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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Taxation der Güter - Teppiche
hat man zwischen angebornerund erworbener T. zu unterscheiden. Ersterer liegen Entzündungen des Gehirns und seiner Häute, Anomalien des Nervensystems, Defekte oder Ernährungsstörungen im Gehörapparat, oder Ohrenentzündungen, die sich bereits beim Fötus entwickelt haben, zu Grunde. Dagegen ist die erworbene T. gewöhnlich die Folge von den Verlust des Gehörs bewirkenden Krankheiten des Kindesalters. Der Kopf der Taubstummen ist häufig asymmetrisch geformt, Kurzköpfigkeit vorherrschend.
Der Körper ist meist schwächlich und klein, Brustumfang und Lungenkapazität sind gering, die Klafterweite ist häusig "größer als beim Normalmenschen.
Kariöse Zähne, Spärlichkeit des Haarwuchses und Neigung zu Augenlidentzündung kommen häusig vor.
Die Nase ist zuweilen abgeplattet, die Lippen sind häufig dick, fleischig und herabhängend, die Intelligenz ist im allgemeinen gering, der Geisteszustand häufig dem Idiotismus nahekommend. Die Sterblichkeit der Taubstummen ist sehr bedeutend.
Taxation der Güter, s. Güterabschätzung.
Taysen, Ad albert von, preuß. General und Militärschriftsteller, geb. 11. April 1832 zu Eutin, trat 1848 in das oldenburgische Infanterieregiment, ward 1853 Leutnant, besuchte 1856 - 59 die allgemeine Kriegsschule in Berlin, ward 1861 Oberleutnant, war 1862 - 64 Ordonnanzoffizier und militärischer Begleiter des Herzogs Elimar von Oldenburg, machte 1866 als Hauptmann den Mainfeldzug mit, trat 1867 in die preußische Armee über als Hauptmann im 91. Infanterieregiment, mit welchem er 1870/71 den französischen Krieg mitmachte, ward 1874 Major im Großen Generalstab und Lehrer an der Kriegsakademie, 1881 Oberstleutnant und Abteilungschef im Nebenetat des Großen Generalstabes, 1885 Oberst, 1888 Generalmajor und Chef der kriegsgeschichtlichen Abteilung im Großen Generalstab.
1892 ward er als Generalleutnant verabschiedet. Er schrieb: »Friedrichs d. Gr. Lehren vom Kriege (Verl.
1877); »Zur Beurteilung des Siebenjährigen Krieges« (das. 1882, gegen Bernhardi); »Die militärische Thätigkeit Friedrichs d. Gr. während seines letzten Lebensjahres« (das. 1886); »Die äußere Erscheinung Friedrichs d. Gr. und der nächsten Angehörigen seines Hauses« (das. 1891).
Tebriz. Aus dem Gebiete dieser persischen Provinzialhauptstadt wurde in der Zeit vom 1. April 1889 bis 31. März 1890 ausgeführt nach Europa, ausschließlich Rußland, für 2,4 Mill. Mk., nach Rußland für 5,3 Mill. Mk., namentlich Rosinen, Mandeln, Teppiche und Tabak für Wasserpfeifen. Eingeführt wurde für 17 Mill. Mk., davon aus Rußland für 1,2 Mill., der Rest aus dem übrigen Europa, namentlich für 10 Mill. Mk. Baumwollwaren aus Manchester, für 2,i Mill. Mk. Thee aus London und Amsterdam, für 0,9 Mill. Mk. Tuche aus Österreich und Deutschland :c. Die Ausfuhr richtet sich also vorwiegend nach Rußland, während ein großer Teil der Einfuhr aus Großbritannien kommt.
Teichmuscheln, s. Muscheln.
Telcthermometcr (griech.), von Puluj angegebener Apparat zur Temperaturmessung, welcher auf der Anwendung zweier Leiter beruht, die ihren galvanischen Widerstand mit der Temperatur in entgegengesetztem Sinne ändern. Der thermometrische Teil besteht aus einem zugeschmolzenen Glasröhrchen, welches einen karbonisierten Kohlenfaden und eine Eisendrahtspirale enthält und mit Wasserstoff gefüllt ist.
Kohlenfaden und Eisensplrale bilden zwei Zweige einer Wheatstoneschen Brücke und sind durch drei Zulei tungsdrähte mit dem messenden Teil der Brücke verbunden, welcher eine empirische Temperaturskala trägt. Mit der Temperatur nimmt der Widerstand des Kohlenfadens ab, derjenige der Eisenspirale aber zu, und dem entsprechend ändert sich der Nullpunkt des Spannungsunterschiedes auf dem Meßdrahte.
Die Lage dieses Nullpunktes wird entweder mittels des Galvanometers oder mittels des Telephons bestimmt, indem ein Kontakt an dem Meßdraht so lange verschoben wird, bis das Galvanometer keinen Ausschlag. oder das Telephon keinen Ton mehr gibt.
Tenot (sftr. -oh), Eugene, franz. Publizist, geb.
2. Mai 1839 zu Larreule (Oberpyrenäen), war erst Lehrer an mehreren Lyceen, widmete sich aber 1864 der Journalistik und wurde 1865 einer der bedeutendsten Mitarbeiter des »Siecle«. Nachdem er unter Gambetta von September 1870 bis Februar 1871 Präfekt des Departements Oberpyrenäen gewesen war, wurde er in die Nationalversammlung und 1876 in die Deputiertenkammer gewählt, der er bis 1885 angehörte; T. schloß sich den gemäßigten Republikanern an. Er schrieb: »1^3, province 6nä606mdi6 1851« (1866) und »I^i'iL 6ii ä6c6wdi6 1851« (1868), welche Schriften bedeutendes Aufsehen erregten und großen Erfolg hatten; »I^k I^ron Mi's« (1875); »1^63 U0UV61168 (I6k6U868 Ü6 1k?l'3.uc6«; 1. Teil: »?3.i'i8 6t 868 t0i'tiücktioii8« (1880), 2.Teil: »I^?i'outi6r6« (1882), und »I>0u1lm^6i' miiiwii'6 (1887), in welcher Schrift er die Nichtigkeit der militärischen Leistungen des damals hochgefeierten Generals darlegte.
Teppiche, orientalische. Die schwankenden Grundlagen der Erkenntnis der Geschichte und Herkunft der altorientalischen T. sind in neuester Zeit wesentlich gefestigt worden, einerseits durch die Wiener Teppichausstellung (Anfang 1891) und anderseits durch die in dem Werke "Altorientalische T.« (Leipz. 1891) von A. Riegl zusammengestellten Forschungsresultate. Das reiche Vergleichsmaterial der Ausstellung ließ die zusammengehörenden Gruppen unter den aus der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrh, erhaltenen Knüpfteppichen schärfer hervortreten.
Ornamentale Gründe und auch die trotz des gegenwärtigen Verfalles noch durchführbaren Rückschlüne von modernen Arbeiten genau bekannter Herkunft auf verwandte ältere Exemplare ermöglichten es, daß von den wichtigsten Arten antiker T. das Produktionsland mit ziemlicher Sicherheit ermittelt werden kann. Dabei ergab sich als allgemeines Resultat, daß man bisher mit Unrecht fast alles ältere Material allein Persien zugeschrieben hatte. Auch die Länder der osmanischen Türkei, namentlich Kleinasien, haben sich sicher im 16. Jahrh., wahrscheinlich schon früher, an der orientalischen Knüpfteppichproduktion in ausgiebiger Weise beteiligt mit Kunstteppichen, welche an die besten Erzeugnisse der neupersischen Blütezeit des 16. Jahrh, heranreichen, nicht nur durch die primitivern Nomadenteppiche. Die charakteristischen Ornamentmotive der aus Wolle gearbeiteten türkischen Kunst- oder Luxusteppiche sind Blumen in einer Stilisierung, welche die Vorbilder der Natur, zumeist Nelken, Tulpen, Hyazinthen und Rosen, noch deutlich erkennen lassen. Diese Muster kennt die iranische Kunst in dieser Form nicht; sie bilden aber die Grundlage der Dekoration in der gleichzeitigen osmanischen Keramik, deren bekannteste Denkmäler die Wandfliesen osmanischer Bauten in Konstantinopel und Kleinasien sind. Die Ähnlichkeit der Blumendessins ist bei den Fliesen und Teppichen so groß, daß an der gleichen Heimat beider nicht zu Zweifln ist. Eine zweite Gruppe türkischer Luxus-