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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Konfessionsänderungen - Kongostaat
Die Austritte aus dem Judentum sind sonach bedeutend zahlreicher, während der Übertritt zu dieser Konfession an Zahl verschwindend ist. Überhaupt tonnen wir die Konfessionen in »gebende unterscheiden, d. h. solche, welche mehr Angehörige durch Übertritte verlieren als erhalten, und in »empfangende«, d. h. jene, welche beim Austausch durch K. aktiv bleiben. Was die österreichischen Erfahrungen anbelangt, so stellen sich als gebende (passive) der Katholizismus und das Judentum, als aktive die protestantischen Bekenntnisse und vornehmlich der Zustand der Konfessionslosigkeit heraus. Namentlich mehren sich die Austritte aus dem Judentum enorm; dagegen gewinnt die katholische Kirche wieder in der letzten Zeit an Boden und wird bei K. mehr gewä M, vorwiegend auf Kosten der Konfessionslosigkeit. Die Übertritte zum Judentum sind in Wien ganz auffallend zahlreich und waren dies namentlich kurz nach Erlassung der konfessionellen Gesetze. Im folgenden sind die einzelnen Konfessionen sowohl als gebende wie auch als empfangende dargestellt: 1) Wien: Austrittserklärungeu:
Röm Alt Evangelische Konfcs Jahr
Kath.
kath.
Augsb. Konf.
Helv. gonf.
Iüdi sions-losigkeit
1889
331 11 59 21 303 1885
314 11 49 9 232 1880
279 4 43 3 110 1875
271 23 11 55 1870
233 26 4 39 1863
1i!3 4 2
2)
Wien: Gintrittserklärungen
188?
231 N 166 77 64 131
1855
174 28 119 25 39 214
1830
63 6 103 9 53 193
1875
33 110 37 55 122
1870
36 72 18 116 37
1868
9 42 1 62
als das Weib, und wendet sich weit häufiger der Konfessionslosigkeit zu als dieses, während sich das Weib der Konfession des Mannes anschließt und katholisch oder protestantisch oder wie immer, nur selten konfessionslos wird.
Nun ist noch die Frage zu erörtern, welchem Glaubensbekenntnis sich die Angehörigen jeder einzelnen Konfession bei ihren Übertritten am liebsten zuwenden? Was die österreichischen städtischen Verhältnisse anbelangt, so ist zu konstatieren, daß der Katholik die ausgesprochenste Tendenz hat, konfes^ sionslos zu werden, und seltener Protestant oder Altkatholik wird. Dagegen wenden sich die Protestan, ten fast ausschließlich dem Katholizismus zu und^ werden höchst selten konfessionslos. Wohl aber zeigt der Jude mehr Neigung zur Ablegung jedes Bekenntnisses, wenn auch nicht so sehr wie der Katholik; sonst wendet er sich eher dem Katholizismus zu als dem evangelischen Bekenntnis. Dem entspricht auch, daß die Konfessionslosen viel lieber wieder zum katho! lischen Glauben zurückkehren, woher sie gekommen! sind, als zum Protestantismus oder Judentum.
! Allerdings haben sich dabei im Verlauf der Zeit^ mannigfache Strömungen bemerkbar gemacht, nach welchen anscheinend ohne tiefere Ursache bald diese, bald jene Konfession oder die Konfessionslosigkeit mit Vorliebe gewählt ward; es ist nicht anders, als ob auch auf diesen: Gebiete die Mode ihre Anforderungen geltend machte. Die Wechselbeziehungen der einzelnen Konfessionen zu einander sind, insoweit sie bei den K. zu Tage treten, in der folgenden Übersicht der Konfessionen des Ein- und Austrittes in ^^ österreichischen Städten zusammengefaßt:
3) In 22 österreichischen Städten:
Austritts-Erklä ------.-----
rungen. .. . 160 5 33 86 12
Eintritts-Erklä
rungen. .. . 106 18 61 7 86
Aus dieser Tabelle ist auch ersichtlich, bei welchen Konfessionen die Übertritte am zahlreichsten sind.
Es entfällt nämlich in Wien im 1.1889 je ein Austritt aus der Religionsgesellschaft
bei den auf Bekenner ders. Konfession
Römisch-Katholischen .. .. .. 2063
Protestanten Augsb. Konf. .. 427
Juden......... 328
Protestanten helv. Konf. .. .. 205
Altkatholiken....... 81
Bei dem weiblichen Geschlecht sind Konfessionsloserklärungen weit seltener als beim männlichen; überdies ist die charakteristische Erscheinung wahrzunehmen, daß bei den weiblichen Konversionen die ^ Differenzen zwischen den Aus- und Eintritten bei ^ den gebenden, d.h. passiven Konfessionen nicht so i groß, dagegen bei den empfangenden, d. h. aktiven Konfessionen größer sind als 'bei den.männlichen Konversionen, da sich das Weib beim Übertritt in die zahlreichen kleinern Konfessionen, welche ja meist aktiv sind, mehr nach dem Glaubensbekenntnis des Mannes, d.h. des präsumtiven oder wirklichen Ehegatten, richtet. Der Mann verläßt in ziemlich demselben Maße den katholischen oder protestantischen Glauben und in weit höherm Maße den jüdischen,
Frühere Konfession
Männl. Geschlecht: römisch »katholisch .. . griechisch-katholisch .. .
altkatholisch.....
griechisch - orientalisch . Protestantisch .. .. .. .
jüdisch.......
konfessionslos .. .. .. .
Zusammen (einschl. unbekannt) .....
Weib!. Geschlecht: römisch-katholisch .. . griechisch-katholisch .. . altkatholisch .. .. .. . griechisch-orientalisch . Protestantisch .. .. .. .
jüdisch......
konfessionslos .. .. .. .
Znsammen (einschl. un«
bekannt).....
Jetzige Konfession
ZU
18
56 2
106
120
22
48' 5
10
13
22 20
Zu.
sammen
einschl.
unbekannt
65
160
7
5
12
84
86! 314
156
16
3
3
37
69
13
9ji
298
Vgl. E. Misch ler in »Österreichisches Städtebuch« (1. Jahrg., Wien 1887, Einleitung); A. v.
Öttingen, Möralstatistik (3. Aufl., Erlang. 1882).
Kongoftaat. Die wirtschaftliche Entwickelung dieses jungen Staates ist allen gegenteiligen Angaben gegenüber eine sehr erfreuliche. Gegenwärtig sind am Kongo sechs belgische Handelsgesellschaften thätig, und zwar die (^oin MßML äu Oon Fo v>0ur 16 coin» mei'c-6 6t 1'iiiän8ti'i6, gegründet ^4. März 1887, die
(^0MMFIN6 ä68 INag'HßiiiL A6I161'iMX du, O0IIF0
(1888), die ßociets delA6 ponr 1o comnieroe äu Iiaut