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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mission (Westafrika)
100,000 Heidenchristen unter ihrer Pflege haben.
Die Portugiesen suchten gleich nach den ersten Entdeckungen ihre Religion^ durch Dominikaner und Franziskaner, dann durch Jesuiten auszubreiten.
Im französischen Senegambien arbeiten katholische Missionare schon seit langer Zeit, 1863 entsandte aöer auch die evangelische Missionsgesellschaft zu Paris auf die Aufforderung des protestantischen Gouverneurs Faidherbe einige Missionare nach St.
Louis. Am Gambia wurden von der katholischen Kirche zwar schon früh Anläufe gemacht, doch gingen dieselben fast ganz im Heidentum unter. Später wurde eine katholische M. in Bathurst gegründet, wo auch die englischen Wesleyaner eine Station ebenso wie auf der Macarthyinsel errichteten. Diese Gambiamisfion ist gegenwärtig mit Sierra Leone zu einem Distrikt verbunden. Sie zählt 9 Stationen mit 7 weißen und farbigen Arbeitern, 720 vollen Kirchengliedern, 5 Schulen und 501 Schülern. In Sierra Leone begann 1804 die englische (Hurod Hli^ion-3.1')? societ^ mit deutschen Sendboten eine M. unter dem Susustamm am Rio Pongas, doch mußte dieselbe nach 14jähriger Arbeit infolge von todbringenden Krankheiten und Verfolgungen der Sklavenhändler aufgegeben werden. Erst 1855 konnte man die Mission'sthätigkeit wieder aufnehmen; auf den Losinseln wurde die Station Fotuba gegründet, andre am Bullomufer des Sierra Leoneflusses, im Quiah-, Sherbro- und Mendilande. Jetzt ist die Kolonie eine selbständige Diözese mit eignem Bischof. Außerdem sind hier Wesleyaner, Freimethodisten, Angehörige der methodistischen Gemeinschaft der Gräfin Huntingdon und Baptisten thätig. Die Katholiken zählten 1885 nur 369 A-nhänger^ die Protestanten (4 englische Gesellschaften mit 14 Missionaren) dagegen 10,879.
InLiberia sind die Missionen sämtlich protestantisch und fast ausschließlich von den Vereinigten Staaten von Nordamerika ausgegangen, wie sie auch von dort unterhalten werden. Eine französische katholische Gesellschaft, I^g. eon^re^ation än 8aint>N8pi'it et du 8aint ewur äs Hiario, wählte 1884 Liberia als Arbeitsfeld und gründete in Monrovia eine Missionsstation, doch war der Erfolg ein so geringer, daß die M. 1887 wieder aufgehoben wurde. Die Baseler M. hatte schon 1827 einige Stationen in Monrovia und Grand Bassa errichet. Da aber kurz hintereinander von 8 Missionaren 4 dem Klima zum Opfer fielen, so wurden die Stationen 1831 wieder aufgegeben. Dagegen entfaltet die bischöfliche Kirche (I>rM68tHiit ^piöooxoi (Hurcii) bereits seit 1837 eine sehr bedeutende, über ganz Liberia ausgebreitete Thätigkeit. Sie arbeitet noch stets mit aus Amerika herübergesandten Missionaren, worunter zahlreiche Neiße, und besitzt jetzt bis weit in das Innere hinein Stationen, gegenwärtig 16. An der Spitze steht der M^ion«^ Visliop ol 0g^6 ?a1in^8 anä I>0rt8 Hch'aceut, welcher seinen Sitz in Grand Cape Mount hat. Das Personal besteht außer dem Bischof aus 5 Priestern, 5 Dekanen, 4 Kandidaten, 18 Lehrern und 2 Geschäftsagenten. Dieses Personal leitet 2 Erziehungsanstalten (darunter eine Töchterschule) mit 251 Zöglingen, 9 Primärschulen (darunter 1 Waisenhaus) mit 284 und 13 Sonntagsschulen mit 268 Schülern. Im ganzen hat die Genossenschaft 9 Kirchen, 5 Schulhäuser und 452 Kommunikanten. Die amerikanische lutherische Generalsynode gründete 1860 die Missionsstation Mühlenberg am St. Paulsfluß, welche jetzt selbsterhaltend ist, später noch einige andre. Am bedeutendsten steht
indes die Nktkoäist Ni^eopal (üimreii da, welche bereits 7 Kirchen mit 2490 Kommunikanten unterhält und eine ziemlich selbständige Organisation besitzt. Nächstdem haben die Baptisten den meisten Anhang, während es die Presbyterianer zur finanziellen Selbständigkeit immer noch nicht haben bringen können. Alle aber machen neben der Verbreitung des Christentums es sich zur Aufgabe, die Erziehung der Jugend in die Hand zu nehmen, und kaufen, um die Mädchen vor dem Verkauf durch ihre Eltern an heidnische Polygamisten zu bewahren, viele derselben an.
Auch nehmen sie Waisen auf, für welche wohlthätige Amerikaner meist auf 10 Jahre einen gewissen Betrag zahlen. Indessen arbeitet der christlichen M. die sehr rührige und den Eingebornen viel verständlichere mohammedanische Progaganoa vom Innern her mit vielem Erfolg entgegen. Während die genannten amerikanischen Missionen sich die Aufgaben stellen, die Kinder der Eingebornen im Lesen, Schreiben und Rechnen, die Mädchen überdies in nützlichen Handarbeiten zu unterrichten und dieselben zu religiösen und brauchbaren Menschen heranzubilden, sollten die ebenfalls von Amerika gegründeten sogen. 86ii8UM0i'tiii^ nii88i0N8 unter der Leitung von amerikanischen weißen, verheirateten Missionaren den Teilnehmern durch Landbau nach und nach die Mittel zu einer unabhängigen Existenz verschaffen und den umwohnenden Eingebornen als Musterwirtschaften für den Landbau dienen. Aber nachdem bereits über 100 Weiße in verschiedenen Ansiedelungen sich niedergelassen hatten, mußte die zu großen Hoffnungen berechtigende Unternehmung infolge der kriegerischen Unruhen unter den Eingebornen wieder aufgegeben werden.
An der Goldküste hat die kathol. Lyoner Gesellschaft der afrikanischen Missionen mehrere Stationen. Protestantische engnsche Methodisten begannen 1834 eine M. bei Cape Coast Castle, diem Aschanti zuerst gute Aufnahme fand, bald aber dort verdrängt wurde, während an der Küste überall Kirchen und Schulen entstanden. Weiter östlich hatten bereits im vorigen Jahrhundert die Herrnhuter einen Missionsversuch gemacht, den sie indes, nachdem 11 Brüder und 1 Schwester gestorben waren, wieder aufgaben. Auch die 1828 hier erscheinenden Missionare von Basel, welche ihre erste Station in Christiansborg gründeten, mußten ähnliche Erfahrungen machen. Aber ihre Thätigkeit breitete sich schnell aus, und bald zählten sie außer Christiansborg Stationen in Abokabi, Odumase, Akropong, Aburi, Kjebi, Ada und Anam mit mehreren Außenstationen, auf denen jetzt 22 europäische Missionare und 104 eingeborne Gehilfen unter 5570 Christen wirken.
In den verschiedenen höhern und niedern Schulen empfangen 1686 Schüler (494 Mädchen) Unterricht, die Ausgaben betragen 164,000 Mk. An der westlichen Sklavenküste, in Togo, arbeitet feit 1647 die Norddeutsche (Bremer) Missionsgesellschaft. Sie hat3 Haupt- und 12 Außenstationen zu Keta (Quitta), Anyako, Waya, Wegbe, Ho, Peti u. a., auf denen 11 deutsche Missionare mit 18 eingebornen Gehilfen unter 800 Heidenchristen wirken. In 14 Schulen werden über 300 Schüler unterrichtet. Auch gründeten die Lyoner Katholiken von ihrer Station Agne^ dicht an der Ostgren Ze des deutschen Togogebiets, 1886 eine Nebenstation zu Atakpame. Ander Küste von Dahome und in Joruba begegnen wir zunächst den Wesleyanern in Porto Novo, Badagry, Lagos und Abeokuta, auch wurde neuerdings die M. in Whydah wieder aufgenommen. In Dahome haben