen Teile selbst (Böden, Deckel:c.) durch Pressen erzeugt. Der Grundgedanke dieser Fabrikation besteht entweder darin, daß sämtliche Seitenstücke nach Form und Größe zugeschnitten und an den Kanten miteinander verbunden werden, oder daß man die Papptafel nach bestimmten, der Form entsprechenden Linien einritzt, nach diesen aufbiegt und an den zusammenstoßenden Kanten vereinigt.
Das Zuschneiden der Pappe erfolgt in beiden Fällen fast immer auf Kreisscheren von der Einrichtung, daß auf zwei parallelen, übereinander liegenden, horizontalen Wellen mehrere (2 - 10) Paar'Kreismesser in verstellbaren Abständen angebracht sind, um gleichzeitig ebensoviel Scheiden oder Streifen zu schneiden, indem die Papptafeln, an Linealen geführt, von einem Walzenpaar durch die sich drehenden Kreismesser hindurchgeschoben werden. Zum Ritzen bedient man sich der Ritzmaschine, welche dem Wesen nach aus einer glatten Tischplatte besteht, über welcher Ritzer so verstellbar gelagert sind, daß die unter denselben durchgezogenen Pappen die zum Einbiegen erforderlichen Einkerbungen erhalten. Als Ritzer dienen entweder kreisrunde Stahlscheiben mit zwei unter 90'zusammenstoßendenRandflächen, oder ebensolche Scheiben als Fräsen konstruiert und wirkend, oder V-förmig gekehlte Stähle. Da die Durchführung der Pappen durch die Ritzmaschine ausgleiche Weise erfolgt wie bei den Kreisscyeren und die Ritznuten fast stets den Kanten der Pappen parallel laufen, so hat man Scher- und Ritzmaschine vielfach vereinigt, um mit einem Ti'rchgang sowohl das Ritzen als Zerschneiden auszuführen. Nach dem Ritzen kommt eine besondere Eckenausst 0 ßmaschine zur Anwendung, welche mit winkelförmigen, auf- und abwärts bewegten Messern die Eckstücke abschneidet, die beim Umbiegen der Seitenwände an jeder Ecke eine doppelte Lage bilden würden.
Auf solche Weise vorbereitet, werden die Pappstücke zu Kasten, Schachteln 2c. zusammengefügt und zwar entweder durch Aufeinanderleimen besonders angeritzter Flügelstücke, oder durch Aufkleben von Leinwand-. Papier- und Lederstreifen, oder durch Zusammenheften mittels Drahtstifte oder Blechklammern. Letztere Verbindungsart ist für die Massenfabrikation von größter Bedeutung geworden, da sie nut besondern Maschinen zur Ausführung gelangt. Das Prinzip diefer Kartonheftmaschine ist dasselbe, nach welchem die Vuchheftmaschine (s.Puchbinden, Bd. 17) konstruiert ist. Zur Unterstützung der zu vereinigenden Blätter dient ein dachförmiger
Amboß, an dessen oberer Kcnto die Blätter zusammengestoßen werden. Ein unlen dreieckig ausgeschnittener, mittels eines Fuß--^7_^--trittes oder Exzenters angetriebener Hammerschlägtdie Klammern '"> M>
dann so ein, daß sie die in neben, stehender Figur sichtbare verbindende Lage erhalten. Die Draht- ^, '.-, l W klammern werden dabei aus platt- M
gedrücktem Stahldraht gewöhnlich ^
von der Heftmaschine selbst unmittelbar hergestellt, während man die aus etwa 10 mm breiten, an beiden Längskanten sägezahnartig ausgezackten Blechklammern auf besondern Durchstoßmaschinen in langen Streifen anfertigt und für den Gebrauch in passende Längen zerschneidet. Einzelne Blechs anunnnhest-Maschinen besitzen die Einrichtung, mittels welcher von dem gezackten Vlechband nur je ein Stück von einer Zackenbreito abgeschnitten und in die Pappen eingestochen und umgeschlagenwiro. In vielen Fällen treten bei der K. mit Beibehaltung derselben Grundsätze andre Vorrichtungen in Thätigkeit. Bei cylinderförmigen Gefäßen z. V. biegt man die Pappe aus einer Walzenbiegmaschine wie Blech, schneidet die Böden aus einer Rundschneidkreisschere und wählt zum Heften Cylinderflächen sür Amboß und Hammerauf Bördelmaschinen lassen sich Wulste und Verzierungen, auf Pressen nachträglich in Deckeln Ausbauchungen hervorbringen 2c. Eine äußere Ausstattung durch Einfassungen und Bordüren geht gewöhnlich dem Zusammenheften voraus, indem die durch Zuschneiden und Ritzen vorbereiteten Tafeln unter Druckrollen hingeführt werden, welche entsprechende Streifen von Gold-, Silber- oder Buntpapier aufkleben oder mit Zuhilfenahme liegender Falz- und Druckrollen ihre Kanten einfassen.
Bemerkenswert sind die in neuester Zeit aufgekommenen Ersatzstoffe für Leder, Pergament, Elfen! bein, Schildpatt, Perlmutter :c., welche in der Regel aus Papiermasse (sogen japanisches Leder aus den Fasern des Maulbeerbaums) oder Leimmasse (künstliches Schildpatt) bestehen. Derbrauchbarfte Stoffzur Nachahmung von Elfenbein ist jedoch das Celluloid, da demselben in täuschendster Weise die Färbung und Äderung des Elfenbeins gegeben werden kann, und da es bei etwa 1^5" sich formen, walzen, pressen und! mit einer Löjung von Schellack und Kampfer in Spiritus auf Pappe auskleben läßt.
^ Kasaliust, Stadt und Festung in der Provinzj Sir Darja des russ. Generalgouvernements Turki, 'stan, an der Kasala, einem Zweig des S^r Darja, mit einem großen Bazar und (i8^sW27 Einw. Die! Festung ist strategisch sehr wichtig, da sie Zugleich die Zugänge zum Aralsee, das untere Thal des Sir Darja und die Straßen von Chiwa und Orenburg beherrscht. Die Russen machen große Anstrengungen, die frühere Fruchtbarkeit und starte Bevölkerung des Bezirks von K. durch Wiedereröffnung der alten verfallenen Bewässerungskanäle wiederherzustellen.
Kaschmir. Den Thron von K. bestieg 12. Sept.
1885 Pertab Singh. Derselbe wich von der Gewohn heit seiner Vorfahren ab, ein Mitglied der Familie,
! welche seit langer Zeit ein Anrecht hierauf besaß, zmn
Dewan (leitenden Minister) zu ernennen, und machte
^ einen bengalischen Brahmanen zum Minister. Da
! diejer sicy bald unmöglich machte, berief Pertab Singh
1887 ein begabtes Mitglied der berechtigten Familie
als Dewan, setzte ihn aber wieder ab und übertrug
das Amt einem ganz unbefähigten Mann aus der
Familie, der große Unordnungen im Beamtentum