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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Afrika (Forschungsreisen im Westen)

Kwango, eine kurze Strecke verfolgt hatte und darauf zu Lande den Ubangibogen wieder erreichte. Nach dieser Reise war durch Crampel in Frankreich das Comité de l'Afrique française ins Leben gerufen worden, welches den Zweck verfolgt, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln den Einfluß und Handel Frankreichs in West-, Mittel- und Nordafrika zu fördern. Zunächst sollte der Einfluß Frankreichs in der Gegend des Tsadsees begründet und gesichert werden. Von der nördlichen Krümmung des Ubangi, wo sich der letzte französische Posten befindet, beabsichtigte Crampel zum Tsadsee und von da nach Kuka so schnell wie möglich vorzudringen, um durch Abschlüsse von Verträgen mit den Negerfürsten jener Gegenden es zu verhindern, daß die Deutschen von Kamerun aus, die Engländer vom Binuē aus ihr Gebiet nach Zentralafrika hin ausdehnten. Von Kuka aus sollte dann der Versuch gemacht werden, durch die Sahara nach Algerien zu gelangen. Crampel, der am 16. Aug. 1891 von Brazzaville aufgebrochen war, erreichte 25. Sept. Banqui am Ubangi, den am weitesten nach N. vorgeschobenen Posten des französischen Gabungebiets. Von hier aus befuhr er den Ubangi aufwärts, die Stromschnellen glücklich überwindend, bis zur Einmündung des Kwango und dann diesen bis 5° 11' 10" nördl. Br. Er fand, daß der Ubangi viel weiter nach N. reicht, als die Karten bisher angaben, und daß er den 5.° nördl. Br. zweimal schneidet, auch entdeckte er mehrere von N. kommende ansehnliche Zuflüsse. Zuerst von dicht herantretenden, 270-350 m hohen Höhenzügen begrenzt, fließt der Strom später durch grasreiche, von Elefanten, Antilopen etc. belebte Ebenen. Mit drei Häuptlingen wurden Schutzverträge abgeschlossen. Am untern Ubangi, in Dikua, wurde eine Station errichtet, welche als Stützpunkt für den Vormarsch dienen sollte. In einem Schreiben vom 30. Nov. sprach er die Hoffnung aus, in 3-4 Monaten Bagirmi zu erreichen. Die Expedition bestand außer ihrem Führer aus 3 Europäern, 120 bewaffneten Schwarzen und 128 Trägern. Crampel war glücklich durch einen ungeheuern Urwald gedrungen, Verträge mit den bedeutendsten Häuptlingen waren abgeschlossen, und trotz einer starken Lichtung der Karawane schien ein glücklicher Ausgang zu erhoffen, als Mitte Juli die Nachricht eintraf, daß 9. April die Expedition von den Eingebornen niedergemacht worden sei, nur die Nachhut konnte unter Kämpfen die Station Banqui erreichen, von wo sie durch ein Kanonenboot nach Brazzaville gebracht wurde.

Eine zweite Expedition unter Ochbowski, welche das Comité de l'Afrique française zur Unterstützung Crampels aussandte, wollte nun versuchen, die zerstreuten Elemente der Expedition zu sammeln, Crampels Aufzeichnungen und die bisherigen Errungenschaften zu retten. Brazza, gegen dessen Rat die Expedition Crampels unternommen worden war, erklärte sich nun sofort bereit, an der Spitze einer großen, sorgfältig vorbereiteten Expedition die Scharte auszuwetzen und die geplanten Vereinbarungen mit den Häuptlingen und Fürsten auf der Strecke zum Tsadsee zum Abschluß zu bringen.

Die Erforschung des Ubangigebiets wurde auch durch die Expedition des Kongostaats unter van Gèle in Angriff genommen. Auch dieser Forscher stellte eine Verschiebung der großen Krümmung des Ubangi oberhalb der Fälle bei Zongo um etwa einen halben Grad nach N. fest. Außer dem Kwango entdeckte er noch als wichtigsten rechten Zufluß des Ubangi den Kotto, welchen er mit dem Kwango für den Unterlauf des Foro und Engi hält, deren obern Lauf Lupton Bey vor Jahren unter 7° nördl. Br. passierte. Darauf erreichte van Gèle den Zusammenfluß des Uēlle mit dem Mbomu, verfolgte letztern bis Bangosso, der Hauptstadt der Nsákkara (4° 48' nördl. Br. und 23° 7' östl. L.), und bestätigte damit die von Junker eingezogenen Erkundigungen, befuhr den Makua bis zum Movungufall sowie den Mbili, des letztern Nebenfluß, in seinem untern Teil. Schließlich wurde auch die kleine noch bestehende Lücke zwischen den Monungoschnellen und der ehemaligen Station Ali-Kobbo befahren, so daß jetzt die ganze Strecke von der Mündung des Mbima bis zur Mündung in den Kongo vorliegt. Delcommune gelangte Ende Januar 1891 bis Benakemba, wo die Schiffbarkeit des Kongo aufhört, und marschierte dann nach Anwerbung der nötigen Träger weiter zur Station des Kongostaats Riba Riba am linken Kongoufer.

Sharpe durchwanderte März bis Juni 1890 das Land zwischen dem Nyassa und dem nördl. Sambesizufluß Loangwa und füllte damit eine große Lücke auf der Karte aus, nachdem er 1889 auf einer etwas südlichern Route dieses Ziel vergebens angestrebt hatte. Von der Leopardbai am Südende des Nyassa ausgehend, gelangte er nach vierwöchigem Marsch über 1050-1400 in hohes Land bei Muliro an den Loangwa oder Arrangoa, dessen Lauf er im Boot bis kurz vor der Mündung in den Sambesi bei Sumbo verfolgte. Er fand den Unterlauf des Flusses durch Raubzüge und Menschenjagden der Mischlingsbevölkerung von Sumbo vollständig entvölkert. Sharpes Leute besuchten inzwischen von Muliro aus den parallel mit dem Loangwa fließenden Lukusasi, welcher sich in den Lunsenfoa, einen noch wenig bekannten rechten Nebenfluß des Loangwa, ergießt. Im Herbst 1890 unternahm Sharpe eine Reise nach Garanganja, Msiris Reich, zwischen dem Lualaba und Luapula, den beiden Quellflüssen des Kongo, um sich von dem Metallreichtum von Katanga zu überzeugen. Er fand große Lager von Gold und Kupfer; die Reise förderte aber auch wichtige geographische Ergebnisse. Vom Nyassa ausgehend, durchschnitt er das Plateau zwischen diesem und dem Südende des Tanganjika und zog dann westlich und südwestlich, wobei er einen neuen Salzsee entdeckte. Am Ostufer des Moerosees hinziehend, gelangte er im Oktober zur Stadt Kasembe. Ein Versuch, nach S. vorzudringen, wurde durch Nahrungsmangel vereitelt. Sharpe kehrte daher zum Tanganjika zurück, wandte sich zum Nordende des Moero, überschritt den Luapula und erstieg den östlichen Abfall des hohen Tafellandes, das sich hier zum Moero herabsenkt, überschritt die Quellflüsse des Lufira und erreichte 8. Nov. die Hauptstadt Msiris. Zwischen dem Tanganjika und dem Moerosee entdeckte er einen Salzsee. Seinen Rückweg nahm er in ziemlich derselben Weise. Die bisher dunkle Lomamifrage wurde fast gleichzeitig durch die belgischen Agenten, Kapitän Le Marinel und Hodister, gelöst. Nach ihnen ist der 1874 von Cameron entdeckte Lomami identisch mit dem vom Missionar Grenfell 1884 zuerst befahrenen Lubilasch oder Boloko, welcher unterhalb der Stanleyfälle in den Kongo mündet. Dagegen ist der von Wolf 1886 befahrene Lomami, Nebenfluß des Sankuru, identisch mit dein Lubefu. Hodister befuhr den Lubilasch im August 1890 bis zur Grenze der Schiffbarkeit. Er verfolgte dann den Lauf des Lubilasch mehrere Tage weiter aufwärts bis in den Distrikt Chari, der etwa in der Breite von Nyangwe liegt. Diesen Ort erreichte er in einem fast genau östlichen Marsch, auf