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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sedgwick - See (Seenbildung)
Scdgwick, 1) Adam, Geolog. Vgl. Clark und Hughes, ^it6 aiiä lettera ol tito I^6V. ^ä^m 8.
sLond. 189^, 2 Bde.).
Eee (hierzu Tafel »Seebildungen«). Die stehenden Gewässer des Festlandes bieten in Bezug auf Gestalt, Umfang und Areal der Wasserfläche, Beschaffenheit der Ufer, Wassermenge, Temperatur des Wassers und den Wechsel derselben mit den Jahreszeiten, Färbung, Durchsichtigkeit und Betrag der chemisch gelösten Bestandteile im Wasser die mannigfachsten Unterschiede. Neben den klimatischen Verhältnissen sind für alle diese Erscheinungen in erster ^inte die Umstände matzgebend, welche zur Entstehung eines Seebeckens Veranlassung gegeben haben. Je nach den Ursachen der Bildung lassen sich die Seebecken in drei Hauptgruppen einteilen: 1) Konstruttions- oder orographische Becken, d. h. solche, welche den gebirgsbildenden Vorgängen ihre Entstehung verdanken; im weitern Sinn kann man zu dieser Klasse von Seen auch diejenigen rechnen, welche durch Äußerung der seismischen und vulkanischen Kräfte des Erdümern hervorgerufen sind. 2) Destruktions- oder Erosionsbecken. Die Wirkung des mächtigsten erodierenden Faktors, des fließenden Wassers, kommt hierbei nicht in Betracht, nur durch freien Fall vermag Wasser vermittelst Scheuersteine Höhlungen von geringem Umfang zu erzeugen, viel wirksamer erweisen sich Wind und unter "Umständen Gletschereis. 3) Obstruktionsbecken, durch Abdämmung oder Einschließung entstanden.
Je nach der besondern Entstehungsart zerfällt jede der drei Gruppen wieder in eine mehr oder minder große Anzahl von Unterabteilungen, die am zahlreichsten bei der dritten Klasse verlöten sind. Die Entstehung von solchen Abdämmungs- oder Abgliederungsbe Äen ist am leichtesten zu erklären. Durch Dünen oder Einschwemmung von Sinkstoffen aus einem Fluß werden kleinere Meeresbuchten teilweise oder ganz vom Zusammenhang mit dem offenen Meer abgeschlossen und in Seen verwandelt, deren anfängliches Salzwasser im ^!auf der Zeit ganz aus gesüßt werden kann. Hierher gehören als die bekanntesten Beispiele die Haffe der Ostsee, überhaupt die an Flach- und Dünenküsten so häufigen Lagunen, anderseits die Seen in den Deltabildungen größerer Flüsse, wie z. B. des Nils. Auf einen ähnlichen Vorgang sind die Fjordseen Zurückzuführen, welche lediglich durch Abdämmung einer jener langen, tiefen und schmalen Buchten entstanden sind, welche den Steilküsten Norwegens, Schottlands, der Westküste Nordamerikas und Patagoniens so eigentümlich sind.
Baut sich quer gegen ein Flußthal ein naturlicher Damm auf, sei es durch einen Bergsturz, durch das Vorschieben von Schutthalden von den entgegengesetzten Thalwänden gegen die Thalmitte oder durch Anschwemmung eines Schuttkegels aus einem Seitenthal, so wird ein Becken gebildet, in welchem sich das Wasser zu einem S. aufstauen kaun. Dieser Prozeh spielt sich besonders häufig in Hochgebirgsthälern ab, weil hier jene Kräfte am wirksamsten in Thätigkeit sind Nicht selten geschieht es auch. daß das Hauptfluhthal sein Bett schneller erhöht als ein seitlich einmündender Zufluß, so daß letzterer abgedämmt wird. In ähnlicher Weise wie durch Flußanjchwemmungen können auch durch Gletscher und deren Moränen Thäler abgesperrt und unter Wasser gesetzt werden.
So entstand im Staat Wisconsin in Nordamerika der Teufelssee, indem durch das von den Gletschern der Eiszeit abgelagerte Moränenmaterial ein alter Lauf des Wisconsin Riaer abgedämmt und in
einen S. verwandelt wurde. Auf der beigegebenen Abbildung (vgl. Tafel, Fig. 2) schließen die Felsen im Vordergrund und die steile Wand an der linken Seite das alte Flußbett ein, während die sanft gewellten, niedrigen Höhen im Hintergrund die Moränenzüge darstellen, die sich quer gegen den Flußlauf legten. Unter den Eisdammseen ist der bekannteste der Märjelensee, der durch den Aletschgletscher gebildet wird. Von Zeit zu Zeit findet, sobald dac» Waffer sich in dem Eis die nötigen Abzugslanäl^ geschaffen hat, eine Entleerung unter den Gletscher hin stait, wodurch unter Umständen in den tiefern Thälern schwere Verwüstungen angerichtet werden.
In vulkanischen Gegenden finden sich sehr zahlreich Exvlosions- und Kraterseen. Die Krater erloschener Vulkane füllen sich mit der Zeit mrt Wasser an und bilden meist kreislärmige Seen. Die Explosionskrater (Maare) sind heute ebenfalls in Seen verwandelt.
Das bekannteste Beispiel derselben bietet der Laacher S. in der Eifel. Als tektonische Seen bezeichnet man alle diejenigen Becken, welche mit dem innern Gebirgsbau in einem genetischen Zusammenhang stehen. Faltungen, Verwerfungen und Einbrüche sind die drei hauptsächlichsten Äußerungen der gebirgsbildenden Kraft der Erde, die auch am meisten Veranlassung zur Seenbildung geben. So liegt da^ Tote Meer in einer solchen mächtigen Versenkung, wahrscheinlich gehören auch die Kanadischen Seen in diese Klasse der orographischen Seen. Außer den aufgeführten Seentypen gibt es aber noch eine große Reihe von Seebecken, welche sich auf keine der beiden bisher besprochenen Ursachen ungezwungen Zurückführen lassen. Es sind vor allen die Seen der Al ^ pen und ihres Vorlandes, über deren Entstehung die Ansichten noch weit auseinander gehen. Es lassen sich zwei Anen von Seen in dem genannten Gebiet unterscheiden: 1) Hochgebirgsseen, 2)Nand < und Vorlandseen. Unter den letztern gibt es eine Menge kleiner Seen, welche auf dem alten Moränen-Material der eiszeitlichen Gletscher liegen und nur Vertiefungen zwischen den unregelmäßigen Anhäufungen auefüllen: sie sind echte Moränenseen. In der Verbreitung der Hochgebirgsseen ist eine direltc Abhängigkeit derselben vom Gebirgsbau oder von bestimmten geologischen Formationen nicht immer zu erkennen. Sie treten in zwei typischen Formen auf, als Zirkus- und Thalseen, von denen die letztern meistenteils Abdämmungsgebilde sind, während die Zirkusseen an die Verbreitung der Thalzirten ge^ knüpft sind und echte Felsbecken bilden. Die obern Abschnitte mancher Thäler zeigen nämlich häufig eine ganz bewndere Form: Anstatt mit einer allmählich immer schwächer ausgeprägten Rinne gegen den Ge birgskamm auszulaufen, enden sie am Fuß von Steilwänden, die sich mehr oder weniger halbkreisförmig zusammenschließen. Diese sogen. Kare ge hören zu den charakteristischten Eigentümlichkeiten der Kalkalpen. Die Abhängigkeit der Bildung solcher Kare von tektonischen Vorgängen innerhalb des Gebirges ist besonders deutlich im Soierngeviet des Karwändelgebirges ausgedrückt. Wie die Thäler im allgemeinen, so wurden auch die Kare im vesondern durch Faltenbildung hervorgerufen. Mächtige Versenkungen, welche an V^rwersungsspalten vor sich gingen, haben einzelne Thalabschnitte im Verhältnis zu andern so tief herabgedrückt, daß sie in Seebecken verwandelt wurden, falls die Erosion rncht u^ ^5 Faltung gleichen Schritt hielt und die Absperrung überwand. Das ist der Fall im Soiernkessel (vgl.
Tafel, Fig. I), in dessen Grund die Soiernseen lie-