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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Garcia - Gartenbau

weil man das Beregnen der gebundenen Garben mehr als bei anderm Getreide fürchtet. Roggen eignet sich seiner beträchtlichen Länge und seiner geneigten Ähren wegen weniger zum Binden mit der Maschine. Bei Lagergetreide hat man beim eigentlichen Mähen dieselben Schwierigkeiten wie bei andern Maschinen, d. h. man kann gewöhnlich in der Richtung des Lagers nicht, dagegen in den drei andern Richtungen bei nicht zu starkem Lager arbeiten. Liegt das Getreide seitlich zur Fahrrichtung, so lassen sich die Halme nach dem Durchgang durch die Fördertücher nicht gut in einzelne Garben abtrennen; es hängen vielmehr die gebundenen Garben zusammen und können nur durch Auseinanderreißen getrennt werden. In betreff der Dauerhaftigkeit der Bindemaschinen ergab sich, daß einzelne derselben in fünf Ernten über 200 Hektar gemäht haben und noch ganz gut in Stand gehalten werden konnten. Wüst folgert aus den vorliegenden Erfahrungen, daß die Maschinen bei gehöriger Unterhaltung 400-500 Hektar mähen können, ehe man sie durch neue ersetzen muß. In den ersten Jahren sind die Unterhaltungskosten zumeist niedrig, steigen aber alsdann mit vermehrter Abnutzung der arbeitenden Teile und betragen nach fünf Ernten rund 2 Mark pro Hektar der ganzen bis dahin gemähten Fläche.

Als Bindematerial werden Schnüre aus Manillahanf oder aus italienischem Hanf verwendet. Der Schnurverbrauch ist außerordentlich verschieden, nicht nur nach der Verschiedenheit des Ertrages, der Festigkeit des Bindens und der Art der Knotenbildung, sondern auch nach der Art des Bindematerials. Die Angaben schwanken zwischen 1,9 und 10,8 kg für das Hektar; im Durchschnitt betragen dieselben 4,6 kg. Zur Bespannung sind 2-4 Pferde erforderlich; bei in der Regel zweispännigen Maschinen wird unter ungünstigen Umständen dreispänniges Fahren erforderlich. Als leichtzügigste Maschine hat sich die Masseysche erwiesen, eine Thatsache, welche auch anderwärts bestätigt wird. In den weitaus meisten Fällen wird mit Wechselgespannen gearbeitet, uud man pflegt namentlich bei heißem Wetter die Pferde stets nach wenigen Stunden zu wechseln, was auch den Vorteil gewährt, daß man in vielen Fällen noch zweispännig fahren kann, wo dies bei lang andauernder Arbeit nicht möglich wäre. Zur Bedienung der Maschine wird vielfach nur ein Arbeiter verwendet, jedoch wird die Leistung merklich erhöht, wenn noch ein zweiter Arbeiter beigegeben wird, welcher beim Reißen der Schnur, bei Verstopfungen durch langes Getreide etc. nachhilft. In betreff der Leistungen der Maschinen ergab sich, daß die durchschnittliche jährliche Arbeitszeit 16,6 Tage betrug, die in der Ernte gemähte Fläche im Gesamtmittel 41,4 Hektar. Die mittlere tägliche Leistung belief sich auf 3,35 Hektar. Die Kosten der Arbeit stellen sich selbstverständlich sehr verschieden; Wüst berechnet dieselben pro Hektar aus den Ergebnissen der Berichte wie folgt: Zins, Abschreibung und Unterhaltung der Maschine 5,10 Mark, Schnur 6,90 Mk., Öl 0,20 Mk., Bespannung und Bedienung 6,00 Mk., Gesamtkosten für 1 Hektar 18,80 Mk. Wenn diese Zahlen auch keine unbedingte Richtigkeit für alle Verhältnisse besitzen, so liefern sie doch immerhin einen wertvollen Anhaltspunkt zum Vergleich mit andern Methoden des Erntens.

Schließlich bleibt noch zu erwähnen, daß trotz dieser im großen und ganzen günstigen Erfolge die heutige Anordnung der Maschinen noch keineswegs als eine endgültig feststehende betrachtet werden kann. Dies wird selbst von den im Bau der Bindemaschinen bisher erfolgreichsten Fabrikanten und Erfindern anerkannt, indem dieselben unermüdlich bestrebt sind, die für die gesamte Landwirtschaft so überaus wichtige Bindemaschine immer zuverlässiger und, soweit dies überhaupt möglich erscheint, auch einfacher herzustellen. Ein großer Erfolg in dieser Hinsicht würde es sein, wenn es gelänge, den Elevator, welcher bei fast allen bisherigen Maschinen in Anwendung kommt, um die geschnittene Frucht in den Bindeapparat zu führen, zu beseitigen. Bereits oben ist darauf hingewiesen worden, daß die neuesten Maschinen Woods mit nur einem Fördertuch ausgerüstet sind, aber auch eine erst im J. 1891 eingeführte Maschine von Adriance, Platt u. Komp. in Poughkeepsie (New York) über welche jedoch noch keine hinlänglichen Erfahrungen aus der Praxis der Landwirtschaft, wenigstens nicht aus Deutschland und Österreich-Ungarn, vorliegen, wendet anstatt des Elevators ein horizontales, über die Plattform gespanntes endloses Band an, wodurch sich eine nicht unerhebliche Vereinfachung des gesamten Apparats ergibt. Auch andre, mehr die einzelnen Teile betreffende Verbesserungen sind in der neuesten Zeit aufgetreten, so daß jetzt wohl mit Sicherheit angenommen werden kann, daß die Bindemaschine in nicht zu ferner Zeit allen Ansprüchen gerecht werden wird.

Garcia, Manuel, Gesanglehrer, starb im Mai 1879 in Paris.

Garibaldi, Giuseppe. Ein Ausschuß in Nizza hatte die Gelder aufgebracht, um dem italienischen Nationalhelden in seiner Geburtsstadt ein Standbild zu errichten. Der Gedanke wurde von verschiedenen Seiten angefochten. In Frankreich wurden die Verdienste der Garibaldischen Freischar 1870/71 wenig gewürdigt, zumal G. selbst sein damaliges Verhalten nachträglich bedauert hatte, als die französische Republik, anstatt Italien durch die Rückgabe von Nizza zu belohnen, wie er gehofft hatte, sich Tunesiens bemächtigte. Die Italiener aber mußten es sonderbar finden, daß G. in dem ihnen entrissenen Nizza ein Denkmal gesetzt werden sollte. Dennoch beschloß das französische Ministerium, sich bei der Enthüllung vertreten zu lassen, weil es hoffte, die Zahl der radikalen Franzosenfreunde in Italien zu vermehren und deren Einfluß zu verstärken. In Italien verletzte es, daß der Tag der Enthüllung nicht auf den 20. Sept., den Erinnerungstag der Besetzung Roms, sondern auf den 4. Okt. 1891 festgesetzt wurde. Diesem gingen aber die leidenschaftlichen Demonstrationen der Italiener gegen die französischen Pilger 2. Okt. in Rom voraus. Die Beteiligung an dem Feste seitens der Italiener war daher nicht groß; selbst die Söhne Garibaldis erschienen nicht, und die italienische Regierung ließ sich nur durch ihren Konsul vertreten. Die Reden, welche die Verbrüderung der beiden Nationen feiern sollten, blieben daher ziemlich wirkungslos, obwohl die Franzosen beteuerten, daß die französische Republik nie daran denken werde, die weltliche Herrschaft des Papstes wiederherzustellen.

Gartenbau. Wie in der Landwirtschaft, bemüht man sich auch im G., den Betrieb auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Die hierbei hervortretenden Aufgaben hat Kny übersichtlich besprochen. Unter den Lebensbedingungen der Pflanzen stehen die Nährstoffe mit Einschluß des Wassers, ferner Licht und Wärme in erster Linie. Während in letzterer Beziehung der Gärtner den gegebenen Verhältnissen weit mehr, als er wünschte, sich fügen muß, steht die Zusammensetzung des Kulturbodens ganz in seiner Hand, und doch bleibt merkwürdigerweise hier