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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lolo - Lombard
verschließt, ist die Anzugskraft im ersten Augenblick dieselbe, sinkt jedoch beim öochdruckkolben alsbald, weil der Gegendruck vom Verbindet her rasch wächst, während beim Niederdruckkoloen die volle Wirkung erst eintritt, nachdem die Spannung im Verbindet eine entsprechende Höhe erreicht hat 'Außerdem bedürfen solche Lokomotiven einer Einrichtung, durch welche der Raum hinter dem Hochdruckkolben bei denjenigen Kurbelstellungen, bei welchen der Dampfschieberdie Einströmung verschlossen hält, mit Dampf gefüllt wird, damit der Gegendruck im Receiver diesen Kolben nicht rückwärts treibt und so beide Kolben einander entgegenwirken. Die Compoundlokomotive dagegen, bei welcher der Niederdruckcylinder denn Anfahren gegen den Receiver abgeschlossen wird, so daß der zum Antreiben des Niederdruckkolbens beim Anfahren dienende Dampf vom Verbindet abgesperrt wird, also der Bewegung des tzochoruckkolbens n'cht entgegenwirkt, stehen in betreff der Kraft beim Anziehen den gewöhnlichen Lokomotiven gleich, da beide Kolben ohne Gegendruck bleiben. Die Änfahrvorrichtungen ohne Abschlußvorrichtung sind erfahrungsmäßig nicht geeignet, eine zum Anfahren mit Sicherheit ausreichende Zugkraft zu erzielen. Deshalb ist es zweckmäßig, bel Compoundlokomotiven Anfahrvorrichtungen mit Abschlußoorrichtung anzubringen.
Vei der Anfahrvorrichtung von Borries wird zwischen dem großen Cylinder und dem Receiver ein Abfchlußventil angebracht, welches beim Anfahren den Zutritt des dem großen Cylinder durch eine enge Öffnung zugeführten direkten Dampfes in den Receiver hindert. Dabei wird die Spannung des dem großen Cylinder zugeführten Dampfes so weit verringert, daß der Druck auf seinen Kolben gleich dem durch die unverminderte Dampfspannung auf den kleinen Kolben ausgeübten Druck ist, so daß das Aw fahren mit genau derselben Kraft vor sich geht wie bei einer gewöhnlichen L. Nach dem Beginn der Bewegung tritt der Dampf aus dem kleinen Cylinder in den Receiver so lange über, bis der Druck daselbst demjenigen im Schieberkasten des großen Cylinders gleich geworden ist, worauf sich das Abschluhventil selbstthätig öffnet und die Verbindung zwischen beiden Cylindern herstellt. Zugleich wird durch die Bewegung des Ventils der Zufluß des direkten Dampfes zum großen Cylinder abgesperrt, so daß die L. nunmehr als Compoundlokomotive weiter arbeitet. Bei
Nnfahrvorrichtung von Borries. - dem in der Figur dargestellten Ventil ist der Stutzen a. mit dem Receiver, der Stutzen d mit dein Schieberkasten des großen Cylinders, die enge Öffnung bei e mit dem Absperrschieber (Regulator) verbunden.
Beim Anfahren mit geschlossenem Ventil v gelangt durch e und b Dampf von verminderter Spännung in den großen Cylinder, nicht aber durch a in den
Receiver, so daß der kleine Kolben keinen Gegelldruck erhält. Erst wenn nach dem Anfahren der Druck bei Ä demjenigen bei d gleich geworden ist, öffnet sich das Ventil und schließt gleichzeitig, indem sich der kleine Ventilkegel d auf seinen Sitz 6 legt, den Zufluß oes direkten Dampfes ab. In dieser Stellung wird das Ventil durch den auf den Nmgquerschnitt der Stange t nach außen wirkenden Dampfdruck festgehalten. Das Schließen des Ventils v vor dem Anfahren geschieht durch den Lokomotivführer mittels eines neben dem Steuerungsbock angebrachten Hebels. Die Anzahl der nach dem System v. Borries erbauten Lokomotiven wächst von Jahr zu Jahr, wie aus folgender Übersicht hervorgeht. Es waren im Betrieb am Ende der Jahre
1880:
2 c 3tück 1883: 14 Stück 1886: 56 Stück
1881:
2 1>84: 18 1887: 10)
1882:
4 1885: 48
1888 waren 124 Stück im Bau und Betrieb. Diese verteilen sich auf die königliche Eisenbahndirektion inHannovermit14Schnellzuglokomotiveu,21Güterzuglotomotioen und 12 Omnlbuslotomotiven; die königliche Eisenbahndirektion in Bromberg mit 5» Güterzuglokomotiven; die königliche Eisenbahndirektion in Frankfurt a. M. mit 2 Personenzuglokomotiven; die königlich Sächsische Staatsbahn nur 11 Güterzuglokomoiioen und 7 Schnellzuglotomoti ven; die königlich württembergische Staatsbahn mit
10 Schnellzuglokomotiven', die kaiserliche Reichsbahn in Elsaß - Lothringen mit einer Schnellzuglokomotive; die Great-Easternbatin in England mit 11 Schnellzug lokomotiven; dle North-Easternbahn in England mit
11 Schnellzuglokomotiven und 11 Güterzuglokomotiven; die Westbahn in Argentinien mit 2 Personen zuglokomotiven; die Entre-Riosbahn in Argentinien mit einer Güterzuglolomotive;die Buenos Ayres- und Rosariobahn mit einer Personenzuglokomotive, und die Bengal, -Nagpurbahn in Indien mit einer L. für gemischten Dienst. Die rasche Zunahme der Verbreitung dieser L. ist durch ihre guten Eigenschaften begründet.
Der Brennmaterialverbrauch hat sich auf fast sämtlichen genannten Bahnen mit bemerkenswerter Gleichmäßigkeit um 15-^l) Proz. geringer als derjenige gewöhnlicher Lokomotiven gleicher Gattung ergeben, während sich die Leistungsfähigkeit je nach der Fahrgeschwindigkeit um 5 - 50 Proz. höher stellte. Die Ersparnis an Speisewasser übertrifft die Brennmaterialersparnis zum Teil erheblich, welcher Unistand namentlich bei der Benutzung von T^ndermaschinen auf langen Strecken von großem Wert ist. Diegrößere Leistungsfähigkeit der Compoundlokomotiven hat auf mehreren Bahnen zur Beseitigung der bisher für schwerere Schnellzüge erforderlichen (den V. trieb sehr verteuernden) Vorspannleistungen geführt. Die Unterhaltungskosten der Verbundlokomotiuen haben sich in keinem Fall höyer, bei Schnellzug'Compoundlokomotiven sogar mehrfach geringer als diejenigen gewöhnlicher Lokomotiven ergeben.
*itolo, zu den Lohitavölkern gehörige Aboriginer in den chinesischen Provinzen Setschuan, Jünnan und Kueitschou, namentlich in der erstgenannten, die früher eine weit größere Verbreitung hatten, aber von den Chinesen in die rauhern Gebirgsgegenden Zurückgedrängt wurden und jetzt nur noch in vereinzelten Gruppen wohnen. Sie sind fast sämtlich Ackerbauer, zugleich geschickte Jäger, auch betreiben sie in Jünnan Bergbau und sind als gute Waffenschmiede
bekannt.
^Lombard, Johann Wilhelm, preuß.Kabinettsrat, geb. 1. April 17K7 zu Berlin aus einer Nefugie-