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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Milch (Butterbereitung, Beurteilung von Milchkühen)

Verbuttern des Rahmes hat v. Döhn in Berlin komprimierte Luft ohne maschinelle Vorrichtung empfohlen. Er leitet die Luft durch ein Rohr bis auf den Boden des teilweise gefüllten, luftdicht verschlossenen Butterfasses, wo sie strahlenförmig austritt und den Rahm in starke Wallung versetzt. Aus dem obern Teile des Fasses wird die noch unter Druck stehende Luft durch ein Rohr in ein zweites Faß geführt u. s. f., so daß gleichzeitig in einer ganzen Reihe von Gefäßen das Buttern vorgenommen werden kann. Nach Angabe des Erfinders soll der Prozeß in 5-15 Minuten vollendet sein. Cola in London empfiehlt, die Druckluft vor dem Eintreten in das Butterfaß durch ein Waschgefäß zu leiten, in welchem sie auch erwärmt oder mit einem Konservierungsmittel für die Butter imprägniert werden, kann. 1878 hatte Braun in Berlin sich eine Einrichtung an Milchzentrifugen patentieren lassen, mit welcher er in denselben buttern kann. Durch ein Rohr gelangt die M. in die Schleudertrommel, wo sie sich in Rahm und Magermilch teilt. Nach einiger Zeit wird der Zufluß abgesperrt und die ganze Magermilch aus der Trommel abgezogen, die Sahne dagegen in einen Kühlapparat abgezapft, bis diese die geeignete Butterungstemperatur angenommen hat. Nun wird die Sahne wieder in die Trommel eingelassen und der Wirkung eines in diese eintauchenden Flügelrades ausgesetzt, welches durch seine Stöße die Abscheidung der Butter bewirkt. Nach etwa 10 Jahren wurde ein ähnlicher Apparat von Johansson in Stockholm bekannt, bei welchem die Vollmilch kontinuierlich zugeführt und die Magermilch einerseits, Butter und Buttermilch ebenso kontinuierlich abgeleitet werden. Der Apparat krankt daran, daß Entrahmung und Abscheidung der Butter nicht bei derselben Temperatur gleich gut erfolgen. De Laval schaltete daher einen Kühlapparat ein und läßt die Butterung in einer zweiten kleinen Schleudertrommel vor sich gehen. Durch die örtliche Trennung beider Vorgänge wird der Vorteil erreicht, daß man den Rahm in der bisherigen Weise auffangen und ansäuern kann, um ihn dann erst durch die zweite Trommel laufen zu lassen. Man erreicht dadurch einen bestimmten Geschmack der Butter, welcher an vielen Orten beim Publikum sehr beliebt ist. Der von der Entrahmungsmaschine abfließende Rahm besitzt eine Temperatur von 20-30° und wird zur Vermeidung stürmischer Gärung auf einen Kühlapparat gebracht, welcher dem eben beschriebenen gleicht. Soll er nun eine weitere Wandlung erfahren, so hebt man ihn am besten in den oblongen und tiefen Swarzschen Kühlgefäßen auf und bringt ihn dann in Rahmtonnen, aus denen er nach vollendeter Reifung in die Buttermaschine gelangt.

^[Fig. 3. Vorwärmer.]

Über Verunreinigung, Sterilisierung der M. s. auch Gesundheitspflege.

Bei der Beurteilung von Milchkühen, deren Nutzung unmittelbar nicht bekannt ist, wie z. B. bei Ausstellungstieren, bei Körungen, beim Einkauf oder bei der Auswahl jüngerer Tiere aus der eignen Zucht, ebenso bei der Beurteilung männlicher Tiere auf ihre Eignung zur Hervorbringung milchreicher Nachkommen haben sogen. Milchzeichen immerhin große Bedeutung. AIs fast immer zutreffende Milchzeichen sind nach Baier zu nennen: 1) die Beschaffenheit von Haut und Haar; 2) ein großes, fein behaartes, zarthäutiges, richtiges Milcheuter mit langen Strichen; 3) möglichst große, allseitige Entwickelung des Brustkorbes, äußerlich gekennzeichnet durch die großen Längen- und Breitenmaße desselben, besonders aber durch die an der Seitenwandung fühlbaren großen Rippenzwischenräume, die nach Wilckens mindestens drei Finger breit sein sotten; 4) bedingungsweise bei Vorhandensein reichlicher Drüsenmassen zutreffend, das Auftreten starker Milchadern. Von minderm Belang und zum Teil nicht zutreffend sind: große Entfernung des Haarwirbels auf dem Rücken vom Widerrist und auf der Stirn von der Stirnbeinkante, der Milchspiegel, die obern Milchgruben, die Schwanzbeschaffenheit etc. Besonderes Aufsehen machte die Beurteilung von Zucht- und Nutztieren von Ökonomierat

^[Fig. 4. Kühlapparat.]