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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Vereinigte Staaten von Nordamerika (Industrie, Bergbau)
Rindvieh, Schafe und Schweine, sobald sie, sei es lebend oder in verarbeitetem Zustande, für den Handel nach einem andern Staate bestimmt, vor der Einschiffung oder dem Einsalzen und Verkochen auf ihre Gesundheit zu untersuchen sind, auch wurde durch Bestimmung über die Schiffseinrichtungen für lebendes Vieh eine humane Behandlung der Viehtransporte gesichert.
Industrie.
Die Fortschritte der amerikanischen Eisenindustrie sind so großartige gewesen, daß die englische Eisenindustrie, welche 1880 noch die amerikanische um mehr als das Doppelte überragte, nunmehr bereits überholt worden ist, so daß 1890 die Union zum erstenmal an die Spitze der Eisen produzierenden Länder der Erde getreten ist. Die Produktion von Roheisen betrug 9,202,703 Ton., ungefähr 1,200,000 T. mehr als in Großbritannien, Bessemerstahl-Ingots 3,688,871 T. oder 2 Mill. mehr, Bessemerstahlschienen 1,867,837 T. oder 1 Mill. mehr. Nur in dem zum Schiffbau gebrauchten dekarbonisierten Stahl hat Großbritannien die frühere Oberherrschaft behauptet. Während 1889: 48 eiserne oder stählerne Handelsschiffe und 1860 Lokomotiven gebaut wurden, bezifferten sich diese Zahlen 1890 auf 63, bez. 2213. Aber trotz der wachsenden Produktion, die durch die seit 1. Juli 1891 bedeutend erhöhten Zölle mächtig gefördert wird, ist die Einfuhr von Eisen- und Stahlfabrikaten sehr bedeutend. Sie betrug 1890: 44,540,084 Doll., davon für 23,670,158 Doll. aus England. Die stark zunehmende Ausfuhr betrug 27,000,134 Doll. Aus Deutschland wurden eingeführt für 1,252,572Doll. Messerschmiedewaren, für 592,883 Doll. gewalzter Draht, für 599,690 Doll.
Roheisen und für 309,131 Doll. Maschinen, dagegen dahin ausgeführt für 585,231 Doll. Maschinen, für 456,884 Doll. Nähmaschinen und für 96,564 Doll.
Sägen und Werkzeuge. Die Bau m wollindustrie hat sich namentlich in den Südstaaten außerordentlich gehoben; während sich 1880 dort nur 164 Baumwollfabriken und Spinnereien befanden, standen 1890 bereits 271 Fabriken mit 1,624,335 Spindeln und 36.524 Webstühlen im Betrieb. Die Ausfuhr amerikanischer Baumwollwaren nach China, Mexiko, Zentral- und Südamerika betrug 1890: 9,999,277, die Einfuhr aber 29,918,055 Doll., wovon für 8,488,468 Doll. aus Deutschland. Dagegen bleibt die Ausfuhr von Woll waren (1890: 437,479 Doll.) gegenüber der Einfuhr (56,582,432 Doll.) unbedeutend. Deutschland führte für 12,318,783 Doll. ein.
Sehr ausgedehnt ist die Teppichfabrikation, welche 7056 mechanische und über 3000 Handwebstühle beschäftigt und Teppiche im Werte von über 60 Mill.
Doll. herstellte, wovon mehr als die Hälfte auf Philadelphia entfiel. Seiden waren wurden eingeführt für 38,7 Mill. Doll., davon für 10,357,086 Doll. aus Deutschland, Leinenwaren für 16,2 Mill.
Doll., davon für 1,941,9l5 Doll. aus Deutschland.
Die Papierindustrie hat ebenfalls einen großartigen Aufschwung genommen. Mitte 1890 bestanden in der Union 1158 Papierfabriken, welche im stände waren, täglich 13,616,580 Pfd. Papier zu liefern, d. h. 8 Mill. Pfd. mehr als im Vorjahr.
Ausgeführt wurden Papierwaren für 1,226,685, eingeführt für 2,816,860 Doll., davon für 1,905,871 Doll. aus Deutschland. Die Schuh- und Lederindustrie, deren Hauptsitz Massachusetts blieb, hat ihre Thätigkeit in den letzten 3 Jahren nahezu verdreifacht. Boston allein versendete nach dem Inland 3,535,211 Kisten mit Schuhwaren, die übrigen
Städte von Massachusetts weit über 2 Mill. Kisten.
Ausgeführt wurden an Leder und Lederwaren für 12,438,847, eingeführt für 21,881.886 Doll. Das amerikanische Leder geht fast ausschließlich nach Groß-britannien, Sohlleder auch nach Deutschland, 1890 für 294.594 Doll. Aus Deutschland wurden 1889-1890 eingeführt: Handschuhe für 2,077.917, Kalbleder für '541,388, Oberleder für 417,825 Doll. Mit der zunehmenden Lederindustrie, die in den letzten Jahren sich auch mit der Herstellung von Marokkoleder in hervorragendem Maße beschäftigt, ist auch die Einfuhr von Häuten und Fellen gestiegen, welche 1889/90 einen Wert von 21,881,886 Doll. darstellte.
IBergwerke.1 Über die Produktion von Gold liegen ziemlich genaue Angaben vor, weil das Gold fast ausnahmslos den Münzstätten zur Prägung oder Abstempelung übergeben wird. Da aber in Bezug auf das Silber eine gleiche Kontrolle nicht besteht, find die Schätzungen oft widersprechend. Nach den Schätzungen des Münzamtes in Washington wurden 1890 produziert für 32,845,000 Doll. Gold und fur 70,464,645 Doll. Silber, wobei für letzteres der Prägungswert und nicht der niedrigere eigentliche Handelswert (57,225,000 Doll.) angenommen ist. Der Wert der produzierten Edelmetalle betrug in Colorado 24,186,868, Montana 22,893,939, Kalifornien 14,034,343, Utah 9,550,505, Nevada 9,206,060, Dakota 2,964,646, Arizona 2,839,393 Doll. Während in frühern Jahren die Einfuhr von Edelmetallen weit hinter der Ausfuhr zurückblieb, zeigte sich 1890 kein großer Unterschied; es betrug die Ausfuhr von^ Gold 24, von Silber 26,5 Mill., die Einfuhr von^ Gold 20,2, von Silber 22,4 Mill. Doll. Nach dem Gesetz vom 14. Juli 1890 darf der Schatzsekretär mo!natlich 4,500,000 Unzen Silber zum Marktpreis,! welcher jedoch einen Dollar für 371,25 Gran reines Silber nicht übersteigen darf, ankaufen und in Zahlung Schatzamtsnoten der Vereinigten Staaten ausgeben; auch soll vom 1. Juli 1891 an die obligatorische Prägung von Silberdollars aufhören. Es waren vorhanden 1. Nov. 1891: Gold 671,139,531, Silber 539,241,624, zusammen 1,210,381,155 Doll. Die Produktion von Eisenerz betrug 1890: 16,753,170 Ton., cinebedeutende Steigerung gegen die Vorjahre.
Die reichhaltigsten Eisengruben sind die am Lake Superior; von diesen lieferten 1890 die in Michigan und Wisconsin 8,132,115, die Vermillion Lake-Gruben in Minnesota 880,264 T., nächstdem bedeutend find die Cornwallgruben in Pennsylvanien, die Port Henry-Gruben in New Jork und die in New Jersey.
Auch die Förderung der Kupfer gruben hat zugenommen; 1890 betrug dieselbe 278,610,000 Pfd.
In den letzten Jahren sind die reichen Lake Superior-Gruben von denen in Montana überholt worden.
Das Erz (1890 für über 6 MM. Doll.) geht fast ausschließlich nach England. Die Förderung von Kohle hat namentlich seit zunehmender Erschöpfung des in zahlreichen Eisen- und Glaswerken sowie sehr vielen Haushaltungen als Heizungsmaterial verwandten, dem Boden entströmenden Gases stark zugenommen.
Das so verwandte Gas kam 1888 einer Äienge von 14,063,830 T. im Werte von 22,629,875 Doll. gleich.
Die Produktion von Anthracit in Pennsylvanien betrug 1890: 35,855,174, die von bituminöser Kohle 104 Mill. T. Die Petroleumproduktion ist infolge der vermehrten heimischen und ausländischen Nachfrage in den letzten Jahren bedeutend gestiegen.
Petroleum wird in der Union mehr und mehr als Feuerung verwendet und zu diesem Zwecke besonders präpariert; 1887 wurden erst 700,000, aber 1890