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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Zahn - Zement
als 6, aber nicht viel öfter, als es wohl der Zufall bringen mochte, die richtige Zahl ablieferte. Es war dies dasjenige Ergebnis, welches Romanes erwartet hatte, denn obwohl der Affe von vornherein gewöhnt wurde, die Halme so lange in seinen Mund zu stecken und aufzubewahren, bis er die richtige Zahl zusammen hatte, so hegt der genannte Psycholog doch die Überzeugung, daß das Tier nicht eigentlich 1,2,3:c. zählt, sondern vielmehr einen Überschlag macht, wie sich der Mensch nach Preyers Untersuchungen die Fähigkeit erwerben kann, mit einem Blick übersehbare Gegenstände, selbst über 20 hinaus, richtig zu schätzen. Merkwürdig war, daß der Asse einen gewissen Begriff von Multiplikation entwickelte, indem er, namentlich bei verlangten höhern Zahlen, versuchte, Strohhalme, die cr in der Mitte zusammengelegt hatte, so daß sie zwei Enden nebeneinander darboten, für je zwei Stück an den Mann zu bringen. Das Unvermögen eines geistig so hoch stehenden Tiers, höhere Zahlen als 5 oder höchstens 7 zu übersehen, läßt mit verdoppeltem Mißtrauen auf einige Beispiele vermeintlichen Zählucrmögens bei Insekten blicken, die Luv bock in seinem neuen Buch über die »Sinne und das geistige Leben der Tiere« (1889) mitgeteilt hat. Derselbe erwähnt des Instinkts mancher Lehm- und Grabwespen, die in der zur Aufnahme des Eies über oder unter der Erde gebauten Kammer, je nach der Art, eine bestimmte, gleichbleibende Zahl gelähmter Insekten (.'mträgt, die so lange frisch bleiben, bis sich das ausgekommene Junge davon nähren kann. Nun trägt die eine Nuni6U68-Art für ihre Jungen 5, eine andre 10, eine dritte 15 und eine sogar 24 Schlachtopfer ein, und die betreffende Zahl soll, wie gesagt, für jede Art beständig sein. Woher weiß nun die Wespe, daß ihre gewohnten 15 oder 24 Stück beisammen sind, wenn sie nicht zählt? fragt Lubbock. Sie zählt nicht etwa nach, denn wenn man in ihrer Abwesenheit ein oder mehrere Stücke wegnimmt, ersetzt sie dieselben nicht, sondern schließt die Zelle, sobald sie die betreffende Zahl eingetragen hat. Das Problem wird noch verwickelter dadurch, daß bei der Gattung Num6ii68 die Männchen weit kleiner sind als die Weibchen und darum auch weniger Mundvorrat bedürfen. Auf irgend eine noch unerklärte Art, sagt Lubbock, weiß die Mutterwespe, ob ein Ei eine männliche oder weibliche Larve liefern werde, und bemißt den Mundvorrat dem entsprechend. Sie wechselt die Beutetiere weder der Art noch der Größe nach, wenn aber das Ei männlich ist, bringt sie 5, ist es weiblich, 10 Schlachtopfer.
Kann sie denn zählen? Übrigens hat Lubbock sein Urteil darüber noch in der Schwebe gelassen, und das ist bei solchen Instinktfragen überaus notwendig, wie die alten Versuche beweisen, der Honigbiene oder dem Trichterwickler einen hohen mathematischen Instinkt zuzuschreiben, weil sie ihre Vorratskammern oder Brutbehälter so einrichten, wie es ein gelehrter Mathematiker nicht besser machen könnte. '' In der That hat denn auch G. A. Freeman bereits gezeigt, daß das Zählvermögen der Eumeniden sich vielleicht ganz einfach durch die Zwischenräume der Eiablage regeln mag, die bei den kleinen männlichen Eiern kleiner, bei den großen weiblichen größer seien, so daß es in der gegebenen Zeit möglich sei, eine gewisse Mittelzahl von Insekten einzutragen. Folgen die Eier einander mit doppelter Schnelligkeit, so wird dieselbe Art in derselben Zwischenzeit eben nur halb soviel Opfer fangen können.
Zahn, Franz Ludwig, Pädagog, starb 20.März 1890 auf seinem Gut Fild bei Mors.
^Zalolöstas, Georgios, neugriech. Dichter, gcb.
17. April 1805 zu Syrrhako in Epirus, nahm 1821 am Befreiungskampf, der seiner poetischen Begabung reiche Anregung bot, teil und besang in enthusiastischen, stark hellenisierenden Weisen die Wechselfälle des Kriegsglücks und die Tapferkeit seiner Landsleute. Außer in zahlreichen Kriegs- und patriotischen Liedern, von denen »Mesolongi (1851 von der athenischen Universität preisgekrönt) und »Markos Botzaris« als die schönsten gelten, bekundete er seine hohe dichterische Begabung ebenso in Poesien vermischten Inhalts, darunter Übersetzungen aus dem Italienischen von Tasso, Ugo Foscolo u. a. Auch nach dem Krieg als Offizier in der Armee verblieben, starb er 3. Sept. 1858 in Athen. Seine gesammelten Werke wurden von seiner Witwe herausgegeben (2. Aufl., Athen 1873). Proben und Auszüge im »I^i'naä-8^)8«, I, S. 186-220.
Zambesia, s. Britisch-Zambesia (Bd. 17).
Zedlitz und Trützschler, Robert, Graf von, preuß. Staatsmann, geb. 8. Dez. 1829, besuchte da^ Friedrichs-Gymnasium in Breslau, trat sodann in das preußische Heer, ward Leutnant im 6. Kürassierregiment, später Regimentsadjutant bei der Garde du Corps, schied aber 1862 aus dem Heeresdienst aus, um die Bewirtschaftung des vom Vater ererbten Gutes Nieder »Großenbohrau im Kreis Freistadt in Schlesien zu leiten, und nahm als Heeresfreiwilliger 1866 am Kriege gegen Österreich als Adjutant im Siab der Kavalleriedivision der zweiten Armee, 1870/71 als Adjutant des Kommandos der immobilen Gardetruppen teil. Seit 1873 war er in vielfachen Ehrenämtern thätig, als Mitglied des Kreis- und Provinzialausschusses und Provinzialrats und 1879-81 als Vorsitzender des Provinzialausschusses von Schlesien. 1881 wurde er zum Regierungspräsidenten von Oppeln, 1884 zum Mitglied des Staatsrats und 1886 zum Oberpräsidenten der Provinz Posen und zum Vorsitzenden der Ansiedelungskommission für Westpreußen Ulld Posen ernannt. Er leitete die Ansiedelung deutscher Gutsbesitzer und Bauern auf den von polnischen Besitzern erworbenen Gütern mit großer Umsicht und mit wachsendem Erfolg.
Zelowalnit (russ.), Branntweinpachter, welcher, als das Branntweinmonopol noch bestand, den Verkauf des Branntweins vom Staat in Pacht genommen hatte.
Zement. Für die einheitliche Lieferung und Prüfung des Portlandzements hat der Verein deutscher Zementfabrikanten 1876 und 1877 Normen aufgestellt, welche 1886 revidiert worden sind. Im folgenden geben wir die wichtigsten Bestimmungen dieser Normen im Auszug. Als langsam bindend bezeichnet man Z., der in 2 Stunden oder später abbindet. Zur Ermittelung der Bindezeit rührt man langsam bindenden Z. 3 Minuten, rasch bindenden1 Minute mit 27 -30 Proz. Wasser an, bildet mit dem steifen Brei, der erst durch mehrmaliges Aufstoßen der Unterlage nach den Rändern hin ausläuft, auf einer Glasplatte durch nur einmaliges Aufgeben einen 1,5» cm dicken Kuchen und wartet, bis diesereinemleichten Druckmitdem Fingernagelwidersteht. Zu genauerer Prüfung rasch bindenden Zements füllt man den Brei in einen Metallring von4 cm Höhe und 8 cm lichtem Durchmesser und bestimmt den Zeitpunkt, in welchem eine Nadel von1 cimni Querschnitt und 300 ^^ Gewicht den Kuchen nicht mehr gänzlich durchdringt (Beginn des Abbindens) und keinen merklichen Eindruck hinterläßt (Vindezeit). Diese Bestimmungen gelten für eine Temperatur von 15-18". Während des Abbindens