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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sternenstrahlung; Steuerung; Stickstoff

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Sternenstrahlung - Stickstoff

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Sterne'

der Mond aller Vorbedingungen für organisches Leben entbehrt, indem wir ihn uns als vollkommen öde, ohne Wasser und Luft vorzustellen haben. Dem gegenüber sind, wie oben ausgeführt, die Verhältnisse beim Mars erheblich günstiger. Keiner der übrigen Körper des Sonnensystems bietet in ähnlichem Grade Aussicht auf die Bewohnbarkeit.

Mit wenigen Worten können wir über die fernern Planeten, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, hinweggehen. Von maßgebender Seite ist auf Grund neuer Beobachtungsresultate die Ansicht ausgesprochen, daß der Kern des Planeten Jupiter noch sehr heiß sein müsse, die geringe mittlere Dichtigkeit, die schnellen Veränderungen und Bewegungen in der Atmosphäre des Körpers, die verschiedene Rotationsgeschwindigkeit, die sich für die äquatorealen Gegenden und solche unter höherer Breite ergibt, lassen kaum eine bessere Erklärung zu. Beim Vorhandensein dieses Zustandes werden vulkanische Eruptionen in riesigem Maßstab höchst wahrscheinlich häufig auftreten, wodurch die Bildung der Streifen mit allen Einzelheiten erklärlich werden. Es werden nämlich die hierbei emporgeschleuderten glühenden Gase und Dämpfe über der Ausströmungsöffnung die Wolkendecke durchbrechen, und da diese eruptiven Massen eine geringere Rotationsgeschwindigkeit haben, so muß dann die Bildung eines dunkeln Streifens erfolgen, der in der Rotationsrichtung liegt. Derartige Vorgänge sprechen nicht für eine Bewohnbarkeit im engern Sinne. Ganz dasselbe gilt vom Saturn, aller Wahrscheinlichkeit nach auch vom Uranus und Neptun, bei denen sich noch die Schwierigkeiten gegen jene Möglichkeiten durch die ungeheure Ferne vermehren, in welcher dieselben sich von der Sonne befinden. Wir brauchen hier also nicht erst die große Masse jener Planeten im Vergleich zur Masse der Erde, ihre geringe Dichtigkeit, die beim Jupiter kaum wechselnden Jahreszeiten, die besondere Lage der Achse des Uranus und dergleichen heranzuziehen.

Ohne jeden wissenschaftlichen Hintergrund sind die Phantasien über das Vorkommen von Organismen auf Kometen und Nebelflecken, mögen sie nun als gasförmige Körper oder als Anhäufungen von Fixsternen, die unsrer Sonne vergleichbar sind, erkannt worden sein. Und wenn von bekannten englischen und deutschen Naturforschern als Ursache für die erste Entstehung organischen Lebens auf der Erde angeführt worden ist, daß unser Planet möglicherweise die ersten Keime durch meteorische Körper aus fernen Welträumen erhielt, so sind solche Äußerungen wohl kaum ernsthaft zu nehmen, oder doch nur insofern, als damit die Überzeugung von der Möglichkeit der Bewohnbarkeit andrer Welten ausgesprochen wurde. Die Fixsterne sind als Sonnen anzusehen, an Größe und Masse vielfach der unsrigen überlegen, sie fallen also auch nicht in das Gebiet bewohnter Welten. Wenn wir aber in Betracht ziehen, daß durch die Spektralanalyse die Gleichheit der Materie auf der Sonne und ihren Planeten, speziell der Erde, in den wesentlichsten Teilen nachgewiesen ist, daß ferner andre Fixsterne nach derselben Forschungsmethode wieder aus gleichen Stoffen zusammengesetzt gefunden wurden wie unsre Sonne, sich auch in demselben Aggregatzustande befinden, so dürfen wir den Gedanken als durchaus berechtigt ansehen, daß auch jene Sonnen von Planeten umgeben sind, die ähnlich dem Mars und daher der Erde die Bewohnbarkeit als möglich oder selbst wahrscheinlich erscheinen lassen. Vgl. die übrigens mit Vorsicht aufzunehmenden Werke von C. Flammarion, Les mondes imaginaires et les mondes réels ↔ (19. Aufl., Par. 1884) und »La pluralité des modes habités« (31. Aufl., das. 1890; deutsch, Leipz. 1865); R. Proctor, The orbs around us (neue Ausg., Lond. 1886).

Sternenstrahlung (Temperatur des Weltraums). Theoretische Betrachtungen über die Größe der S., d. h. derjenigen Wärmemenge, welche aus dem Weltraum durch die Radiation der Himmelskörper mit Ausnahme der Sonne zur Erde gelangt, sind bereits von Fourier, Poisson und Pouillet angestellt und mit der Bestimmung der Temperatur des Weltraums in Verbindung gebracht. Dabei wurde als Temperatur des Weltraums diejenige Temperatur verstanden, welche in ihm stattfinden müßte, wenn er nur unter dem Einfluß der direkten Wärmestrahlung der Gestirne stehen würde. Nach Fouriers Bestimmungen sollte die Temperatur des Weltraums nur sehr wenig unter der Temperatur der Erdpole liegen und ungefähr -50 bis -60° betragen. Am eingehendsten hat sich Pouillet mit dem Problem der S. beschäftigt, welcher zuerst ihre Größe in absoluten Werten zu bestimmen versuchte und die gesamte Wärme der S., welche auf unsre Atmosphäre trifft, zu fünf Sechstel der mittlern Strahlung der Sonne (0,4 Kalorie pro QZentimeter und Minute) ermittelte. Aus diesem Werte leitete er als Resultat ab, daß die Temperatur des Weltraums -142° betrage. Wie Maurer in neuester Zeit nachgewiesen, sind die Betrachtungen von Pouillet auf physikalisch unhaltbaren Annahmen begründet, auch ist der Wert der Solarkonstanten, d. h. derjenigen Wärmemenge, welche die Sonne in einer Minute an der Grenze der Atmosphäre auf eine Fläche von 1 qcm bei senkrechter Bestrahlung abgibt, zu 1,76 Kalorie angenommen, während derselbe nach spätern Untersuchungen bedeutend größer ist und nach den Messungen von Violle 2,56 und nach denen von Langley 3 Kalorien beträgt. Derartige Unsicherheiten lassen die Resultate von Pouillet als hinfällig erscheinen, wie es denn überhaupt schwer ist, über die Größe der Energiemenge, welche uns aus dem Weltraum vermöge der Radiation von Körpern hoher und niedriger Temperatur zugestrahlt wird, auch nur die allerersten Näherungswerte zu erhalten. Wenn es aber gegenwärtig unmöglich ist, die S. an der Erdoberfläche zu bestimmen, so wird man um so mehr die Ermittelung der Stellarkonstanten, d. h. die an der Grenze der Atmosphäre wirksame Strahlung des Weltraums, aufgeben müssen. Da wirkliche Thatsachen, welche beweisen, daß die S. einen merklichen Wert besitzt, bis jetzt nicht vorliegen, so kann man mit Recht mit Maurer sagen, daß es keinen Zweck hat, von einer Temperatur des Weltraums im obigen Sinne zu sprechen, und daß man heute nur so viel sagen kann, daß die Energiemenge, welche uns vermöge der Radiation von Körpern hoher und niedriger Temperatur aus dem Weltraum zugestrahlt wird, im Vergleich zur Sonnenwärme und zur eignen Strahlung der Atmosphäre ohne Einfluß ist. Daß daher die Sternenwärme jemals zur Erklärung von meteorologischen Vorgängen an der Erdoberfläche, die eine kosmische Ursache verlangen, mit Erfolg wird benutzt werden, können, kann nicht angenommen werden.

Steuerung, System Bonnefond, s. Lokomotive, S. 588.

Stickstoff. Für die Bewirtschaftung des Sandbodens hat die Kultur von sogen. stickstoffsammelnden Pflanzen die allergrößte Bedeutung, obgleich über die Frage, wie der Prozeß der Stickstoffassimilation in den grünen Pflanzen vor sich

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 891.