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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Spinnerei - Spiritus
oder.es werden Vorrichtungen angewendet, welche das Öffnen der Deckel an den Schlagmaschinen nur während des Stillstandes gestatten. Die hierher gehörige Konstruktion von F. Lejeune ist in Fig. 1 und 2 dargestellt. An dem Deckel ä ist der Bolzen d, an dem Deckel äi der gebogene Arm b; befestigt. Veide, !) und di, sind durch die vortretenden, zu einem Stück l) verbundenen Nasen n und iii gegen Bewegung ge-! sichert, so daß der Deckel in der gezeichneten Stellung des ^>icherheitsdaumens V nicht geöffnet werden kann. Der Daumen kann infolge seiner zweiseitigen Wirkung nicht gedreht, sondern nur in der Richtung der Welle >v verschoben werden, auf welcher er mit der Nabe a lose aufsitzt. In der Nähe dieser Nabe befindet sich die auf der Welle festgekeilte Scheibe ^ mit dem nach einer Seite abgeschrägten Zahn ^, ^, welcher in einen entsprechenden Ausschnitt der Nabe ^ paßt. Solange sich die Welle mit der Scheibe ^ 5reht, kann der Daumen v nicht verschoben werden, iveil bei der außerordentlich hohen Umdrehungszahl der Welle ^v^v der Arbeiter die übereinstimmende Stellung von Zahn und Ausschnitt nicht zu finden l vermag. Auch würde das nichts helfen, da der Zahn ! den Daumen mittels der erwähnten schrägen Fläche sofort wieder zurückschieben würde. Erst wenn die Welle in Ruhe versetzt und Daumen und Zahn in die richtige gegenseitige Lage gebracht sind, kann der Daumen verschoben und die Schlagmaschine geöffnet werden. Eine Bewegung der Welle hat sofort wieder die Verschiebung des Daumens zur Folge. Die Zusührungswalzen werden zweckmäßig ebenso wie bei den Wölfen versichert. Bei den Krempelmasch inen ist die in kurzen Zwischenräumen erforderliche Wegnahme des Wollschmutzes während des Betriebes nur mit großer Gefahr ausführbar, da die Hand des Arbeiters leicht von der mit 500 Umdrehungen pro Minute laufenden Wendewalze ^v^v (Fig. 3), welche mit scharf zugeschliffenen Stahldrahtkratzen beschla- ^^
gen ist, erfaßt werden kann. / X"""^x ^^^ In vielen Fabriken ist daher ls O zum Schutz der Arbeiter die vv />, ^ Einrichtung getroffen, daß
die Wegnahmedes Schmutzes
Fig. 3. Dietrichs Fangkorb für Walzenkrempel.
von dem zur Aufnahme desselben vor der Wendewalze angebrachten Tisch nur beim Stillstand der Maschine erfolgen darf. Das hat aber ein oftmaliges Anhalten der Maschine und erheblichen Arbeits'uerlust zur! Folge. Der von Dietrich angegebene Fangkorb für! die Abfallstoffe der Walzenkrempel (Fig. 3) soll die Gefahr beim Wegnehmen derselben beseitigen. Durch ! Köcher in dem Schutzblech d ist während des Betrie- ^ bes des Krempels die Anhäufung des Wollschmutzes ! auf dem Tischblech o stets bemerkbar und sonnt auch zu ersehen, wann eine Entfernung desselben nötig Mcvers Koi!v.-5.'mkcm. 4. Aufl,. XVII Bd.
ist. Hierzu legt der Arbeiter mit der Hand das um a drehbare Schutzblech d in der Pfeilrichtung um und zieht dadurch gleichzeitig das durch die Gelenkstaw gen 6 mit d verbundene und in Führungen auf der Unterplatte ä gleitende Tischblech c derart zurück, daß, wie in der Figur punktiert angedeutet ist, die Bleched und e eine Fläche bilden. Jetzt kann das Tischblech, da es von der Wendewalze etwa 15 cm entfernt ist, während des Ganges der Maschine leicht, schnell und ohne jede Gefahr gereinigt sowie durch Zurü Ma^eil von d der Wendewalze wieder genähert werden. Im übrigen müssen alle die Vorsichtsmaßregeln getroffen werden, welche bei Räderwerken 2c. zur Sicherung der Arbeiter erforderlich sind (s. Räderwerke, Bd. 17). -Zur Litteratur: Hentschel, Praktischem Lehrbuch der Kammgarnspinnerei (Stuttg. 1889).
Spiritus. Der durch Destillation der'weingaren Maische erhaltene Rohspiritus von W Proz. ist regelmäßig mit Fuselöl und andern flüchtigen Gärungsprodukten verunreinigt. Er wird nur in geringer Menge zur Darstellung von Trinkbranntwein benutzt, vielmehr zum weitaus größten Teil rektifiziert, raffiniert, und das erhaltene Produkt ist fast reiner Äthylalkohol. Dies gilt besonders von Kartoffelspiritus. Kornbranntwein wird niemals indem Maß von flüchtigen Gärungsprodukten befreit, weil die letztern in ihrer Eigenart gerade den Wert des Kornbranntweins bedingen. Dagegen wird viel Kartoffelspiritus mit Kornlutter, Essenzen 2c. verschnitten als Kornbranntwein in den Handel gebracht. Rohspiritus enthält etwa 3Proz. Verunreinigungen: Aldehyd, Paraldehyd, Acetal, Propyl- und Isopropylalkohol, normalen und gewöhnlichen Butylalkohol, sekundären und gewöhnlichen Amylalkohol, einfache und zusammengesetzte Äther, flüchtige Fettsäuren, Amme, Furfuröl, Collidin 2c. Bei der Raffination gehen die flüchtigern Stoffe, namentlich Aldehyd, in den Vorlauf, die minder flüchtigen in den Nachlauf und bilden das Fuselöl. Kornspirituc, enthält neben Butylalkohol 2c. Onanthäther, Önanthsä'ure, Kopryl-, Kaprinsäure und Kornöl. Kognak ist durch Gehalt an normalem Butylalkohol charakterisiert, enthält aber auch nicht unbeträchtliche Mengen von Amylalkohol, normalem Propylalkohol, Essigäther und Acewn. Rum enthält stets Ameisensäure, Buttersäurerester und freie Essigsäure. Über sein? und über die Fuselöle des Arraks ist nichts Näherem bekannt. W5 im Reichsgesundheitsamt untersuchte Proben von Branntwein des Kleinhandels ergaben:
Alkohol Fuselöl
Vol.-Proz. Gew.-Proz. Vol.-Pw;.
Minimum .. .. 21,53 17,5? Maximum .. .. 77,68 70,8» 0,53^
Mittel .. .. .. 39.39 33,0-1 0,113
1^ Proz. dieser Branntweine waren fuselfrei. Auf Alkohol berechnet, ergab sich im Minimum 0,034, im Maximum 1,i?? Volumprozent Fuselöl. Die Untersuch ung des Branntweins befaßt sich in erster Linie mit der Nachiveisung des Fuselöls. Man schüttelt ^50<.0m Branntwein mit 100 e^in Äther, setzt 350 «cm Wasser zu, schüttelt wieder und hebt die Ätherschicht ab. Nach einer zweiten Ausschüttelung vereinigt man beide Ätherauczüge und verdunstet sie. Bei Abwesenheit von ätherischen Ölen erkennt man das Fuselöl am Geruch. Versetzt man den Verdampfungsrückstand, ohne Zu schütteln, milder vierfachen Menge einer frisch bereiteten, durch Salzsäure grün gefärbten Lösung von Methylviolett, so scheiden sich bei Anwesenheit von Fuselöl augenblicklich rötlichblaue Tropfen auf der Flüssigkeit aus. Zur quantitativen