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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Toché - Tolnai
men. Ebenso fanden sich viele andre Ämter und Titel mit dem wachsenden Glanz der Fürstenhöfe und dem Reichtum der Städte niederem. Die Stände hatten sich bei den Sachsen und Franken ursprünglich in Sdelinge (Adlige), Frilinge (Freiherren), Lassti Freigelassene) und Unfreie unterschieden, von denen nur den ersten beiden Anredetitel (sti snui, Gestrenge, und Valiäi, Feste) zukamen; aber bald gingen diese Titel auf Bürgerliche über, .und es kam für den Adel der Erstgeburtstitel des »Ältern« (sknior, franz.
^ei^nkur, ital. ßi^iior) auf, woraus später die Königs- und Lordstitel 8irs und 8ir entstanden. Die Stadtoberhäupter, Ratspersonen und Gelehrte wollten auch an der allgemeinen Verherrlichung teilnehmen und ließen sich in Deutschland von der kaiserlichen Hofkanzlei gegen klingendes Gold die Prädikate Magnifizenz, Munifizenz, Amplissimus, Wohledle, Hochweise, Hochgelehrte, GroßgünstigeHerren2c.verbriefen. Das Unwesen stieg aufs höchste, nachdem seine »Allerchristlichste Majestät« König Ludwig XIV. von Frankreich durch eine prunkvolle Hofhaltung ein Vorbild gegeben hatte, welches die ärmsten Fürsten, namentlich in Deutschland, nachzuahmen suchten.
Der Hof Kaiser Karls VI. hatte hier den Anfang gemacht, und es ist lehrreich, zu erfahren, daßesder Hofstaat des Kurfürsten Karl Theodor von Bayern auf 1800 Kofämter brachte, während seine ganze Armee 5500 Mann betrug. Trotz des dabei auf die Spitze getriebenen Zeremoniells fand aber eine beständige Entwertung der Titel statt. So hatte das Prädikat Exzellenz ursprünglich nur der Kaiser geführt, später nahmen es auch die Herzöge und die Kurfürsten erst für sich selbst und dann auch für ihre ersten Beamten in Anspruch. Nun legten Kaiser und Herzöge diese Prädikate ab, als sie aber auch die Kurfürsten für ihre Gesandten und Wirklichen Geheimräte in Anspruch nahmen, gab es einen ernsthaften Streit, für welchen Leibniz seine Schrift »Ok.sure supremaws ao i6Fatiom'8 priiioi Mm (i6rinaina6« (1677) ausarbeitete, und zu dessen Entscheidung im I. 1700 eins große Versammlung einberufen wurde. Nach monatelangen Debatten wurde nicht nur diese Frage zu gunsten der kurfürstlichen Räte entschieden, sondern auch die Verleihung der Kammerherrenwürde ihren Höfen zugestanden. Einen ähnlichen Rückgang beobachtete man bei den militärischen Titeln. Im Mittelalter war »Hauptmann« Titel des obersten Heerführers gewesen, nun schuf man mehrere Hauptmannsstellen, an deren Spitze ein »Oberster Hauptmann« trat, woraus der Oberst entstand, dann kamen durch Zurückdrängung dieser Würde mehrere Oberste zur Ernennung, an deren Spitze ein Generaloberster trat, der schließlich General genannt wurde und seine Würde wieder einem Generalissimus abtreten mußte. Natürlich wollte der weibliche Teil nicht zurückbleiben. Die guten alten Namen Frau und Jungfrau wollten ihnen nicht mehr zusagen, und sie verlangten als Anrede Madame und Mademoiselle, die am Hof Ludwigs XVI. einen königlichen Klang erlangt hatten, sofern die Töchter des Königs von ihrer Geburt an Madame hießen. Am höchsten stieg die Titelsucht um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, wo die Gelehrten schriftlich und mündlich die Anrede »Hochgelahrt«, die Geistlichen -Hochehrwürden ,, die Adligen »Hochwshlgeboren« und die Bürger »Wohlgeboren - beanspruchten, die Kaufleute »Wohlehrenfest«, Wohlfürnehm und 'Großedel<, die Schulmeister »Großachtbar- und »Wohlgelahrt< und selbst gewöhnliche Handwerker »Ebrsann- und Namhaft angeredet zu werden ver langten. Am lächerlichsten machte sich dieses Tttelunwesen in den Bücherdedikationen und im Ämterbettel breit, die an einen Fürsten etwa begannen: »Dem Allergnäoigsten, Großmächtigsten, Unüberwindlichsten Herrn, Herrn 2c.« und nnt »Dera allerunterthänigster, in Demut ersterbender, allerverworfenster Knecht« endigten. In Preußen, wo noch unter seinem ersten König das Titelwesen üppig ins Kraut geschossen war, gab Friedrich Wilhelm I... ein würdiges Vorbild in der Nichtachtung dieser Äußerlichkeiten. Mit einem einzigen großen Strich hatte er eine Menge der überflüssigsten Ämter, meist Sinekuren, die sein Vater eingesetzt hatte, wie die des Oberkämmerers, Nkitr6 des reHN6t68, Heroldsmeisters, Oberzeremonienmeisters,der Kammerherren 2c., weg/ gefegt; aber er ging freilich zu weit, indem er seiner Nichtachtungdes akademischen und Professorenwesene, durch Ernennung seines Hofnarren Gundling zum Hofrat, Professor und Präsidenten der Akademie der Wissenschaften Ausdruck gab. Friedrich d. Gr. trat auch in dieser Beziehung in die smßstapfen seines Vaters, und manches wurde in Preußen abgestellt, was noch lange in andern Ländern fortwucherte; doch blieben auch hier im amtlichen Verkehr noch viele Floskeln übrig, die erst der neuern Zeit zum Opfer gefallen sind. Über die Einführung und den Gebrauch der einzelnen Prädikate, wie Majestät, Hoheit, Durchlaucht 2c,, sind die betreffenden Artikel nach zuschlagen.
^Toche (spr. tosche), Raoul, franz. Schriftsteller, s.
Blum, Ernest (Bd. 17).
Togo (Togo gebiet). Die bisher unbestimmte Grenze zwischen dem deutschen und dem französischen Gebiet wurde durch von beiden Staaten ernannte Kommissare an Ort und Stelle dahin festgestellt, daß als Grenzlinie der Meridian bestimmt wurde, welcher, von der Küste ausgehend, die Westspitze der kleinen Insel Bayol trifft (in der Lagune zwischen Agne und Klein-Popo westlich von dem Dorf Hillakondji gelegen), und seine Verlängerung gegen N. bis zum Schnittpunktmit9"nördl.Br. Dagegen sind die Grenv Verhältnisse im W. gegen englisches Gebiet noch nicht festgestellt. Nach innen hat sich das deutsche Schutz gebiet in letzter Zeit sehr bedeutend erweitert. Nachdem 1886 die sogen. Königreiche Tawe, Kewe und Agotime auf ihr Ansuchen unter deutschen Schutz gestellt wurden, haben 1887 auch die nördlicher gelegenen Gebirgslandschaften Agome, Aga und Zbele Anschluß erhalten. Der Handelsumsatz beläuft sich auf 7 Mill. Mk. Plantagenbau (Baumwolle, Tabak, Rizinus und Kaffee) ist begonnen worden durch die Deutsche Togo-Gesellschaft, an der Küste hat man Kokospflanzungen angelegt. S.Afrika, Forschungsreisen (Vd. 17,'S. 10).
^Totushima, Hauptstadt der japan. Provinz Awa oder Ashiu, auf der Insel Shikoku, am linken Ufer der Doshino, unweit deren Mündung in die Linschotenstraße, mit (1^8?) 57,456 Einw.
^Tolnai, Ludwig, ungar. Dichter (mit seinem Familiennamen Hagumäjy), geb. 31. Jan. 1837 zu Gyö'rtöny im Tolnaer Komitat; nachdem er als Student eine harte Jugendzeit durchgekämpft hatte, fand er im 1.1860 als Lehrer der klassischen Sprachen am reformierten Gymnasium zu Budapest eine Lebensstellung. Seinen Ruf als Dichter begründete er durch seine seit 1661 unter dem Pseudonym T. veröffentlichten Balladen, von denen man einige den Meisterfchöpfungen Johann Aranys würdig zur Seite stellte.
Im I. 1865 erschienen: »^. I^.jos Kö1t6M6n^6i< (»Ludwig Tolnais Dichtungen«); im folgenden Jahr >Vj6t!i6p6ii <( Lebensbilder<),3BändeErzählungen;